Geliebte der Nacht
zu gewähren, die sie benötigte.
~ Emilia ~
Emilia hatte sich nicht bewegt, bis Caleb und Esra verschwunden waren. Unter Schmerzen stand sie auf und orientierte sich. Nach einer Weile fand sie die Straße und folgte ihr. Als sie eine Kreuzung im Wald erreicht hatte, wandte sie sich nach links und suchte den Unterschlupf ihres Bruders. Mehrere Male hatte sie James und Caleb belauscht, als sie über Cyrus‘ Tod gesprochen hatten. Der Verdacht Merphans hatte sich bestätigt und ihr das Herz zerrissen. Sie hatte diesen Nimrod geliebt, er sie ebenfalls und das trotz ihres Fluches.
Die Sonne neigte sich dem Untergang und sie fand das Refugium der übrigen Jäger endlich. Sie betrat die Höhle, es war dieselbe in der Cyrus die Gräfin gequält hatte, und rief: »Merphan?«
Er kam mit einer Fackel zu ihr und musterte sie.
»Warum kommst du her?«, fragte er.
»Sie haben es herausgefunden. Ich habe versagt«, antwortete sie.
»Sie wissen, dass wir sie jagen?«, wollte er wissen. Es erzürnte ihn, dass seine Schwester gescheitert war. Emilia schüttelte den Kopf.
»Nein, ich verriet bloß, dass ihr Land unseres ist.«
Merphan atmete durch.
»Gut. Was konntest du erfahren?«, wollte er wissen.
»Sie tragen die Schuld an Cyrus‘ Tod. Sie sind mit mehreren Wölfen über ihn hergefallen«, murmelte sie. In Merphan kochte es. Sie als Nimrode der Bruderschaft waren unsterblich, doch auch sie gingen in eine Welt, die dem Jenseits glich, wenn ihre Zeit gekommen war. Er ergriff Emilias Hand und zog sie tiefer in die Höhle.
»Prius, Cauldrin, wir werden Avabruck verlassen«, verkündete er lautstark.
Die Jäger trugen ihre Habe zusammen und löschten die Feuer.
Hinterher brachten sie alles zu den Pferden und sahen Merphan an. »Werden wir zurückkehren?«, fragte Cauldrin.
»Ja, das werden wir und dann wird James von Avabruck meine Rache zu spüren bekommen. Er wird sich wünschen nie geboren zu sein«, antwortete Merphan und stieg auf sein Pferd.
Kapitel 10
~ James & Cassandra~
~Zehn Jahre später ~
Die letzten Jahre verliefen glücklich und friedlich für die Adelsfamilie. Aydan wuchs, gedieh und war der ganze Stolz von Cassandra und James. Er war ein aufgeweckter Junge. Doch zu jedem Vollmond legte sich ein Schatten über diese Idylle. Aydan wurde aggressiv, griff seine Eltern an und wurde gewalttätig. Heute war es so weit. Der Mond nahm zu und James hatte die Fesseln bereitgelegt, mit denen er seinen Sohn an sein Bett fesselte.
Cassandra sah es und musterte ihn.
»Willst du ihn wieder fixieren?«, fragte sie.
»Ja, das will ich. Ich weiß, dass du es nicht möchtest, dennoch werde ich niemanden in Gefahr bringen«, antwortete er.
Sie schnaubte. »Ich lasse es nicht zu James«, meinte sie.
»Meine Schöne ich lasse mich nicht aufhalten«, gab er zurück und nahm die Taue an sich.
Sie kam auf ihn zu und griff danach, doch er zog sie schnell aus ihrer Reichweite.
»James tu es bitte nicht. Er ist ein Junge, wen soll er denn verletzen?«, wollte sie wissen.
»Er ist bereits auf dich losgegangen und ich will nicht, dass er dich angreift.«
Sie verdrehte die Augen.
»Er ist noch ein Kind und ich lasse nicht zu, dass du ihn an sein Bett fesselst«, herrschte sie ihn an.
»Das werden wir sehen«, entgegnete er. Dann verließ er das Arbeitszimmer. Cassandra wollte ihm folgen, aber er schloss die Tür und sie hörte, wie der Schlüssel gedreht wurde.
Sie hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz. »James du wirst mich augenblicklich rauslassen. Du kannst mich hier nicht einsperren.«
»Doch das kann ich«, feixte er und ging davon.
Er suchte das Gemach seines Sprösslings auf und musterte den Jungen. Er war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, bloß die blauen Augen hatte er von seiner Mutter.
»Hallo mein Sohn«, grüßte James ihn.
»Vater«, erwiderte Aydan, der am Fenster saß.
»Der Mond nimmt zu, du weißt, was das bedeutet.«
Aydan erhob sich und funkelte James zornig an.
»Das heißt, du willst mich fesseln?«, fragte der Spross.
»Ja, wie zu jeder Mondphase«, antwortete James.
»Ich will aber nicht«, widersprach der Junge.
James raunte genervt und ging auf seinen Sohn zu. Er versuchte ihn zu packen, aber Aydan war schneller. Das Kind rannte an seinem Vater vorbei und hinaus aus dem Schlafgemach. »Haltet Aydan auf«, rief James, um die Bediensteten aufmerksam zu machen.
Schon kurz darauf hörte er, wie Aydan schrie, man möge ihn loslassen. Bastien, ein Butler, der erst seit
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