Geliebte der Nacht
einladend auf das Silbertablett mit Gebäck und Keksen zwischen ihnen auf dem Tisch. Daneben stand noch ein glänzender Teller mit appetitlichen kleinen Sandwiches und aromatischen Soßen. Alles sah wundervoll aus und roch auch so, aber Gabrielles Appetit war ziemlich angeschlagen, seit sie gesehen hatte, wie Lucan die Kehle des Lakaien zerfleischt und sein Blut getrunken hatte.
„Nein, vielen Dank“, antwortete sie. „Das ist im Augenblick mehr als genug für mich.“ Sie war fast erstaunt, dass es ihr überhaupt gelang, irgendetwas im Magen zu behalten, aber der Tee war heiß und beruhigend, und seine Wärme tat ihr wohl.
Savannah sah von der anderen Seite des Tisches schweigend zu, wie sie trank. In ihren dunklen Augen lag tiefe Freundlichkeit, und ihre schmalen schwarzen Brauen waren mitfühlend zusammengezogen. Sie trug ihre dichten Locken kurz geschnitten, sodass ihr wohlgeformter Schädel zur Geltung kam, aber in Verbindung mit ihren markanten Gesichtszügen und ihren hübschen, femininen Kurven wirkte der sportliche Haarschnitt eher mondän als jungenhaft. Sie besaß das gleiche offene, zugewandte Verhalten wie Gideon, was Gabrielle besonders zu schätzen wusste, nachdem sie die vergangenen Stunden mit Lucan und seiner dominanten Attitüde zu tun gehabt hatte.
„Na ja, vielleicht können Sie der Versuchung widerstehen“, sagte Savannah und griff nach einem der knusprigen süßen Pastetchen, „aber ich kann es nicht.“
Sie gab einen Klecks dicker Sahne auf das Gebäckstück, dann brach sie ein Stück ab und seufzte befriedigt auf, als sie sich den Bissen in den Mund schob. Gabrielle wusste, dass sie Savannah anstarrte, aber sie konnte einfach nicht anders.
„Sie essen richtiges Essen“, sagte sie. Es war eher eine Frage als die Aussage, nach der es klang.
Nickend betupfte Savannah ihre Mundwinkel mit einer Serviette. „Ja. Klar doch. Ein Mädchen muss essen.“
„Aber ich dachte – Sie und Gideon … Sind Sie nicht – wie er?“
Savannah runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Mensch, genau wie Sie. Hat Lucan Ihnen nichts erklärt?“
„Doch, ein bisschen.“ Gabrielle zuckte mit den Schultern. „Es hat dazu gereicht, dass mir der Kopf schwirrt, aber ich habe immer noch eine Menge Fragen.“
„Natürlich. Die hat jede von uns, wenn wir in diese neue, andere Welt eingeführt werden.“ Sie streckte ihre Hand aus und drückte die von Gabrielle sanft. „Sie können mich alles fragen. Ich gehöre selbst zu den neueren Frauen.“
Diese Enthüllung ließ Gabrielle aufhorchen. Ihr Interesse war geweckt. „Wie lange sind Sie schon hier?“
Savannah richtete die Augen einen Moment zur Decke, als ob sie die Jahre zählte. „Ich habe mein altes Leben 1974 verlassen. In dem Jahr habe ich Gideon kennengelernt und mich bis über beide Ohren in ihn verliebt.“
„Vor mehr als dreißig Jahren“, sagte Gabrielle überrascht, während sie die jugendlichen Gesichtszüge, die schimmernde Mokkahaut und die jugendlich leuchtenden Augen von Gideons Frau betrachtete. „Für mich sehen Sie aus, als seien Sie nicht mal zwanzig.“
Savannah schmunzelte. „Ich war achtzehn, als Gideon mich zu seiner Gefährtin nahm. Er hat mir buchstäblich das Leben gerettet, indem er mich aus einer schlimmen Situation befreite. Und solange wir verbunden sind, werde ich so bleiben, wie ich jetzt bin. Sehe ich für Sie wirklich so jung aus?“
„Ja. Sie sind wunderschön.“
Savannah kicherte leise, während sie noch einen Bissen von ihrem Pastetchen nahm.
„Und wie …“, begann Gabrielle. Sie hoffte, es war nicht zu unhöflich, Savannah auszufragen, aber sie war so neugierig und erstaunt, dass sie nicht anders konnte, als ihre Fragen hervorzusprudeln. „Wenn Sie ein Mensch sind, und wenn sie uns nicht in … das verwandeln können, was sie sind … wie kann das dann sein? Wie kann es sein, dass Sie nicht gealtert sind?“
„Ich bin eine Stammesgefährtin“, antwortete Savannah, als ob das alles erklären würde. Als Gabrielle verwirrt die Stirn runzelte, sprach Savannah weiter. „Gideon und ich sind verbunden, ein Paar. Sein Blut hält mich jung, aber ich bin trotzdem noch immer hundertprozentig ein Mensch. Das ändert sich nie, auch wenn wir mit einem von ihnen verbunden sind. Uns wachsen keine Fangzähne, und wir benötigen nicht auf die gleiche Weise Blut wie sie, um zu überleben.“
„Aber Sie haben alles aufgegeben, um auf diese Weise mit ihm zusammen zu sein?“
„Was habe
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