Geliebte der Nacht
Tür, die mit einem schwachen Schloss ausgestattet war.
„Gabrielle! Kannst du mich hören? Süße, mach die Tür auf.“
Er wartete nicht auf eine Antwort. Dazu reichte seine Geduld nicht aus, und auch nicht die Konzentration, die nötig wäre, um den Haken auf der anderen Seite der Tür sorgfältig zu lösen. Mit einem wütenden Knurren rammte Lucan seine Schulter gegen die Tür und sprengte sie auf.
Seine Augen fanden Gabrielle augenblicklich in dem dunklen Raum. Ihr Körper lag zusammengerollt auf dem Boden der beengten Dunkelkammer, nackt bis auf einen knappen Spitzenbüstenhalter und eine Bikinihose. Durch das Krachen der aufgesprengten Tür wachte sie auf.
Ihr Kopf fuhr nach oben, aber ihre Augenlider waren schwer und geschwollen, als ob sie vor Kurzem noch geweint hätte. Er nahm an, dass sie hier geweint hatte, und zwar einige Zeit. Erschöpfung strahlte wellenförmig von ihr aus. Sie sah so klein aus, so verletzlich.
„Oh Gott, Gabrielle“, flüsterte er und hockte sich neben sie. „Was zum Teufel machst du hier drin? Hat jemand dir wehgetan?“
Sie schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht sofort. Fahrig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und versuchte ihn in der Dunkelheit zu finden. „Nur … müde. Ich brauchte Stille … Ruhe.“
„Also hast du dich hier unten eingeschlossen?“ Er atmete vor Erleichterung heftig aus. Blieb allerdings noch die Tatsache, dass sie frische Verletzungen hatte. „Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“
Sie nickte und neigte sich in der Dunkelheit zu ihm hin.
Mit finsterem Blick griff Lucan nach ihr und strich mit seiner Hand über ihren Kopf. Sie schien seine Berührung als Einladung zu sehen und schmiegte sich in seine Arme wie ein Kind, das Trost und Wärme brauchte. Es war nicht gut, dass es sich so natürlich anfühlte, sie zu halten, und dass er das dringende Bedürfnis verspürte, ihr zu versichern, dass sie bei ihm sicher war. Dass er sie als die Seine beschützen würde.
Die Seine.
Unmöglich, erinnerte er sich selbst. Nein, mehr als unmöglich; es war absurd.
Er blickte nach unten und betrachtete schweigend das weiche Bündel in seinen Armen, diese warme, schöne Frau, die in einem köstlichen Zustand fast völliger Nacktheit um ihn geschlungen war. Sie hatte wohl keine Ahnung von der gefährlichen Welt, mit der sie es nun zu tun hatte – und am wenigsten davon, dass der Mann, der sie im Moment an sich gedrückt hielt, ein tödlicher Vampir war.
Er war der Letzte, der einer Stammesgefährtin Schutz vor Schaden anbieten konnte. Schon der leichteste Geruch nach Gabrielle führte bei ihm dazu, dass sein Hunger nach Blut gefährlich wurde. Lucan streichelte Gabrielles Hals und ihre Schulter und versuchte, ihren regelmäßig schlagenden Puls unter seinen Fingerspitzen zu ignorieren. Es war fast unmöglich für ihn, gegen die Erinnerung an das letzte Mal anzukämpfen, als er bei ihr gewesen war, und auch gegen die unermessliche Gier, sie erneut zu besitzen.
„Hmm, du fühlst dich gut an“, murmelte sie benommen gegen seine Brust, wobei ihre Stimme ein schlaftrunkenes Schnurren war, das ihm einen Hitzeschwall über den Rücken jagte. „Ist das wieder ein Traum?“
Lucan stöhnte, unfähig zu antworten. Das hier war kein Traum, und er fühlte sich kein bisschen gut. Er fühlte sich ganz und gar wie eine uralte, wilde Bestie, als sie sich noch näher an ihn schmiegte, ganz Zärtlichkeit, Vertrauen und Unschuld.
Auf der Suche nach Ablenkung gelang es ihm viel zu schnell, tatsächlich eine zu finden. Ein Blick nach oben ließ jeden Muskel in seinem Körper erneut vor Anspannung erstarren.
Sein Blick fiel auf weitere von Gabrielles Fotografien, die zum Trocknen auf einer Leine in der Dunkelkammer aufgehängt waren. Zwischen diversen anderen gab es eine Handvoll Bilder, die Gabrielle von Vampirstandorten aufgenommen hatte.
Um Himmels willen, sie besaß sogar eine Fotografie von dem Hauptquartier der Vampire. Die Aufnahme war bei Tageslicht von der Straße außerhalb des gesicherten Grundstücks gemacht worden. Das riesige, mit Schnörkeln verzierte schmiedeeiserne Tor, das die lange Auffahrt und das Hochsicherheitsgrundstück an deren Ende vor der allgemeinen Öffentlichkeit versperrte, war unverwechselbar.
Gabrielle musste direkt vor dem Grundstück gestanden haben, um dieses Bild zu machen. Wenn er von dem Sommerlaub der umstehenden Bäume ausging, konnte das Bild nicht mehr als ein paar Wochen alt sein. Sie war da gewesen, nur einige
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