Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
und hielt ihn ohne jede Mühe fest, während seine Füße einen knappen halben Meter über dem Boden baumelten. »So redest du nicht mit Simis Freunden, hast du mich verstanden?«
Der Mann brachte keinen Ton heraus. Sein Gesicht hatte sich lila verfärbt, und die Augen quollen ihm aus den Höhlen.
»Simi«, sagte Tabitha und versuchte, die Hand des Dämons
um den Hals des Mannes zu lösen. »Du bringst ihn ja um. Lass los.«
Ein roter Blitz flackerte in den braunen Augen des Dämons auf, ehe sie von ihm abließ. Keuchend und hustend kippte der Mann vornüber und schnappte nach Luft.
»Beleidige nie wieder eine Frau, dummer Menschenmann«, erklärte sie. »Simi meint es ernst.«
Ohne ein weiteres Wort schwang sie sich die Tasche über die Schulter und ging davon, als hätte sie nicht gerade beinahe einem Mann das Lebenslicht ausgeblasen.
Tabitha schlug das Herz immer noch bis zum Halse, und sie fragte sich beklommen, was passiert wäre, hätte sie Simi nicht zurückgehalten.
»Tabitha, hast du zufällig noch welche von den leckeren Pfefferminzbonbons, die du Simi gegeben hast, als wir das letzte Mal im Kino waren?«
»Tut mir leid, Simi«, sagte sie und beobachtete, wie der arme Kerl sich taumelnd in Sicherheit brachte, während sie selbst noch um ihre Fassung rang. Zweifellos würde es eine ganze Weile dauern, bis er sich das nächste Mal traute, eine fremde Frau anzusprechen. »Heute habe ich keine dabei.«
»Oh, puh, das ist schade. Die waren lecker. Besonders die grünen. Simi muss akri dringend sagen, dass er ihr welche kauft.«
Oh ja, und Tabitha musste dafür sorgen, dass Ash seinen Dämon nicht mehr unbeaufsichtigt durch die Gegend laufen ließ. Simi war nicht bösartig - sie verstand lediglich den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht. In der Welt der Dämonen existierte diese Unterscheidung nicht.
Simi verstand lediglich Ashs Anweisungen, die sie aufs Genaueste befolgte.
Wenigstens waren sie unterwegs zu einem Ort, wo die Leute Simi kannten und verstanden. Das Sanctuary war eine Biker-Bar in der Ursulines Avenue, die der Familie eines Wer Hunter gehörte. Im Gegensatz zu den Dark Huntern waren die Wer Hunter mit den verfluchten Apolliten und Daimons verwandt, sie unterschieden sich durch einen wesentlichen Punkt von ihnen: Sie waren zur Hälfte Tier.
Ursprünglich waren die Wer Hunter halb Apolliten, halb Tier gewesen, doch um zu verhindern, dass sie wie die Apolliten mit siebenundzwanzig Jahren starben, hatte ihr Schöpfer seine Söhne gerettet, indem er animalische Wesenszüge mit einer menschlichen Hülle verknüpft hatte.
Dabei waren zwei Söhne mit einem menschlichen sowie zwei Söhne mit dem Herzen eines Tieres herausgekommen. Die menschlichen Abkömmlinge wurden als Arkadier bezeichnet, die animalischen Katagaria. Die Arkadier verbrachten den Großteil ihres Lebens als Menschen, die die Gestalt eines Tieres annehmen konnten, wohingegen es sich bei den Katagaria umgekehrt verhielt.
Trotz ihrer verwandtschaftlichen Beziehung herrschte Rivalität zwischen den beiden Gruppen, da die Arkadier die Ansicht vertraten, die Katagaria seien Geschöpfe von minderem Wert, wogegen sich ihre animalischen Verwandten mit aller Macht wehrten, wie es ihrem Naturell entsprach.
Die Bar wurde von einer Gruppe Katagaria-Bären betrieben, und jeder war dort gern gesehen: Menschen, Apolliten, Daimons, Götter, Arkadier und Katagaria. Du
beißt mich nicht, ich beiße dich nicht - so lautete die einzige Regel, die in der Bar herrschte.
Das Sanctuary war einer der wenigen Orte, an dem paranomale Wesen friedlich nebeneinander existieren konnten. Die Bären würden sich mit Freuden um Simi kümmern, bis Ash auftauchte und sie abholte.
Simi plapperte ununterbrochen, bis sie vor den Saloon-Doppeltüren der Bar standen.
»Kommst du mit rein?«, fragte sie.
Ehe Tabitha etwas erwidern konnte, sah sie Nick Gautier auf sie zukommen. Da Nicks Mutter in der Bar arbeitete, gehörte er gewissermaßen zum Inventar.
»Ladys«, sagte er und trat mit einem charmanten Lächeln zu ihnen.
»Nick«, begrüßte Tabitha ihn.
Simi lächelte freundlich. »Hi, Nick«, sagte sie und zwirbelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Gehst du gerade rein?«
»Genau das hatte ich vor. Wie sieht’s mit euch beiden aus?«
Tabithas Telefon läutete. »Moment.« Sie nahm das Gespräch an.
Am anderen Ende der Leitung war eine völlig hysterische Marla.
»Was ist los?«, fragte Tabitha und versuchte, sich aus ihren zwischen
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