Geliebte des Blitzes
sehr.«
Euch beide liebe ich, wisperte Kat, und ich werde euch beide schützen, so wie Oz es wollte.
Auf seinem Rücken spürte Creed eine sanfte Berührung und er hörte, wie Anis Atem stockte. Da wusste er, dass Kat auch sie streichelte. Dass sie Annika akzeptierte. Sie beide als Paar akzeptierte.
»Wir lieben dich auch, Kat«, flüsterte er. Seine Vergangenheit und seine Gegenwart vereinten sich mit einer gewaltigen Energie, die den ganzen Jet erschütterte – genau wie seine Seele.
Nun lag seine Zukunft in den Händen dieser beiden Frauen. Die eine deckte ihm den Rücken, die andere lag in seinen Armen und presste ihn so fest an sich, dass er kaum Luft bekam.
22
W YATT UND FAITH QUARTIERTEN SICH in einer Frühstückspension am Stadtrand von Belfast ein. In diesem kleinen, abgeschiedenen Haus hatte sie schon einmal gewohnt, und sie kannte die Besitzer gut genug, um zu wissen, dass sie ihr im Notfall Bescheid geben würden.
Hand in Hand schlenderten Wyatt und Faith durch das Mondlicht und erweckten den Anschein eines verliebten Ehepaars, während sie potenzielle Fluchtwege auskundschafteten.
In weiser Voraussicht hatte ihnen ML eine Perücke und Make-up mit eingepackt, und so konnte Faith ihr dunkles Haar jetzt unter roten Locken verstecken. Mit einer hellen Grundierung und Rouge hatte sie zudem einen rosigen Teint erzielt. Obwohl die Kidnapper ihrer Schwester wohl kaum herausfinden würden, wo sie wohnte, wollte sie nicht riskieren, dass jemand sie erkannte. Und vor allem durfte keiner der Bastarde von ihrem Begleiter erfahren.
Nach einem späten Dinner in einem nahe gelegenen Pub kehrten sie in ihr Zimmer zurück. Trotz der Reise fühlten sie sich ausgeruht, denn zwischen den leidenschaftlichen
Liebesakten hatten sie an Bord des Jets mehrmals eine Runde geschlafen.
Noch nie in ihrem Leben hatte Faith so viel Sex genossen. Sie war ein bisschen wund, doch sie fand den schwachen Schmerz angenehm, denn er erinnerte sie daran, dass sie in Wyatt einen ebenbürtigen Partner gefunden hatte, nicht nur im erotischen Bereich. Eine Zeit lang konnte sie sich fast einbilden, sie wären ein Liebespaar, das zusammen Urlaub machte. Normale Menschen, ohne Verantwortung für das Schicksal anderer. Im Pub hatten sie gelacht und einander Geschichten über ihre Reisen erzählt. Und als ein kleines Orchester zu spielen begann, hatte Wyatt sie auf die Tanzfläche gezogen.
Obwohl sie weiterhin intuitiv die Situation überblickte, sicher genau wie Wyatt, erlaubte sie sich zum ersten Mal seit Jahren ein gewisses Amüsement. Auch der Rückweg zur Pension war der bislang wohl angenehmste, ruhigste Moment ihres Lebens gewesen. Kein einziges Wort hatten sie gewechselt, und die unglaubliche magische Stille war dabei beredter als alle Gespräche.
Aber nun kehrte die Realität zurück, als sie nach dem Handy griff, das Libertys Entführer ihr geschickt hatten.
Die Männerstimme jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. »Die Übergabe findet in achtundvierzig Stunden statt. Kurz davor melden wir uns mit weiteren Instruktionen.«
Was für ein idiotisches Timing. Offenbar wollten sie Faith vorgaukeln, sie hätte genügend Zeit, um sich vorzubereiten. Ganz sicher würden sie das Ganze in letzter Minute vorverlegen. So oder so, sie würde Liberty retten und Wyatt verlieren. Außer … es sei denn, es gelänge
ihr, etwas mit ihm auszuhandeln. Dazu musste sie erst das Terrain sondieren.
»Erklär mir noch einmal, warum ACRO die Wettermaschine nicht besitzen möchte«, bat sie, während er nach dem Krug auf dem Nachttisch griff und ein Glas mit Wasser füllte.
»Weil wir nicht riskieren wollen, dass sie in die falschen Hände gerät.«
Sie biss sich auf die Lippen und wappnete sich für eine Diskussion. »Und wenn sie in den richtigen Händen wäre und ihr das sicher wüsstet?«
Gerade hatte er einen Schluck Wasser nehmen wollen, doch er ließ das Glas sinken und warf ihr einen düsteren Blick zu. »Diese richtigen Hände gibt es nicht. Warum fragst du danach?«
»Nun, ich dachte, wenn die Wissenschaftler bei ACRO — oder vielleicht bei TAG — sich eingehend mit der Maschine beschäftigen, würden wir feststellen, wie man andere Leute daran hindern kann, so ein Ding zu produzieren. Oder aber, wie man bereits existierende Apparate neutralisieren kann.«
»Nein. Falls du damit vorschlagen willst, was ich glaube …«
Faith schüttelte den Kopf und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. Auf diese Weise würde sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher