Geliebte der Nacht
seiner Generation sind nur wenige übrig.“ Savannahs Miene drückte eine Spur Ehrfurcht und mehr als nur ein wenig Respekt aus. „Lucan kann nicht weniger als neunhundert Jahre alt sein, wahrscheinlich aber noch älter.“
„O mein Gott.“ Gabrielle sank gegen die Stuhllehne. Sie lachte über die Absurdität dieser Vorstellung, wobei ihr gleichzeitig bewusst war, dass endlich alles zusammenzupassen begann. „Wissen Sie, als ich ihn zum ersten Mal sah, dachte ich, er sieht aus, als ob er auf den Rücken eines Pferdes gehört, ein Schwert schwingend und eine Armee von Rittern in die Schlacht führend. Er hat einfach dieses Auftreten an sich. Als ob ihm die Welt gehört und er so vieles gesehen hat, dass nichts ihn mehr überraschen kann. Jetzt weiß ich, woher das kommt.“
Savannah warf ihr mit geneigtem Kopf einen wissenden Blick zu. „Ich glaube, Sie waren eine Überraschung für ihn.“
„Ich? Was meinen Sie damit?“
„Er hat Sie hierher gebracht, in unser Quartier. So etwas hat er noch nie getan. Nicht in all der Zeit, die ich ihn kenne, und auch vorher nicht, wenn ich danach gehe, was mir Gideon erzählt hat.“
„Lucan hat gesagt, dass er mich zu meinem Schutz hierher gebracht hat, weil mich jetzt die Rogues verfolgen. Gott, ich wollte ihm das erst nicht glauben – nichts von alledem – aber das ist alles wahr, oder?“
Savannahs Lächeln war warm und mitfühlend. „Ja, es ist wahr.“
„Ich habe gestern Nacht gesehen, wie er jemanden getötet hat – einen Lakaien. Er tat es, um mich zu beschützen, das weiß ich, aber es war so gewalttätig. Es war grausam.“ Ein Schauder rieselte über ihren Körper, als sie sich die grässliche Szene ins Gedächtnis rief, die auf dem Kinderspielplatz stattgefunden hatte. „Lucan hat den Mann in die Kehle gebissen und von ihm getrunken wie eine Art …“
„Vampir“, ergänzte Savannah sanft, ohne jede Spur von Vorwurf oder Verurteilung in der Stimme. „Das sind sie, Gabrielle, so wurden sie geboren. Es ist kein Fluch und keine Krankheit. Es ist einfach die Art, wie sie leben, eine andere Art von Ernährung als die, die wir Menschen heutzutage als normal ansehen. Und Vampire töten nicht immer, um sich zu ernähren. Tatsächlich kommt das sogar selten vor, zumindest in der allgemeinen Stammesbevölkerung, einschließlich der Kriegerklasse. Und völlig undenkbar ist das bei im Blut verbundenen Vampiren wie Gideon oder Rio, da ihre regelmäßige Ernährung durch ihre Stammesgefährtinnen gewährleistet ist.“
„Bei Ihnen klingt das so normal“, meinte Gabrielle stirnrunzelnd, während sie ihren Finger über den Rand der Teetasse gleiten ließ. Sie wusste, dass in dem, was Savannah ihr erzählte, trotz aller Unwirklichkeit eine gewisse Logik lag, aber es zu akzeptieren würde nicht leicht sein. „Es erschreckt mich, darüber nachzudenken, was er wirklich ist, wie er lebt. Ich sollte ihn dafür verachten, Savannah.“
„Aber das tun Sie nicht.“
„Nein“, gestand sie leise.
„Er bedeutet Ihnen etwas, nicht wahr?“
Gabrielle nickte. Es widerstrebte ihr, die Worte auszusprechen.
„Und Sie haben eine intime Beziehung mit ihm.“
„Ja.“ Gabrielle seufzte und schüttelte den Kopf. „Und das ist wirklich verdammt dumm, oder? Ich weiß nicht, was es ist, was mich dazu bringt, ihn so zu wollen, wie ich es tue. Ich meine, er hat mich belogen und getäuscht, so oft, dass ich es kaum zählen kann, aber trotzdem – schon wenn ich nur an ihn denke, bekomme ich weiche Knie. Ich habe diese Art von Verlangen bisher mit keinem anderen Mann erlebt.“
Savannah lächelte sie über den Rand ihrer Tasse hinweg an. „Sie sind mehr als Männer, unsere Krieger.“
Gabrielle nahm einen Schluck von ihrem Tee und dachte, dass es wahrscheinlich nicht weise war, Lucan als ihren Was auch immer anzusehen, wenn sie nicht die Absicht hatte, ihr Herz unter die Absätze seiner Stiefel zu legen und zuzusehen, wie er es zu Staub zermalmte.
„Diese Männer sind leidenschaftlich in allem, was sie tun“, erklärte Savannah ruhig. „Und nichts ist mit dem Geben und Nehmen der Blutsverbindung zu vergleichen, insbesondere beim Liebesakt.“
Gabrielle zuckte die Achseln. „Also, der Sex ist toll, ich würde nicht mal versuchen, das zu bestreiten. Aber ich bin mit Lucan keinerlei Blutsverbindung eingegangen.“
Savannahs Lächeln geriet leicht ins Wanken. „Er hat Sie nicht gebissen?“
„Nein. Gott, nein.“ Gabrielle schüttelte den Kopf und fragte sich, ob
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