Geliebte der Nacht
der es ihr letztes Wochenende so schwer gemacht hatte. Er bezichtigte sie beinahe, eine Lügnerin und Kokserin zu sein, und weigerte sich stur, ihrer Aussage über den Mord am Nachtclub Glauben zu schenken. Immerhin fand sie Trost in dem Wissen, dass sich in dem Fall ungeachtet der Haltung dieses Mannes etwas tat, nachdem Lucan die Bilder auf ihrem Handy im Polizeilabor bearbeitet hatte.
Gabrielle musste ein genervtes Aufstöhnen unterdrücken. Sie wandte sich um und schaute zu, wie der massige Wachtmeister seine kostbare Zeit opferte, um herüberzukommen. Als er sie sah, wich der Ausdruck von Arroganz, der auf seinem fleischigen Gesicht so natürlich wirkte, einer betont verachtungsvollen Miene.
„Ach, Gottchen. Sie schon wieder? Das hat mir gerade noch gefehlt, an meinem letzten Arbeitstag. In vier Stunden werde ich pensioniert, Süße. Diesmal dürfen Sie es jemandem anders erzählen.“
Gabrielle runzelte die Stirn. „Wie bitte?“
„Die junge Dame sucht nach einem unserer Kriminalbeamten“, sagte die Rezeptionistin streng und warf Gabrielle einen mitfühlenden Blick zu, weil der Polizist sich so geringschätzig aufführte. „Ich kann ihn im System nicht finden, aber sie denkt, dass er vielleicht zu Ihrer Abteilung gehört. Kennen Sie Detective Thorne?“
„Nie von ihm gehört.“ Officer Carrigan setzte sich wieder in Bewegung.
„Lucan Thorne“, sagte Gabrielle nachdrücklich. Sie setzte Kaffee und Gebäcktüte auf der Rezeptionstheke ab, lief dem Polizisten automatisch hinterher und hätte ihn beinahe am Arm gepackt, damit er sie nicht einfach stehen ließ. „Detective Lucan Thorne – Sie müssen ihn doch kennen. Ihre Leute haben ihn Anfang der Woche zu meiner Wohnung geschickt, um zusätzliche Einzelheiten zu meiner Aussage einzuholen. Er hat die Fotos von meinem Handy zur Analyse ins Labor gebracht –“
Carrigan gackerte in sich hinein. Er war stehen geblieben, um sie prüfend anzusehen, als sie von Lucans Auftauchen in ihrer Wohnung anfing. Sie hatte jetzt einfach nicht die Geduld, sich mit der Sturheit dieses Beamten auseinanderzusetzen. Zumal ihr Nacken kribbelte und sie das deutliche Gefühl hatte, dass hier irgend etwas faul war.
„Wollen Sie sagen, dass Detective Thorne Ihnen nichts von alledem mitgeteilt hat?“
„Lady, ich habe keine Ahnung, wovon zum Teufel Sie da reden. Ich habe fünfundzwanzig Jahre in diesem Revier auf dem Buckel, und ich habe noch nie von einem Detective Thorne gehört, geschweige denn ihn zu Ihrer Wohnung geschickt.“
In ihrem Magen formte sich ein kalter, fester Klumpen, aber Gabrielle ignorierte geflissentlich die Angst, der ihre Verwirrung allmählich wich. „Das ist nicht möglich. Er wusste von dem Mord, den ich gesehen habe. Er wusste, dass ich hier war, hier auf der Wache, und eine Aussage gemacht habe. Ich habe seine Polizeimarke gesehen, als er zu mir nach Hause kam. Erst heute Nachmittag habe ich noch mit ihm gesprochen, und er sagte, dass er heute arbeiten muss. Ich habe seine Handynummer …“
„Nun, ich sage Ihnen was. Wenn Sie mir dann schneller von der Pelle gehen, lassen Sie uns Ihren Detective Thorne doch mal anrufen“, meinte Carrigan. „Dadurch sollte sich die Angelegenheit doch aufklären lassen, was?“
„Ja. Ich rufe ihn jetzt an.“
Gabrielles Finger zitterten ein wenig, als sie das Handy aus ihrer Handtasche kramte und Lucans Nummer wählte. Es klingelte, aber niemand meldete sich. Sie versuchte es erneut und wartete eine qualvolle Ewigkeit, während es immer weiter klingelte. Officer Camgans Miene wurde sanfter und verwandelte sich von zweifelnder Ungeduld in einen vorsichtigen, mitleidigen Blick, den sie auf mehr als einem Sozialarbeitergesicht gesehen hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
„Er ist nicht da“, murmelte sie, als sie das Handy vom Ohr nahm. Sie fühlte sich unbehaglich und verwirrt, was durch Carrigans nachsichtigen Ausdruck noch verschlimmert wurde. „Ich bin sicher, dass er nur gerade irgendwas zu tun hat. Ich versuche ihn in einer Minute noch mal zu erreichen.“
„Ms. Maxwell, gibt es noch jemanden, den wir anrufen können? Vielleicht Familienangehörige? Jemanden, der uns helfen kann, zu verstehen, was Sie durchmachen?“
„Ich mache überhaupt nichts durch.“
„Ich habe aber den Eindruck. Ich glaube, dass Sie verwirrt sind. Wissen Sie, manchmal erfinden Menschen Dinge, die ihnen helfen sollen, mit ganz anderen Problemen zurechtzukommen –“
Gabrielle lachte. „Ich bin nicht
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