Geliebte der Nacht
sie nicht viel entsetzter sein müsste, als sie es tatsächlich war. „Er hat nicht mal versucht, mein Blut zu trinken, soweit ich weiß. Erst heute Nacht hat er mir geschworen, dass er das niemals tun wird.“
„Oh.“ Savannah stellte vorsichtig ihre Teetasse auf den Tisch.
„Warum? Meinen Sie, dass er es doch tun wird?“
Gideons Gefährtin schien einen Moment darüber nachzudenken und schüttelte dann langsam den Kopf. „Lucan hat noch nie leichtfertig ein Versprechen gegeben, und das würde er bei so etwas auch niemals tun. Ich bin sicher, dass er jedes Wort ernst gemeint hat, das er zu Ihnen gesagt hat.“
Gabrielle nickte erleichtert. Dennoch fand sie es eigenartig, dass die Beteuerung der schönen Frau fast wie Beileid klang.
„Kommen Sie“, sagte Savannah jetzt, erhob sich und winkte Gabrielle, ihr zu folgen. „Ich zeige Ihnen den Rest des Quartiers.“
„Gibt es schon was Neues über diese Glyphen , die wir an unserem Objekt an der Westküste entdeckt haben?“, fragte Lucan und warf seine Lederjacke über einen der Stühle neben Gideon.
Inzwischen waren die beiden allein in dem Labor, da die anderen Krieger verschwunden waren, um sich ein paar Stunden auszuruhen, bevor Lucan die Anweisungen für die nächtliche Suchaktion in der Stadt erteilte. Er war froh über die relative Privatsphäre. Sein Kopf begann unter einem neuen Ansturm von heftigen Kopfschmerzen zu pochen.
„Ich habe noch gar nichts aufgetan, tut mir leid. Bei der Durchsuchung der Verbrecherkartei kam nichts heraus, und die Recherche beim Statistischen Bundesamt hat auch nichts ergeben. Offenbar ist unser Knabe nicht im System verzeichnet, aber das ist nicht so ungewöhnlich. Die IID-Akten sind sehr umfangreich, aber weit davon entfernt, vollständig zu sein, insbesondere, wenn es um euch Gen-Eins-Angehörige geht. Es gibt nur noch einige wenige von euch, und aus unterschiedlichen Gründen haben die meisten sich noch nie freiwillig vorladen oder katalogisieren lassen – dich eingeschlossen.“
„Scheiße“, zischte Lucan und kniff sich in den Nasenrücken, aber er empfand keine Erleichterung von dem Druck, der sich in seinem Kopf aufbaute.
„Geht es dir gut, Mann?“
„Es ist nichts.“ Er sah Gideon nicht an, aber er konnte spüren, dass der andere Vampir ihn mit Besorgnis beobachtete. „Ich komme schon klar.“
„Ich, äh … ich habe gehört, was neulich zwischen dir und Tegan passiert ist. Die Jungs haben erzählt, du wärst nach einer Jagd zurückgekommen und hättest ein wenig geschlaucht ausgesehen. Dein Körper erholt sich noch immer von diesen Sonnenverbrennungen, weißt du. Du musst dich schonen, die Heilung wirken lassen –“
„Ich habe gesagt, mir geht es gut“, fauchte Lucan. Er spürte, wie seine Augen wütend aufblitzten und er knurrend die Zähne fletschte.
Mit der Beute, die er auf der Straße gemacht hatte, und dem Lakaien, den er im Park ausgetrunken hatte, hatte er mehr als genug Blut zu sich genommen, um während seiner Erholungszeit davon leben zu können. Tatsache war, dass er sich trotz seiner physischen Sättigung immer noch nach mehr sehnte.
Er bewegte sich auf verdammt unsicherem Pflaster, und das wusste er.
Die Blutgier war nur einen unvorsichtigen Fehltritt weit entfernt.
Die ganze Zeit seine Schwäche unter strenger Kontrolle zu halten wurde immer schwerer.
„Ich habe ein Geschenk für dich“, sagte er, bestrebt, das Thema zu wechseln. Er warf die beiden Speicherstifte auf den Plexiglasschreibtisch vor Gideon. „Lade sie hoch.“
„Wirklich? Ein Geschenk für mich? Liebling, das hättest du doch nicht tun sollen“, meinte Gideon, der wieder ganz zu seinem heiteren Selbst zurückgefunden hatte. Er war bereits damit beschäftigt, einen der Speicherstifte in den USB-Port des Geräts zu schieben, das ihm am nächsten stand. Ein Ordner öffnete sich auf dem Bildschirm und zeigte eine lange Liste von Dateinamen. Gideon drehte den Kopf und warf Lucan einen nachdenklichen Blick zu. „Das sind Bilddateien. Hui, eine ganz schöne Menge.“
Lucan nickte leicht. Er konnte nicht aufhören, im Raum umherzulaufen, da in dem hellen Licht des Zimmers alle seine Sinne gereizt wurden. Außerdem war ihm zu warm. „Du musst sie alle durchgehen und mit jedem bekannten Rogues-Aufenthaltsort in der Stadt abgleichen – mit den früheren, mit den gegenwärtigen und auch mit den unsicheren, wo wir nur einen Verdacht haben.“
Gideon klickte wahllos auf eins der Bilder und ließ ein lautes
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