Geliebte der Nacht
ich aufgegeben? Ich verbringe mein Leben mit einem Mann, den ich abgöttisch liebe und der mich genauso sehr liebt. Wir sind beide gesund, glücklich, umgeben von anderen wie uns, unserer Familie. Abgesehen von der Bedrohung durch die Rogues haben wir hier keine Sorgen. Wenn ich irgendwas geopfert habe, dann verblasst es neben dem, was ich mit Gideon habe.“
„Und was ist mit dem Sonnenlicht? Vermissen Sie es nicht, wenn Sie hier unten leben?“
„Niemand von uns ist gezwungen, die ganze Zeit auf dem Areal zu bleiben. Ich verbringe tagsüber eine Menge Zeit in den Gärten des Anwesens, wenn ich möchte. Das Grundstück ist sehr gut gesichert, und desgleichen das Herrenhaus, das riesig ist. Ich habe wohl drei Wochen damit verbracht, es zu erkunden, als ich hergekommen bin.“
Schon nach dem kurzen Blick, den Gabrielle bisher auf diesen Ort erhascht hatte, konnte sie sich gut vorstellen, dass es einige Zeit dauern konnte, sich mit allem vertraut zu machen.
„Manchmal verlassen wir das Quartier auch während des Tages – allerdings nicht sehr oft. Alles, was wir brauchen, kann per Internet bestellt und hierher geliefert werden.“ Sie lächelte und zuckte leicht mit den Schultern. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe Besuche im Schönheitssalon und Einkaufen genauso wie jedes Mädchen von nebenan, aber es bedeutet immer ein Risiko, sich ohne den Schutz unserer Gefährten vom Gelände zu wagen. Und sie machen sich Sorgen, wenn wir irgendwo sind, wo sie sich nicht um uns kümmern können. Ich nehme an, dass Frauen, die in den Dunklen Häfen leben, tagsüber etwas mehr Freiheit haben als diejenigen von uns, die mit Angehörigen der Kriegerklasse verbunden sind. Aber nicht dass Sie von irgendeiner von uns eine Beschwerde hören werden.“
„Leben hier noch mehr Stammesgefährtinnen?“
„Hier gibt es außer mir noch zwei andere. Eva ist mit Rio verbunden. Sie werden die beiden mögen – sie bringen jede Party in Schwung. Und Danika ist einer der liebsten Menschen, denen Sie je begegnen werden. Sie war Conlans Stammesgefährtin. Er wurde vor kurzem getötet, in einem Kampf mit einem Rogue.“
Gabrielle nickte ernst. „Ja, ich habe davon gehört, kurz bevor Sie kamen, um mich abzuholen. Es tut mir leid.“
„Ohne ihn ist es anders hier, stiller. Ich bin mir nicht sicher, wie Danika zurechtkommen wird, um ganz ehrlich zu sein. Sie waren viele, viele Jahre zusammen. Conlan war ein guter Krieger, aber ein noch besserer Mann. Außerdem war er eines der ältesten Mitglieder in diesem Quartier.“
„Wie alt werden sie?“
„Oh, ich weiß es nicht. Nach unseren Maßstäben jedenfalls sehr alt. Conlan war der Sohn der Tochter eines schottischen Clanoberhauptes, so um die Zeit von Kolumbus herum. Sein Vater war vor fünfhundert Jahren ein Stammesvampir der damaligen Generation.“
„Sie wollen damit sagen, dass Conlan fünfhundert Jahre alt war?“
Savannah hob eine schlanke Schulter. „Mehr oder weniger, ja. Ein paar von ihnen sind viel jünger, wie Rio und Nikolai, die beide im letzten Jahrhundert geboren wurden, aber niemand von ihnen ist so langlebig wie Lucan. Er gehört zur ersten Generation, er ist ein Sohn der ursprünglichen Alten und der ersten Reihe von Stammesgefährtinnen, die deren Aliensamen austrugen. Ich habe gehört, dass der Überlieferung zufolge diese ersten Stammesnachkommen erst viele Jahrhunderte später zur Welt kamen – lange, nachdem die Alten hier eingetroffen waren. Die Gen-Eins-Angehörigen wurden unabsichtlich gezeugt und auf unangenehme Weise. Sie waren ein Produkt der Massenvergewaltigungen der Vampire. Es gab nicht viele Menschenfrauen, deren einzigartige Bluteigenschaften und DNS stark genug waren, um eine Hybridschwangerschaft durchzustehen.“
Gabrielle stand sofort ein entsetzliches Bild der brutalen Gewaltakte vor Augen, die sich damals abgespielt haben mussten. „Nach Ihrer Beschreibung klingt es, als wären die Alten wilde Tiere gewesen.“
„Das waren sie auch. Die Rogues gehen in vieler Hinsicht auf die gleiche Art vor, und mit der gleichen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben. Wenn Lucan, Gideon und die wenigen anderen Mitglieder des Ordens nicht wären, die die Rogues überall auf der Welt bekämpfen und außer Gefecht setzen, wäre unser Leben – das Leben aller Menschen – sehr düster.“
„Und was ist mit Lucan?“, fragte Gabrielle sanft. „Wie alt macht ihn das alles?“
„Oh, er ist eine Rarität, schon wegen seiner Abstammung. Von
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