Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
sogar die Angst, die ihn durchströmte.
»Es wird schon klappen. Nur eine Viertelstunde, mehr nicht.«
»Und wenn Marla wegen mir zu Schaden kommt?«
»Ich bin doch dabei. Nichts wird passieren. Glaub mir.«
Er nickte, dennoch spürte sie sein Zögern, als sie ihn zum Taxi zog, das bereits in der Auffahrt wartete. Sie gab dem Fahrer die Wegbeschreibung zum Cha Cha Klub in der Canal Street durch.
Eine knappe Viertelstunde später hatten sie ihr Ziel erreicht. Tabitha bezahlte das Taxi, während Valerius auf dem Gehsteig stand und wartete. Er sah aus, als würde er am liebsten die Beine in die Hand nehmen und verschwinden - nicht zuletzt, weil die ersten Gäste sein Erscheinen bereits bemerkt hatten.
»Keine Sorge«, beruhigte Tabitha ihn. »Sie werden dir nichts tun.«
Valerius konnte nicht glauben, was er da tat. Er musste völlig den Verstand verloren haben.
Tabitha nahm ihn bei der Hand und führte ihn durch die leuchtend rosa gestrichene Doppeltür.
»Hey, Tabby«, begrüßte sie der Türsteher, ein muskulöser Hüne in einem ärmellosen T-Shirt. Sein dunkelbraunes Haar war kurz geschnitten, und rings um seinen ausgeprägten Bizeps verlief eine Tätowierung mit keltischen Motiven. Auf den ersten Blick wirkte er ziemlich bedrohlich, doch sein offenes, aufrichtiges Lächeln milderte den Eindruck ein wenig.
Tabitha zog ihre Brieftasche heraus. »Hi, Sam. Wir sind hier, um Marla zu unterstützen. Ist sie hinten?«
»Lass gut sein«, erwiderte Sam. »Du weißt ja, dass keiner hier dein Geld haben will. Ja, Marla ist hinten. Seht bloß zu, dass sie wieder auf die Beine kommt. Mein Freund verliert gleich den Verstand, weil sie heult wie ein Schlosshund.«
Tabitha zwinkerte ihm zu. »Keine Sorge, die Kavallerie ist schon da.«
Valerius holte tief Luft und folgte Tabitha in den wahrscheinlich schlimmsten Schuppen, den er jemals betreten hatte. Lieber hätte er sich in ein Nest voller mit Kettensägen bewaffneter Daimons gesetzt.
Doch als sie die leuchtend gelbe Tür hinter der Bühne erreichten, fühlte er sich ein klein wenig besser. Auch wenn ihn zahlreiche Männer neugierig beäugten, machte keiner Anstalten, ihm auf den Pelz zu rücken.
»Keine Sorge«, beruhigte Tabitha ihn ein weiteres Mal, als er an ihr vorbei trat. »Ich decke deine Flanke.«
Valerius fuhr zusammen, als sie ihn spielerisch in den Hintern kniff. »Bring sie bloß nicht auf dumme Ideen.«
Sie lachte.
Gemeinsam gingen sie weiter, vorbei an einer Reihe von Männern, die sich schminkten, Perücken zurechtzupften und in raffiniert geschnittene Abendkleider schlüpften. Marla saß ganz hinten in der Ecke und heulte, während ein Mann um sie herumschwirrte und ununterbrochen auf sie einredete. Marla hatte sich einen rosafarbenen Turban um den kahlen Schädel geschlungen, und ihr Make-up war völlig zerlaufen.
»Du ruinierst meine ganze Arbeit, Schätzchen. Du musst endlich aufhören zu weinen, sonst werden wir nie im Leben rechtzeitig fertig.«
»Na und? Ich gewinne ja sowieso nicht. Anthony, du elender Dreckskerl! Alle Männer sind Schweine! Alle miteinander! Ich fasse es nicht, dass er mich hängen lässt.«
Valerius hatte Mitleid mit Marla. Es lag auf der Hand, dass ihr dieser Wettbewerb sehr viel bedeutete.
»Hey, Süße«, sagte Tabitha, »Kopf hoch. Wir haben einen viel besseren als den blöden Anthony! Tatsache ist,
Mink und er werden tot umfallen, wenn sie deinen Begleiter sehen.« Sie schob Valerius nach vorn.
»Hi, Marla«, sagte er und kam sich wie der letzte Vollidiot vor.
Marla fiel die Kinnlade herunter. »Das tust du für mich?«
Er warf einen Blick über die Schulter auf Tabitha, die ihn eindringlich musterte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er sogar Angst in ihrem Blick aufflackern, er könnte einen Rückzieher machen.
Genau das hätte er auch am liebsten getan.
Die Aussicht, hier bleiben und sich dieser Schmach aussetzen zu müssen, war alles andere als verlockend. Aber Valerius Magnus war kein Mann, der sich so einfach ins Bockshorn jagen ließ. Er hatte noch nie im Leben gekniffen und würde Tabitha diesen Gefallen tun, auch wenn es ihm noch so gegen den Strich ging.
Er straffte die Schultern und wandte sich wieder Marla zu. »Ich wäre geehrt, heute Abend dein Begleiter zu sein.«
Marla stieß einen spitzen Schrei aus, sprang auf und drückte ihn so fest, dass er fürchtete, seine Rippen würden gleich brechen. Schließlich ließ sie von ihm ab, stürzte sich mit einem noch viel lauteren Schrei auf
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