Geliebte des Blitzes
geirrt.« Annika brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Das bringe ich nur ungern über die Lippen, aber ich glaube, Oz hat dich niemals wirklich verlassen. Wenn er dich auch Martha und Dave anvertraute – er blieb stets in deiner Nähe und hat auf dich aufgepasst.«
»Als er mich in die Höhle brachte, war er so jung, selber noch ein Kind.«
»Er war nie ein Kind, Creed. Schon bei seiner Geburt war er – anders.«
»Wie er aufwuchs, weiß ich. Er hat mir von seiner Vergangenheit erzählt, von seiner Kindheit. Nur den Teil, der mich betraf, ließ er dabei aus.« Creed wandte sich zu Annika. Ärgerlich wischte er über seine Augen. »Er hätte zu Mom und Dad gehen können. Sie hätten es verstanden.«
Schweigend nickte sie.
»Tut mir leid, Ani. Ich weiß, es fällt dir nicht leicht, wenn wir über Eltern reden.«
»Schon gut.« Sie seufzte. »Hör mal, Dev hat mir einiges erzählt, und er wollte, dass ich es dir sage.« Ihre
Stimme klang unsicher, und sie schien zu befürchten, Creed würde die Beherrschung verlieren, weil sie Devlin ständig erwähnte.
Stattdessen antwortete er: »Ja, ich bin ganz Ohr.«
Annika fasste seine Hand und schaute ihm in die Augen. »Dass Oz dein Bruder war, erfuhr Dev erst, als Oz das letzte Mal zu ihm kam. Er glaubt, Oz hätte geahnt, dass es an der Zeit war, Schluss mit den Geheimnissen zu machen. Doch in jener Nacht erkannte Dev nicht, dass Oz in Wahrheit bereits sein Schicksal voraussah und wusste, er müsste dir vor seinem Tod noch von eurer Blutsverwandtschaft erzählen. Oz machte sich Sorgen um dich, er wollte dich nicht schutzlos zurücklassen. Und die Entscheidung, die er kurz vor seinem letzten Atemzug traf, fiel ihm nicht leicht.«
»Damit meinst du Kat.«
Sie nickte. »Er hat das nicht getan, damit es wie ein Fluch auf dir lastet. Er hatte nur kein besonders großes Vertrauen.«
»Dev hat er vertraut.«
»Ja, das stimmt. Zudem hat Oz ihm das Leben gerettet, Creed. Und er hat dafür gesorgt, dass du in Sicherheit aufgewachsen bist, bei Eltern, die dich lieben. Trotz deines Zorns musst du ihm das zugestehen. Er ist deine Familie. Gewiss, ich selbst habe keine, aber inzwischen weiß ich genug, um zu erkennen, dass es auf dieser Welt auch gute Familien gibt.«
Bevor sie ein Schluchzen unterdrücken konnte, nahm er sie in die Arme. »Du hast eine Familie, Ani. Jetzt hast du mich und meine Eltern.«
»Und Kat?« An seiner Brust klang ihre Stimme gedämpft, fast unhörbar.
Ja, was sollte mit Kat geschehen? Seit er Annika an sich drückte, spürte er seine ständige Begleiterin nicht mehr, und er nahm an, dass sie ihnen wie üblich eine minutenlange Privatsphäre gönnte, bevor sie sich einmischte.
Er rief im Stillen nach ihr. Fast sofort roch er den erdhaften Duft, der sie stets umgab.
Du hast sie gefunden, sagte sie.
»Das weiß ich. Auch du weißt es.« Und er fügte hinzu : »Ich rede gerade mit Kat«, als Annika zu ihm aufblickte.
»Ja, das habe ich bemerkt, weil ich sie höre.«
»Wie meinst du das? Du hörst sie?« Bisher waren Oz und seine Eltern die Einzigen gewesen, die der Geisterstimme zu lauschen vermochten.
Nur die Familie. Immer ausschließlich Familienangehörige. In seine Augen stiegen Tränen, die Annika und Kat wegwischten.
So sollte es sein. Verstehst du’s nicht, Creed? Für die Frau, die du brauchst, musstest du kämpfen. Und ich musste mich vergewissern, dass sie um dich genauso kämpft.
»Immer werde ich um ihn kämpfen, Kat«, beteuerte Annika leise. »Aber gegen dich – nie mehr.«
»Von Anfang an hast du das geplant, Kat«, murmelte Creed. »Und du wusstest es – eines Tages würdest du mir mein Glück mit Annika gönnen.«
Geplant war es nicht. Das Universum lässt die Dinge auf seine Weise geschehen. Aber bedenk doch, wie schnell die anderen Frauen von dir weggelaufen sind.
»Weil ich mich von ihnen fernhielt. Diese früheren Beziehungen hast du vermasselt.«
Auch die Stunden mit Annika habe ich dir erschwert. Doch du warst zu verliebt, um das zu merken. Sag es ihr, Creed, es ist an der Zeit.
»Bitte, sag es mir, Creed.«
»Bist du bereit für das alles – für eine fertige Familie, die aus meinen Eltern und einem echten Geist besteht? Und aus mir?«
»Ja, dafür bin ich bereit. Endlich. Deinetwegen.«
»Auch ich bin endlich bereit, deinetwegen «, versicherte er. »Ich liebe dich, Annika.«
Der Boden des Jets begann zu zittern, und Annika strahlte über das ganze Gesicht. »Und ich liebe dich auch, Baby. So
Weitere Kostenlose Bücher