Geliebte der Nacht
sich nicht verändert zu haben. Wie konnte es sein, dass sie so sehr in diesem Traum gefangen war?
Wahrscheinlich hatte die ganze Aufregung vor Aydans Geburt und diese so an ihren Nerven gezerrt, dass ihr Unterbewusstsein sich nun gerächt hatte.
»Ist wirklich nichts geschehen?«, fragte sie leise und sah zu James, der gerade ihren gemeinsamen Sohn aus der Wiege hob.
»Nein außer, dass du etwas Fieber hattest und ein Arzt kommen musste, um die Plazenta zu entfernen, ist nichts vorgefallen. Glaub mir meine Schöne, wenn etwas passiert wäre, würde ich es dir gewiss nicht verschweigen«, antwortete er lächelnd. Sie kannte seine entwaffnende Ehrlichkeit zu gut und sein charmantes Lächeln steckte sie an. Mit dem Baby im Arm nahm James auf dem Bett Platz und Cassandra streckte ihre Arme nach ihrem Sohn aus. Achtsam legte er ihr Aydan in den Arm und lächelte, als seine Gemahlin ihn an ihrer Brust wiegte. Behutsam küsste sie die kleine runde Stirn und streichelte durch das weiche schwarze Haar. »Er ist wunderschön«, sagte sie leise.
»Wie seine Mutter«, merkte James an.
Sie schaute auf und sah ihn freudestrahlend an. Der Graf gab seinen Finger in die Kinderhand, die ihn sofort umklammerte und es entlockte ihm ein gedämpftes Lachen.
»Er hat Kraft«, stellte er stolz fest.
»Wie sein Vater«, grinste Cassandra und musterte die glatten roten Wängchen und die Stupsnase. »Bist du glücklich?«, fragte er und betrachtete seine hübsche Gemahlin.
Ihre Locken umspielten ihr makelloses Gesicht und betonten ihre blasse Haut und ihre geröteten Wangen. Blaue Augen strahlten ihn an und sie zeigte ihm ein strahlendes Lächeln.
»Sehr, ich bin wirklich sehr glücklich«, antwortete sie. James rutschte neben sie und legte seinen Arm um sie, behutsam zog er sie an sich heran.
»Bist du es auch?«, fragte sie leise und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
»Ich möchte es so sagen, ich habe seit dreißig Jahren nicht damit gerechnet, dass ich mich wieder verliebe und ... glücklich werde. Du hast meinem Leben wieder einen Sinn gegeben«, antwortete er ruhig und sie hörte die Aufrichtigkeit in seiner Stimme.
Verliebt seufzte sie und ihr Lächeln schwand nicht. Sie hatte alles, wa s sie sich für ihr Glück gewünscht hatte. Sie hatte einen wundervollen Ehemann, einen wunderschönen Sohn und sie waren alle gesund. Die Erinnerungen an die Silberstreifgilde und die vielen übernatürlichen Kreaturen, die sie getötet hatte, verblassten langsam. Es war etwas, wofür sie immer gebetet hatte, denn sie hatte es gehasst zu töten, obwohl es ihre Berufung gewesen war. Endlich konnte sie sich dem widmen, dass sie sich so sehnlich gewünscht hatte. Ihrer eigenen Familie.
Kapitel 6
~ Cassandra ~ 6 Monate später ~
Aydans Geburt war auf den Tag sechs Monate her und nun saß er auf dem Schoß seiner Mutter. Der Salon war zu Cassandras Lieblingsraum geworden, wenn sie nicht mit Aydan spazieren ging, war sie die meiste Zeit des Tages hier. Eine Amme saß ihr gegenüber und strickte etwas. Cassandra schätzte sie jünger als sich selbst, doch hatte sie nie danach gefragt wann und ob sie, Emilia mit Namen, ein eigenes Kind hatte. James hatte sie ausgesucht und ihr darüber hinaus nicht mehr erzählt, als Emilia.
Cassandra empfand die Dame als hübsch, sie hatte ein rundes Gesicht, schulterlanges blondes Haar und blaue Augen. Ihre Figur war allerdings weniger einladend. Zwar hatte sie eine sehr üppige Brust, aber auch breite Hüften und war untersetzt. Es störte sie jedoch nicht, denn ihr war es wichtig, dass Aydan satt wurde und das wurde er, wenn Emilia ihn nährte. Zu gerne hätte Cassandra ihn selbst genährt, doch bereits nach acht Wochen hatte ihr Leib keine Milch mehr produzieren wollen. Schweren Herzens hatte sie James damals erlaubt eine Amme zu suchen und sie ins Haus zu bringen, ihre einzige Voraussetzung war, dass es eine Dame sein sollte, deren Antlitz oder Körper ihm gefiel. Heute kam sie sich, für das was sie verlangt hatte, albern vor.
»Was strickt Ihr Emilia?«, fragte Cassandra interessiert und musterte die junge Nährmutter.
Aus ihren Gedanken gerissen schaute sie auf und sah Cassandra an.
»Es soll ein Hemdchen für Aydan werden«, antwortete sie und zeigte der Gräfin die blaue Wolle, die langsam die Form eines Hemdes annahm. Lächelnd nickte Cassandra.
»Es ist sehr hübsch«, lobte sie die Amme, die errötete.
»Vielen Dank Herrin«, erwiderte Emilia verlegen. Die Säugamme sah wieder auf ihre
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