Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
und die durchscheinend bläuliche, fast wie Marmor schimmernde Haut jagten selbst einem Halbgott wie ihm Angst ein.
Gütiger Himmel.
Am meisten setzte ihm jedoch die tiefe, böse aussehende Narbe zu, die sich von Ashs Nabel bis hinauf zu seinem Hals zog und auf der ein Handabdruck sichtbar war; so als hätte ihn jemand an der Kehle gepackt und von oben bis unten aufgeschlitzt.
Am Tag seines Eintreffens in Katoteros hatte Urian von Alexion erfahren, dass der Handabdruck abwechselnd sichtbar war und wieder verschwand, dass die längliche Narbe lediglich in seinem eigenen Haus sichtbar wurde und dass er unter keinen Umständen eine Reaktion darauf zeigen durfte.
Zumindest nicht, wenn ihm sein Leben lieb war.
Ashs schwer zu zügelndes Temperament manifestierte sich in grellen Blitzen und grollendem Donner, die vor den Fenstern des Tempels tobten.
Es gab nur wenige Dinge, die Urian Angst einjagten - die extreme Macht des Mannes vor ihm war eines davon.
Nicht einmal seine Haustiere, die pterygsauri, zeigten sich, wenn er in dieser Stimmung war. Wie Urian zogen es die kleinen, drachenartigen Geschöpfe vor, im Verborgenen zu bleiben.
»Was hast du zu berichten?«, fragte Acheron mit ausgeprägtem atlantäischem Akzent.
»Im Grunde nur, dass überall die reinste Hölle losgebrochen ist.«
Acheron sah alles andere als begeistert aus. Weitere Blitze schossen vor den raumhohen Fenstern hinter den beiden Thronen herab und tauchten Ashs Körper in ein unheimliches Licht. Donner grollte unheilvoll und ließ den Tempelboden unter Urians Füßen erbeben.
»Was ist los?«
Urian verbiss sich eine sarkastische Erwiderung, dass das Wetter in Kalosis ebenso mies sei wie hier in Katoteros. Diese Bemerkung würde er höchstwahrscheinlich mit dem Leben bezahlen.
»Ich weiß es nicht. Desiderius ist vor einer Weile mit seinem Sohn im Schlepptau zur Halle zurückgekehrt. Es hieß, er hätte irgendetwas zu Stryker gesagt, das ihn veranlasst hat, Desiderius mit der Fähigkeit zur Reinkarnation zu belohnen. Apollymi die Zerstörerin ist in ihrem Tempel eingeschlossen, niemand darf zu ihr. Offenbar hat jemand einen Fehler begangen, deshalb hat sie
ihre Charonte-Dämonen losgeschickt, damit sie den Eindringling durch ganz Kalosis jagen. Überall fallen Spathis wie Fliegen von den Wänden, und alle machen sich aus Angst vor ihrem Zorn in die Hose.«
»Und dein Vater?«
Urian versteifte sich bei der Erinnerung daran, dass Stryker, der Anführer der Spathi-Daimons, die von der Zerstörerin kontrolliert wurden, ihn gezeugt hatte. »Keine Ahnung. Sowie Desiderius verschwand, ist er in der Haupthalle ausgerastet und schlägt seither alles kurz und klein.« Seine Züge verhärteten sich. »Er schreit ununterbrochen meinen Namen, ich weiß aber nicht, wieso. Vielleicht hat er mitbekommen, dass ich noch am Leben bin.«
Acheron wandte den Blick ab.
»Was ist hier los, Ash? Ich weiß, dass du es weißt.«
»Nein, das tue ich nicht. Die Zerstörerin spricht nicht mit mir. Ich höre nichts von ihr, und genau das macht mir die größte Sorge. Sonst schweigt sie während unserer Schlachten nie.«
Urian stieß einen Fluch aus. »Was könnte einen solchen Ausbruch der beiden ausgelöst haben?«
Ein Muskel an Ashs Kiefer zuckte rhythmisch. »Ich vermute, Stryker hat Desiderius losgeschickt, um mich auf die Probe zu stellen. Als Desi gemerkt hat, dass es funktioniert, hat er Stryker davon berichtet, womit dieser die Bestätigung hatte, die er wollte.«
»Eine Bestätigung wofür?«
Acherons Blick durchbohrte ihn. »Dafür, was er Apollymi wirklich bedeutet.«
Urian stieß einen leisen Pfiff aus. »Oh ja, das würde ihn allerdings ausflippen lassen. Vielleicht haben wir ja Glück, und sie bringen sich gegenseitig um.«
Acheron warf ihm einen Blick zu, der ihn zurückweichen ließ.
»Tut mir leid«, sagte er schnell.
Acheron begann, auf und ab zu gehen. In seiner fließenden Robe und den mit silbernen Sohlen versehenen Stiefeln, die auf dem schwarzen Marmor klickten, bot er einen höchst unheimlichen Anblick.
»Aber weshalb sollte Desiderius versuchen, Besitz von Tabithas Körper zu ergreifen?«
»Was meinst du damit?«, fragte Urian.
»Genau das hat er versucht, als ich dort war. Und nachdem ich ihn verjagt habe, ist er auf mich losgegangen.«
Das klang völlig unlogisch. Wie dumm konnte … nun ja, immerhin redeten sie hier von Desiderius. »Weshalb versucht er so etwas, wenn er doch weiß, dass du da bist?«
Ash stieß ein
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