Geliebte der Nacht
Handarbeit und konzentrierte sich erneut darauf. Aydan gluckste und zappelte auf Cassandras Bein, seine kleine Faust hatte er in seinen Mund gesteckt und nuckelte daran.
»Er ist hungrig«, stellte die Gräfin fest und Emilia legte ihre Arbeit zur Seite.
Die Gouvernante erhob sich und nahm Aydan von Cassandras Schoß.
»Soll ich ihn gleich zu Euch bringen?«, fragte sie. »Nein, bitte legt ihn in sein Bet tchen, da mit er schlafen kann«, antwortete Cassandra und lächelte sie an.
Emilia nickte und zog sich gemeinsam mit dem kleinen Jungen zurück. Nachdenklich blieb die Gräfin allein und sah in den Salon. James hatte sie in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen und er hatte sich verändert. Sie wusste nicht, ob es an der Ungewissheit lag, dass weitere Jäger der Bruderschaft ihnen auflauerten oder an etwas anderem. Es tat ihr im Herzen weh, dass sie ihn nur zu später Stunde in ihrem Gemach sah und er sich meist wortlos neben sie ins Bett fallen ließ. Seit Wochen hatten sie keine Zärtlichkeiten mehr ausgetauscht und wann er das letzte Mal gesagt hatte, dass er sie liebt, musste ebenso lang her gewesen sein.
Seufzend erhob sich die Gräfin und ging ans Fenster. Sie vermisste ihre Heimat und ihren Bruder, der ihr seit ihrer Hochzeit keinen weiteren Besuch abgestattet hatte, wie er es versprochen hatte. Langsam reifte in ihr der Verdacht, dass James sie nicht mehr wollte und sie entschied, dass ein Urlaub wohl das Beste für sie und Aydan war. Cassandra hörte Schritte und wandte sich zur Tür. In ihrem roten Kleid sah sie atemberaubend aus, das Korsett war eng geschnürt und brachte ihre schlanke Erscheinung zur Geltung. Margret knickste vor ihr und Cassandra nickte ihr zu.
»Es wurde ein Brief für Euch abgegeben«, sagte die Magd und näherte sich ihr.
Auch die Gräfin ging ihr entgegen und streckte die Hand nach dem sauber gefalteten Pergament aus. Als sie es festhielt, musterte sie das rote Wachssiegel und ein Lächeln stahl sich auf ihre Züge. Ihr Bruder Garrett hatte geschrieben. Sie brach das Siegel und entfaltete den Brief.
Meine liebe Schwester
Verzeih mir, dass ich erst nach so vielen Monaten schreibe und Dir das Gefühl gab, dass Du mir nicht wichtig bist. Die Geburt meines Neffen habe ich mit Freude vernommen und auch unsere Eltern sind stolz, auch wenn sie es nicht zugeben möchten. Leider konnte ich Dich nicht besuchen, doch hoffe ich, dass mein Geschenk Euch erreicht hat. Cassandra erinnerte sich an das Spielzeug und die Kleider, die Garrett geschickt hatte.
Ich hoffe, dass ihr drei wohlauf seid, und möchte Euch herzlich in die Sommerresidenz in Dulanis einladen. Ich halte mich bereits hier auf und freue mich auf eine baldige Antwort von Dir.
In Liebe,
Garrett
Eine Freudenträne verließ ihren Augenwinkel und sie musste lächeln.
»Bitte packt für mich und Aydan, Margret. Wir werden verreisen«, wies Cassandra die Magd an, die nickte und sich zurückzog.
Sie selbst ging in James‘ Schreibzimmer und wunderte sich, dass es verlassen war.
Die junge Gräfin nahm hinter dem Schreibtisch Platz und formulierte eine Antwort an ihren Bruder, in der sie ihr kommen ankündigte. Lächelnd versiegelte sie das gefaltete Pergament schließlich. Cassandra betätigte die kleine Glocke, die auf dem Sekretär lag, und Esra kam herein.
»Ihr habt geläutet?«, fragte er und hielt sich kerzengerade. Sie nickte,
»Bitte lasst diesen Brief nach Dulanis bringen. Es steht darauf, wohin er gebracht werden soll«, antwortete sie und überreichte dem Butler das Schreiben.
~ James ~
Das Pferd schnaubte vor Anstrengung und James streichelte den Hals vom schwarzen Hengst. »Immer ruhig mein Bester«, redete er auf das Tier ein.
James sah sich um. Shadow hatte ihn in den Wald gebracht, genau dorthin, wo er Cassandra einst gefunden hatte. Seufzend sprang der Graf vom Ross und fragte s ich, was geschehen wäre, wenn er ihr und ihre Gefährten, die dennoch starben, nicht zur Hilfe geeilt wäre. Er liebte Cassandra, aber seit Aydans Geburt hatte sich einiges geändert. Ihr Körper hatte sich verändert, ihr Bauch war nicht mehr straff und ihr Busen war nicht mehr so fest. Kopfschüttelnd vertrieb er diese Gedanken und sah sich um. James überlegte, aus welchem Grund Shadow ihn ausgerechnet hierher gebracht hatte. »Warum hast du mich hergebracht alter Freund?«, fragte er das Tier, doch natürlich gab der Hengst ihm keine Antwort.
Langsamen Schrittes entfernte James sich von seinem Pferd und sog, mit
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