Geliebte des Blitzes
nicht umstimmen, und wenn sie das Thema noch weiterverfolgte, würde sie nur seinen Argwohn erregen. Jetzt lautete ihre Aufgabe, Liberty zu retten und den TAG-Wissenschaftlern die Maschine zu bringen. Ihre Gefühle für Wyatt musste sie vergessen, so weh es auch tun mochte.
Und es tat sehr weh.
Betont lässig zuckte sie die Achseln. »War nur so eine Idee. Wie sagt ihr Yankees so schön? No big deal.«
Er grinste. »Teenagersprache, und das schon seit ein paar Jahren.«
»Manchmal dauert es eine Weile, bis die Amerikanismen bei uns ankommen.«
Er küsste ihre Stirn und entschuldigte sich, weil er die Toilette weiter unten am Flur aufsuchen wollte. Hastig nutzte sie die Gelegenheit, um bei ihrer Firma anzurufen. Zum Glück meldete sich Paulas Stimme schon nach dem ersten Läuten.
»Verdammt, Faith, höchste Zeit, dass du dich mal meldest! Hast du die …«
»Ich habe jetzt keine Zeit für Erklärungen«, fiel Faith ihr ins Wort. »Ich bin in Belfast. Innerhalb von achtundvierzig Stunden wird der Austausch abgewickelt. Wahrscheinlich schon früher.«
»Wo?«
»Das weiß ich noch nicht. Die Kidnapper werden mich anrufen und mir die letzten Anweisungen geben. Hör mal, Paula, du musst ein Team zusammentrommeln, das sich bei diesem Telefonat in meiner Nähe bereithält. «
»Damit werden sie rechnen.«
»Natürlich. Und ich darf nicht riskieren, dass irgendwas schiefläuft. Also bleibt im Hintergrund. Und du musst auch die Hatter Brigade alarmieren.«
»Wird gemacht. Weißt du, wer diese Verbrecher sind?«
Faith rieb sich die Augen. Plötzlich spürte sie den Jetlag. »Ich habe die ILF in Verdacht.«
»Oje! Hatten die nicht was mit Itor zu tun?«
»Ja. Oder aber wir haben es mit einer Gruppe zu tun, die sich von Itor abgespalten hat. Oder mit Auftragsspionen, die an die Wettermaschine rankommen wollen.«
Paula fluchte. »Das gefällt mir nicht. Und ich finde es nicht richtig, dass du dich selber mit den Schurken triffst.«
»Beruhige dich, ich war schon in heikleren Situationen. « Nach kurzem Zögern platzte Faith heraus: »Außerdem hilft mir jemand – ein ACRO-Agent.«
Für eine Schrecksekunde herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, dann kreischte Paula: »Bist du wahnsinnig? Glaubst du, dieser ACRO-Agent lässt dich mit der Platine davonspazieren?«
»Mit wem sprichst du?«
Erschrocken zuckte Faith zusammen. Wyatt stand im Türrahmen, lässig angelehnt beobachtete er sie mit halbgeschlossenen Lidern. Die Arme vor der breiten Brust verschränkt, wirkte er entspannt und sorglos. Aber sie wusste es besser. Scheiße, wieso hatte er sich unbemerkt herangepirscht?
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, sagte sie rasch ins Handy: »Ich muss Schluss machen. Später rufe ich nochmal an.« Sie drückte die Austaste. »Mit meiner Firma. Wir befinden uns jetzt auf meinem Terrain. Du hast deine Ressourcen, ich habe meine.«
»Was ist denn die Hatter Brigade?«
»Ein Clean-up-Team.« Im Grunde war das keine Lüge, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Im Kampf gegen Libertys Entführer würden Faith und Wyatt vielleicht auf Leute mit besonderen Fähigkeiten stoßen. Und die
Hatter Brigade – nach der Comicfigur »Mad Hatter« benannt – war auf den Umgang mit solchen Typen spezialisiert.
Zudem sorgten sie für die Verwahrung dieser Leute in Anstalten von der Sorte, mit der Wyatt zu viele schlechte Erfahrungen gemacht hatte, und sie wollte ihn damit nicht in die Flucht schlagen.
»Erklär mir, was los ist, Faith. Wenn ich schon an deiner Seite kämpfe, habe ich es verdient, alles zu erfahren. Okay, ich vertraue dir. Dazu bin ich bereit. Aber ich kenne deine Organisation nicht, und ich werde weder dein noch mein Leben oder die Wettermaschine aufs Spiel setzen und mich nicht auf Leute verlassen, über die ich nichts weiß.«
»So wie ich mich auf ML verlassen habe?«, fragte sie in ruhigem Ton.
»Da hattest du keine Wahl.«
»Und die hast du jetzt?«
»In wenigen Stunden könnte ein Dutzend ACRO-Agenten hier eintreffen und mir beistehen. Ja, ich habe eine Wahl.«
»Drohst du mir etwa?«
Seufzend verdrehte er die Augen. »Ich riskiere gewissermaßen Kopf und Kragen, Faith. Und ich sage dir ja nur, was ich eigentlich in dieser Situation tun müsste, und dann sei so nett, tu mir den Gefallen und informiere mich. Damit ich mir nicht wie ein verdammter Idiot vorkomme, weil ich mich auf etwas einlasse, vor dem mich alle meine Instinkte warnen.«
Damit hatte er Recht. Im umgekehrten Fall würde sie die
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