Geliebte des Blitzes
gibst.«
»Für wie dumm hältst du mich? Die Wetterstation ist zerstört, ebenso die Maschine. Dafür wird Itor dich zur Rechenschaft ziehen. Glaubst du wirklich, du bist in der Position, mir zu helfen? Wenn du Glück hast, wirst du nach Sibirien versetzt.«
Sie würden ihn nicht töten, weil ein so erfahrener, hochbegabter Mann zu wertvoll war. Doch sie würden ihm das Leben zur Hölle machen.
»Gib mir die verdammte Platine!«, schrie er. »Zwing mich nicht, dich zu töten, Faith! Das will ich nicht!«
Offensichtlich war er am Ende seiner Nervenkraft, die Waffe in seiner Hand bebte. Noch nie hatte sie ihn so verunsichert gesehen. So labil. Scheiße. Auch an seinen guten Tagen war er schon launisch und extrem reizbar. Aber jetzt …
Geschmeidig und lautlos stand Wyatt auf. In der Aura rings um ihn sprühten Funken. Aus dem Nirgendwo flog eine Heftmaschine heran und traf Sean seitlich am Kopf. Taumelnd griff er an seine Schläfe. Mit der anderen Hand richtete er die Tokarew auf Wyatt.
Die Pistole glitt aus Seans Hand, entlud sich, und das dumpfe Geräusch der Kugel, die in der Decke des Labors stecken blieb, klang wie ein Geschoss, das in einen Körper drang. Das hätte Wyatts Körper sein können.
Aus dem Schutt bei der Tür schnellte ein Computer empor und prallte mit voller Wucht gegen Seans Brust.
Hastig griff Faith nach der Pistole, während Wyatt nach vorne sprang und seine Schulter in Seans Magen rammte.
Die zwei Männer stürzten zu Boden, zerquetschten einen Papierkorb und schleuderten einen Stuhl in die Luft, der Faiths Schenkel traf. Stöhnend unterdrückte sie einen Fluch und hob die Tokarew auf, bevor Wyatt seinen Gegner töten konnte.
»Hört auf! Beide!« Sie feuerte zwei Kugeln in die demolierte Wettermaschine, und die Männer erstarrten. Einen Herzschlag später landete Wyatts Faust auf Seans Kinn.
Wyatt stand auf und fletschte die Zähne in Seans Richtung als unmissverständliche Warnung. Aber er blieb dabei stehen und wischte mit dem Handrücken seine blutigen Lippen ab.
Auch Sean erhob sich und grinste Wyatt triumphierend an. »Ich wusste ja, du würdest zur Vernunft kommen, Muffin.«
»Halt den Mund!« Faith hängte den Riemen der Tasche über ihre Schulter und richtete die Pistole auf Seans Brust. Jetzt setzte Wyatt eine siegessichere Miene auf. »Hör mir zu, Sean. Du wirst uns zum Hubschrauber bringen, ohne deine Schläger auf uns zu hetzen, und dem Piloten befehlen, uns wegzubringen, wohin immer wir wollen.«
»Nicht nötig, ich kann fliegen«, wandte Wyatt ein. »Also knall ihn ab.«
»Verdammtes Biest!«, fauchte Sean, und sie merkte, wie er dabei war, neue Kräfte zu sammeln. »Jetzt werde ich die ganze Energie aus Wyatts Körper ziehen. Du hast drei Sekunden, Muffin . Gib mir die Pistole und die Platine. Oder er stirbt.«
Wenn er jemanden völlig auslaugte, war er stundenlang schwach und verletzlich. Deshalb tat er es nur selten. Aber diesmal würde er nicht zögern. Das wusste sie. Andererseits – ringsum ragten gigantische Maschinen in die Luft, Wrackteile aus Metall – und Wyatt war in der Lage, sie alle auf Sean zu schleudern. Womöglich würden die beiden einander töten.
»Zum Teufel mit dir!« Sie hob die Pistole um zwei Zentimeter und zielte direkt auf Seans Herz.
»Nein, du wirst mich nicht umbringen. Dazu bist du nicht fähig.«
»Tut mir leid, Sean.« Ihre Stimme brach. Aber ihr Entschluss stand fest.
Das sah er ihr an. Entsetzt riss er noch die Augen auf, dann drückte sie ab. Er sank zu Boden, doch sie gestattete sich dabei keine Gefühle. Wyatt warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten vermochte, vergeudete aber keine Zeit mit Fragen, dazu war er zu sehr Profi. Er griff nach der Pistole, die Sean ihm abgenommen und in seinen Hosenbund gesteckt hatte, dann nahm er dem toten Excedo eine Glock ab. Sobald er die Munition gecheckt hatte, eilte er mit Faith aus dem Labor.
In Schatten der abendlichen Dämmerung lief ihnen Marco über den Weg, und Wyatt zückte seine Waffe.
»Nein«, zischte Faith, »der gehört mir.« Nun sollte Marco für das büßen, was er ihr in Paris angetan – und
was er geplant hatte, bevor sie Wyatt in der Florida-Bar begegnet war. An ihrer Kehle schien das Halsband zu vibrieren, als spürte es ihren Rachedurst.
Wann immer Marco kämpfte, bewegte er sich in rasantem Tempo – so schnell, dass sie erst beim zweiten Fausthieb die Attacke überhaupt wahrnahm. Nur die Hälfte der Schläge vermochte sie einigermaßen
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