Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Moment festgehalten hatte, löste sich unvermittelt. Mit einem tiefen Atemzug trat sie einen Schritt rückwärts, als sich die Atmosphäre zwischen ihnen zu entspannen schien.
Doch als Ash sich wieder Nick zuwandte, lag nach wie vor ein zorniges Glühen in seinen Augen. »Für mich bist du ein toter Mann, Gautier. Ich an deiner Stelle würde mir lieber gleich selber das Licht ausblasen und mir damit den Aufwand ersparen, es später zu tun.«
»Hey!«, rief Tabitha, als Ash zur Tür ging. »Wie gemein von dir!«
»Weg da«, warnte Ash drohend. »Simi, komm her.«
Der Dämon verwandelte sich in einen dünnen schwarzen
Dunst, ehe er sich in der Form eines Drachentattoos auf seinen Unterarm legte.
Ohne ein weiteres Wort stürmte Ash hinaus. Tabitha folgte ihm auf dem Fuß. »Ash!«, rief sie und holte ihn in der Auffahrt ein. »Was hast du vor?«
»Ich gehe, bevor ich Nick umbringe!«
»Du kannst die Schuld nicht ihm allein geben.«
»Einen Teufel kann ich. Er hat mit Simi geschlafen!«
»Wenn du jemanden hassen willst, dann hasse mich. Ich war diejenige, die die beiden allein gelassen hat.«
Seine Augen schienen förmlich Feuer zu versprühen. »Lass mich in Ruhe, Tabitha. Auf der Stelle.«
»Nein«, widersprach sie. »Wenn du schon jemanden dafür bluten lassen willst, dann bitte denjenigen, der dafür verantwortlich ist. Du und Nick, ihr seid doch beste Freunde. Glaub bloß nicht, ich wüsste das nicht. Er liebt dich wie einen Bruder, du hast ihn gerade todunglücklich gemacht!«
»Er hat mit Simi …«
»Ich habe gehört, was du gesagt hast. Und ich weiß auch, wie unglücklich er war, als er herausgefunden hat, dass Simi zu dir gehört. Sag mir eines, Ash. Wieso wusste Nick nichts von ihr?«
Sein Kiefer mahlte. »Ich wollte nicht, dass irgendein Mann von ihr erfährt. Weil mir klar war, dass der Tag kommen würde, an dem sie …« Der Gedanke ließ ihn zusammenzucken. »Du verstehst das nicht.«
»Du hast recht, das verstehe ich tatsächlich nicht. Ich weiß nicht, was heute Nacht mit dir passiert ist. Und ich weiß auch nicht, was hinter mir her ist. Ich verstehe nicht, was zum Teufel vor ein paar Minuten in dich gefahren ist und deine Augen in einen glühenden Vulkankrater
verwandelt hat. Was bist du? Im Moment frage ich mich ernsthaft, ob du tatsächlich menschlich bist.«
Seine Augen bekamen wieder ihren gewohnt silbrigen Glanz. »Ich war einst menschlich«, erklärte er leise.
»Und jetzt?«
»Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr beide sterben werdet.«
Die unheimlichen, bedrohlichen Worte waren kaum verhallt, als Tabitha spürte, wie sich etwas Heißes in sie bohrte.
10
Tabitha schnappte nach Luft, als ein Schmerz sie übermannte, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Es fühlte sich an, als wäre irgendetwas in ihren Körper eingedrungen.
Mit einem Fluch ließ Ash die Hand vorschnellen und versetzte ihr einen heftigen Schlag.
Tabitha schrie vor Schmerz auf. Es war fast, als versuche etwas, sie von innen heraus zu zerreißen.
Unfähig, noch länger standzuhalten, ließ sie sich fallen, als sie registrierte, dass jemand sie an seine Brust drückte.
»Ich hab dich«, sagte Valerius und hob sie auf seine Arme.
Tabithas Herz schmolz. Sie hatte keine Ahnung, wie er es bewerkstelligt hatte, sie aufzufangen, sondern nahm es lediglich voller Dankbarkeit hin.
»Vorsicht«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Tränen brannten in ihren Augen, als der Schmerz sie erneut zu überwältigen drohte. Gleichzeitig fürchtete sie, der Geist könnte versuchen, stattdessen von Valerius Besitz zu ergreifen.
»Vergiss es«, sagte Ash.
Der Geist lachte auf, dann verflog er.
In Sekundenbruchteilen war Ash an ihrer Seite. »Durchatmen«, befahl er leise.
Tabitha konnte nicht mehr sprechen. Sie legte den Kopf an Valerius’ Schulter und sog tief den warmen Duft seiner Haut in die Lungen. Sie hätte nicht gedacht, jemals so für jemanden empfinden zu können.
Obwohl sie im Augenblick nicht für sich selbst kämpfen konnte, fühlte sie sich eigentümlich beschützt.
»Wir müssen sie in Sicherheit bringen«, sagte Valerius scharf.
Ash nickte.
Sekundenbruchteile später befanden sie sich in Valerius’ Schlafzimmer.
Behutsam legte Valerius sie auf sein Bett. »Geht es dir gut?« Die Erleichterung war ihm ins Gesicht geschrieben.
»Ich denke schon«, flüsterte sie.
Er bedachte sie mit einem warmen Lächeln, ehe sich seine Züge verhärteten und er sich zu Ash umwandte.
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