Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
lange hatte sie niemanden gebeten, ihr zu vertrauen. Wenn nicht einmal ihre Eltern an sie geglaubt hatten - wie konnte sie es von jemand anderem je verlangen?
Obwohl sie wusste, sie sollte es nicht tun - denn jede Berührung brachte die emotionale Barriere zwischen ihnen weiter zu Fall -, streckte sie eine Hand nach ihm aus. Aber ein stechender Schmerz in ihrer Schläfe hielt sie zurück. Zusammengekrümmt presste sie ihre Finger an die Stirn. Welch ein ungünstiger Zeitpunkt für eine Migräne. Nicht, dass es sich wie eine Migräne anfühlte …
Ein gewaltige Explosion drohte ihren Kopf zu zerfetzen. Gequält schrie sie auf, hörte undeutlich, wie Remy immer wieder ihren Namen rief. Sie packte sein Handgelenk, versuchte ihn anzuschauen, doch andere Bilder füllten ihr Blickfeld.
Visionen von Remys Vater. Geschunden, blutig, fast unkenntlich. Ein Mann schlug auf ihn ein und trat nach ihm. Dann drehte er sich um und zeigte ihr sein dünnes, kantiges Gesicht.
»So viel Ärger haben Sie uns gemacht, Miss Holmes. Genau wie Ihren Eltern, weil Sie geboren wurden, trotz der Versuche Ihrer Mutter, die Schwangerschaft mit pflanzlichen Mitteln zu beenden.«
Gott, wieso wusste der Mann so gut Bescheid?
»Bringen Sie Remy zu uns, und wir vergessen die Zeit und die Mühe, die Sie uns gekostet haben. Sagen Sie Ja, sofort, und wir werden sie reich machen, reicher als in Ihren kühnsten Träume.«
»Niemals!«, schrie sie und spürte Remys Hände auf ihren Schultern, hörte seine besorgte Stimme, wie er fragte, was er tun sollte.
Ein hässliches Grinsen verzerrte das Gesicht des Mannes, Schmerzen durchbohrten ihr Gehirn, wie Geschosse aus einer mit Nägeln bestückten Pistole. »Sagen Sie Remy, wir haben seinen Vater in unserer Gewalt. Wenn er ihn lebend wiedersehen will, soll er nach Lafayette kommen. South Red Rover Road. Morgen um drei Uhr.« Der Mann rammte seinen Stiefel in Remy seniors Gesicht. »Und, Haley - kein Wort von alldem zu ACRO, oder ich schwöre Ihnen, ich werde unserem Gefangenen bei lebendigem Leib die Haut abziehen und Ihnen die Reste schicken, während er noch zuckt.«
Blitzschnell verschwand das Bild. Aber Haley sah noch immer nichts, spürte nur das warme Blut, das aus ihrer Nase rann, die dumpfen, pochenden Kopfschmerzen. Auf ihrem Körper fühlte sie Remys Hände. Doch sie konnte seine Stimme nicht hören. Ein Schwindelgefühl überkam sie, heftige Übelkeit drehte ihr den Magen um.
In rasendem Tempo drehte sich die Welt, bevor Haley in schwarzem Nichts versank.
19
B EIM MILITÄR HATTE REMY eine umfangreiche medizinische Ausbildung erhalten. Mit bloßen Händen hatte er Geschosse aus den Wunden seiner Kameraden - und seinen eigenen herausgeholt. Im Kugelhagel hatte er bewusstlose Männer über Schlachtfelder getragen und hielt Sterbenden die Hand. Trotzdem war er nie so verängstigt und verzweifelt gewesen wie jetzt, als er die ohnmächtige Haley in den Armen hielt.
»Haley - chère «, flüsterte er und umfasste mit beiden Händen ihren Kopf. Sie erwachte nicht, und ihr Puls pochte zu schnell. Wenigstens atmete sie.
Ehe sie zu Boden gefallen wäre, hatte er sie aufgefangen. Nun saß er auf dem Bretterboden des Hochsitzes, an eine Wand gelehnt, einem Fenster gegenüber. Er zog Haley zwischen seinen Beinen näher zu sich heran, so dass ihr Oberkörper an seiner Brust ruhte, ihr Kopf an seiner Schulter. Behutsam wiegte er sie hin und her.
»Wach auf«, wisperte er unentwegt in ihr Ohr. Denn er würde es nicht ertragen, sie zu verlieren, nachdem er sie eben erst gefunden hatte. »Bitte, Haley komm zu mir zurück.«
Leise stöhnte sie, ihre Finger krallten sich in sein T-Shirt, und sie hob die Lider. »Remy …«
»Ja, ich bin hier und beschütze dich.«
»Es tut so weh …«
»Sprich nicht. Erhol dich erst mal.«
»Das kann ich nicht. Es gibt Schwierigkeiten. Ich muss telefonieren …«
»Wir haben keine Verbindung mit deiner Agentur. Oder in deinem Rucksack steckt ein Telefon, das funktioniert.«
»Aber - sie haben ihn gefangen genommen. Und sie fügen ihm Schmerzen zu. Ganz schrecklich … Sie drohen ihm noch schlimmere Foltern an. Sie haben damit schon begonnen.« Ihre Augen schlossen sich wieder, und er bekämpfte die Panik, die in seiner Kehle aufstieg.
Sie schläft nur … So sehr es ihm auch widerstrebte, sie wach zu halten - er musste herausfinden, was zum Teufel da vorging. »Sag mir, was los ist, Haley.«
Da öffnete sie die Augen. Langsam kehrten ihre Pupillen zur
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