Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
hatte Valerius geglaubt, der atlantäische Anführer sei zu klug, um sich mit Menschen von derart niedriger Herkunft abzugeben. »Wie bitte?«
»Beruhig dich«, sagte Acheron gähnend. »Du bist in guten Händen. Tabby wird dir nichts tun.«
»Aber sie hat mich niedergestochen!«
»Verdammt«, stieß Ash hervor. »Ich habe ihr doch gesagt, sie soll aufpassen, dass sie keinen Hunter mehr niedersticht. Ich hasse es, wenn sie das tut.«
» Du hasst es? Ich bin doch derjenige mit einer schwärenden Wunde.«
»Ach ja?«, hakte Acheron nach. »Ich habe noch nie einen Dark Hunter mit einer schwärenden Wunde gesehen.
Zumindest mit keiner, die man von außen sehen kann.«
Valerius verkniff sich den Kommentar, der ihm zu dieser unpassenden Bemerkung auf der Zunge lag. »Ich finde das nicht witzig, Acheron.«
»Ja, ich weiß, aber sieh es doch mal von der positiven Seite: Du bist schon der dritte Dark Hunter, den sie erwischt hat. Sie vergisst sich eben manchmal ein bisschen.«
»Vergisst sich manchmal ein bisschen? Diese Frau ist eine wandelnde Zeitbombe.«
»Ach was, sie ist ein gutmütiger Kerl. Es sei denn, du bist ein Daimon - dann läuft sie so zu Form auf, dass sogar Xanthippe lieber Reißaus nimmt.«
Was Valerius allerdings bezweifelte. Selbst die berühmt-berüchtigte griechische Hexe hatte sich besser unter Kontrolle als diese Tabitha.
In diesem Moment ging die Tür auf, und Tabitha kam mit seinen in Plastikfolie verpackten Sachen herein.
»Mit wem reden Sie da?«, fragte sie.
»Richte ihr schöne Grüße von mir aus«, erklärte Acheron.
Diesmal konnte Valerius sich nicht beherrschen. Er konnte nicht fassen, was sich hier abspielte. Wie war es möglich, dass die beiden sich so gut kannten?
Er starrte Tabitha an, die seine Sachen am Türknauf des Schranks aufhängte. »Acheron lässt Sie schön grüßen.«
Sie trat zu ihm, beugte sich vor und hob die Stimme, sodass Acheron sie am anderen Ende der Leitung verstehen konnte. »Hallo, Babe. Solltest du nicht schlafen?«
»Doch, genau das sollte ich«, erwiderte Acheron.
»Sie haben Acheron doch nicht gerade Babe genannt«, erklärte Valerius mit strenger Miene.
Die Frau stand vor ihm und schnaubte. Wie ein Pferd. »Sie nennen ihn vielleicht nicht so, weil es ganz einfach krank wäre. Ich dagegen tue es immer.«
Valerius starrte sie entsetzt an.
War sie …
»Nein, sie ist nicht meine Freundin«, sagte Acheron in diesem Augenblick, als hätte er Valerius’ Gedanken durchs Telefon erraten. »Diesen Job überlasse ich einem anderen armen Teufel.«
»Du musst mir helfen.« Valerius verstärkte seinen Griff um das Bettlaken und wich vor Tabitha zurück, die ihm weiter durch den Raum folgte.
»Okay, hör zu. Ich werde dir helfen. Du hast doch diesen teuren Kaschmirmantel.«
Valerius konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, inwieweit ihm der Mantel weiterhelfen sollte, doch er war so verzweifelt, dass er nach jedem Strohhalm griff. »Ja?«
»Pass gut auf ihn auf. Marla ist etwa so groß wie du und wird definitiv versuchen, ihn zu klauen, wenn sie ihn sieht. Sie hat eine merkwürdige Schwäche für Jacken und Mäntel, insbesondere wenn die Sachen Männern gehören. Als ich das letzte Mal in der Stadt war, hat sie sich glatt meine Lieblingsmotorradjacke unter den Nagel gerissen.«
Valerius schnappte nach Luft. »Und seit wann treibst du dich mit Dragqueens herum, Acheron?«
»Ich habe viele interessante Freunde, Valerius, und einige davon sind Arschlöcher, wie sie im Buche stehen.«
Er versteifte sich. »Meinst du etwa mich damit?«
»Nein. Ich finde nur, es täte dir gut, wenn du ein bisschen lockerer werden würdest. Und wenn du jetzt genug herumgejammert hast, würde ich gern weiterschlafen, wenn’s recht ist.«
Damit legte er auf.
Valerius stand mit dem Telefon in der Hand da. Er fühlte sich, als hätte gerade jemand die Verbindung zu seinem Lebensretter gekappt, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich in die haiverseuchten Gewässer zu begeben.
Wo der weiße Hai höchstpersönlich schon die Zähne bleckte.
Möge Jupiter ihm helfen.
Tabitha hob ein Kissen vom Boden auf und legte es aufs Bett zurück, doch der Anblick von Valerius’ Rücken ließ sie innehalten. Verdammt, dieser Kerl hatte die ansehnlichste Kehrseite, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Jemand sollte ihm einen »Güteklasse A«-Stempel aufdrücken. Am liebsten wäre sie hinter ihn getreten und hätte ihre Hände über die glatte Haut wandern lassen,
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