Geliebte des Blitzes
streckte eine Hand nach ihm aus.
Aber seine Finger streiften nur Seans Hemd, ehe er zusammenbrach, als hätten sich seine Knochen in Gummi verwandelt.
Sean hob seine Tokarew auf, die zu Boden gefallen war, und entwaffnete Wyatt. Dann ignorierte er ihn, einen ungefährlichen Gegner. Das konnte er sich leisten, denn jeder, dem er die Energie entzog, war minutenlang völlig hilflos. Natürlich schwächte die Prozedur dabei auch ihn selbst.
Aus seiner Nase rann Blut, seine Unterlippe war aufgesprungen. Die Lider zusammengekniffen, starrte er in den leeren Schlitz der Maschine, der die Grundplatine enthalten hatte. »Wie lange arbeitest du schon mit ihm zusammen, Faith? Von Anfang an? Erzähl mir bloß nicht, du wärst eine ACRO-Agentin!«
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, öffnete sie die Schleusen ihrer Macht. Die konnte sie zwar auf ihn nicht anwenden, aber einen Strahl in Wyatts Richtung senden und ihn stärken, bevor Sean Verdacht schöpfen würde.
»Vor ein paar Tagen kannte ich Wyatt noch gar nicht.«
»Also hast du mich mit einem Mann betrogen, der dir eben erst begegnet ist?« Augenblicklich verwandelte sich der Kummer in seinem Blick in helle Wut, und er wandte
sich zu Wyatt. »Hat sie Ihnen gesagt, sie würde Sie lieben? Sind Sie auf ihre Lügen hereingefallen? Mit ihrer Liebe geht sie sehr großzügig um. Seit wir das letzte Mal zusammen waren, ist aus ihr eine richtige Hure geworden. «
Typisch für ihn, blindlings um sich zu schlagen, wenn er sich gekränkt fühlte. Doch das war der falsche Zeitpunkt, um sich über seine kindische Ader auszulassen. Und Faith durfte es auch nicht riskieren, zurückzuschlagen, so wie er es erwartete. Keinesfalls solange er die Pistole auf Wyatt richtete, der wiederum die Ereignisse mit kühlen, unergründlichen Augen verfolgte.
»Was meine Liebe zu dir betrifft, habe ich nie gelogen, Sean. Ich liebte den Mann, der du warst. Der du wieder sein kannst. Bitte, komm mit uns. Verlass Itor.«
Einen Moment lang schien er über den Vorschlag nachzudenken, und sie fühlte ihr Herz höher schlagen. So wie früher würden sie zwar nie mehr zusammen sein – nicht nach allem, was geschehen war. Nicht nachdem ihr Herz begonnen hatte, für einen anderen zu schlagen. Aber sie liebte Sean wie einen Freund, wie einen Verwandten. Wenn sie ihn vor Itors bösem Einfluss retten konnte …
Abrupt drehte er sich wieder zu ihr um. »Gib mir die Platine, Faith. Gib sie mir, und ich werde deinen Verrat vergessen.«
»Das kann ich nicht.« Sie verdoppelte die Energie des Strahls, den sie zu Wyatt sandte und hoffte, Sean würde es nicht spüren.
»Das passt nicht zu dir. Für Geld hast du dich nie interessiert. Oder für Macht.«
Nein, solche Dinge bedeuteten ihr nichts. Aber für ihn waren sie wichtig, und das hatte zu seiner Korruption geführt. »Hörst du dich selber reden? Weißt du überhaupt, was diese Maschine bewirken soll?«
»Ich befolge nur meine Befehle.«
»Tausende unschuldige Menschen würdest du töten.« Faith ballte die Hände, um ihr Zittern zu verbergen. »So viele würden sterben, wie damals meine Eltern.«
Jetzt entstand ein langes Schweigen, und Seans Gesicht nahm sanftere Züge an. »Tut mir leid, Muffin. Daran habe ich nicht gedacht. Ich hätte Itor nicht erlauben dürfen, dich in die Sache mit hineinzuziehen. «
»Und die Leute, die du töten wolltest? Tut dir das etwa auch leid?«
»Ich wurde beauftragt, diesen Plan durchzuführen. Nicht dazu um Menschen zu trauern, die dabei draufgehen würden. Gib mir jetzt die Platine.«
Hinter Sean bewegte sich Wyatt langsam, wie eine Schlange, die sich allmählich entrollt. Seine Augen baten Faith inständig: Beschäftige ihn.
Die Tasche an ihre Brust gepresst, starrte sie Sean an. »Nein.«
Lässig hob er die Tokarew, um Faith an seine Waffe zu erinnern. »Du stellst meine Geduld auf eine harte Probe. Muffin. Natürlich verstehe ich das Trauma, das du durchgemacht hast. Doch das geschah vor langer Zeit. Deine Eltern sind seit vielen Jahren tot. Und deine Schwester …«
»Das alles tue ich nur für Liberty. Jemand hält sie gefangen und verlangt als Lösegeld die Wettermaschine.
Wenn ich sie den Geiselnehmern nicht aushändige, wird meine Schwester sterben.«
»Was, Liberty?« Sean riss die Augen auf. »Warum hast du mir das denn nicht erzählt? Wir hätten Itors Macht nutzen können, um die Situation zu klären.« Beschwörend streckte er eine Hand aus. »Das können wir immer noch, wenn du mir diese Tasche
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