Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
sie vor dem Eingang des Restaurants, wusste Valerius auch, warum - die Tische waren mit schwarz-weiß-karierten Tischdecken aus Plastik gedeckt.
Zögernd ließ er den Blick durch den Gastraum schweifen. Das Restaurant war winzig und begann bereits, sich zu leeren. Rechts von ihm befand sich eine entlang der
Wand verlaufende Bar, links standen mehrere Tische. Die Wände waren mit einer kitschigen Mischung aus Spiegeln, Fotos und Neonschildern bestückt. Es war laut und alles andere als einladend.
Davon abgesehen musste Valerius auch noch all seine Konzentration zusammennehmen und durch mentale Kraft sein Abbild in den Spiegel befördern, ehe jemand der Gäste merkte, dass er in Wahrheit gar kein Spiegelbild besaß.
Tabitha wandte sich zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. »Würdest du bitte nicht dreinschauen, als wäre dir jemand auf deine frisch geputzten Schuhe gestiegen? Hier gibt es die besten Austern der Welt.«
»Es ist so … neonmäßig hier.«
»Dann setz deine Sonnenbrille auf.«
»Und es sieht unhygienisch aus.«
»Ich bitte dich. Du isst gleich etwas, das als Staubsauger der Meere gilt. Oder weißt du etwa nicht, wie Perlen entstehen? Eine Auster tut den ganzen Tag nichts anderes, als Abfall zu verdauen. Außerdem bist du unsterblich. Was kümmert es dich also?«
»Valerius?«
Er blickte an Tabitha vorbei und entdeckte Vane und Bride Kattalakis an der Bar, hinter der zwei Männer Austern für die Handvoll Gäste öffneten. Valerius stieß einen erleichterten Seufzer aus. Endlich jemand, zu dem er eine Beziehung hatte - zumindest ein klein wenig, da Vane ein arkadischer Wolf und Bride seine menschliche Gefährtin war.
Vane, in Jeans und einem T-Shirt mit langen Ärmeln, war etwa so groß wie Valerius und trug sein langes dunkelbraunes Haar offen über die Schultern. Bride war eine
mollige, bildschöne Frau mit langem kastanienbraunen Haar, das sie zu einem nachlässigen Knoten frisiert hatte. Sie trug einen hellbraunen Pulli über einem braunen Kleid mit weißem Blümchenmuster.
Valerius trat an ihren Tisch und schüttelte Vane die Hand. »Wolf«, begrüßte er ihn - es gehörte sich, die Arkadier und Katagaria mit ihren Tiernamen anzusprechen. »Wie nett, dich wieder mal zu sehen.« Er wandte sich an Bride. »Ist mir eine Ehre, wie immer.«
Bride lächelte, dann sah sie Tabitha an. »Was treibt euch beide hierher? Zusammen?«
»Val hat mir einen Gefallen getan«, erklärte Tabitha und wandte sich an einen der Männer hinter der Bar, der sich die Hände abwischte. »Hey, Luther, zwei Bier und eine Gabel.«
Der hochgewachsene Afroamerikaner lachte. »Tabby, das wievielte Mal bist du diese Woche hier - das vierte? Hast du kein Zuhause?«
»Doch, aber da gibt es keine Austern. Zumindest keine, die so gut schmecken. Und ich bin hergekommen, um dich ein wenig zu piesacken. Stell dir das nur mal vor … ein ganzer Tag ohne Tabitha? Was würdest du nur tun?«
Luther lachte.
Valerius entging der eigentümliche Blick nicht, den Vane und Bride tauschten, ehe Luther Bride einen Teller voll frischer Austern reichte und sich an Tabithas Bestellung machte.
»Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?«, fragte Valerius.
Kaum hatte Vane den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, verpasste Tabitha ihm einen Tritt gegen das Schienbein. Und zwar einen kräftigen.
Vane stieß einen Schmerzenslaut aus und starrte sie finster an.
»Was war das denn?«, wollte Valerius wissen. »Wieso hast du ihn getreten?«
»Nur so«, antwortete Tabitha und nahm sich eine Auster von einem Teller auf der Bar.
Sie hatte eine Unschuldsmiene aufgesetzt, was ahnen ließ, dass sie etwas im Schilde führte.
Wieder wandte Valerius sich an Vane. »Was wolltest du gerade sagen?«
»Nichts. Absolut nichts.« Vane nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche.
Valerius beschlich ein ungutes Gefühl.
Wenig später kehrte Luther mit zwei Bierflaschen zurück, die er Tabitha reichte. Sie wandte sich um und schob Valerius eine davon zu.
Er starrte die Flasche ausdruckslos an.
»Hast du keinen Durst?«, fragte sie.
»Gibt’s hier keine Gläser?«
»Das ist Bier, Val, kein Champagner. Trink es einfach. Ehrlich, die Flasche beißt nicht.«
»Tabby, sei nett«, tadelte Bride. »Wahrscheinlich ist Valerius nicht daran gewöhnt, Bier zu trinken.«
»Doch, bin ich«, widersprach Valerius und griff widerstrebend nach der Flasche. »Nur eben nicht so.«
»Möchtest du ein paar Austern?«, erkundigte sich Tabitha.
»Nachdem
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