Geliebte des Sturms - Croft, S: Geliebte des Sturms - Riding the Storm - ACRO Series, Book 1
nicht zusammenzuzucken, als ihr zerfetzter Rock an den Schnittwunden ihrer Schienbeine klebte. »Mit Telekinese. Einer der feindlichen Agenten muss enorme Kräfte besitzen.«
»Großartig. Worauf muss ich sonst noch achten?« Als sie nicht antwortete, weil sie nichts zu sagen wusste, wandte er sich zu ihr. »Hör mal, Haley, ich muss wissen, womit wir’s zu tun haben.«
»Keine Ahnung. Die Itor-Leute wahren ihre Geheimnisse. Und da ich nicht zu den Topagenten zähle, habe ich keinen Zugang zu sämtlichen Daten.« Eine Brise fuhr durch ihre nasse Kleidung. Fröstelnd rieb sie ihre Arme. »Aber nach allem, was ich bei meiner Agentur gesehen habe, müssen wir uns auf ziemlich fähige Medien einstellen - auf Leute mit angeborener Nachtsicht, auf Spezialisten, die mit Tieren und Pflanzen kommunizieren, auf supersensible Menschen mit inneren Radars oder übernatürlichem Gehörsinn, und auf ungewöhnlich schnelle Typen.«
»Raser, Schläger, Gedankenleser«, murmelte er. »Mutest du mir zu, an die Existenz von lauter solchen Geheimorganisationen voller Comicsuperhelden und Superschurken zu glauben?«
»Ja, hallo, Mister Wettergott. Wie würde man denn dich in deiner Comicwelt bezeichnen?«
»Als Elementalisten.« Frustriert fuhr er mit den Fingern durch sein nasses Haar und hinterließ tiefe Furchen darin. »Oh, das ist einfach - Scheiße.«
»Was, Remy? Mir kannst du alles sagen.«
Deutlich genug gab er ihr mit einem skeptischen Schnauben zu verstehen, wie viel er ihr seiner Meinung nach erzählen dürfte. Er spähte ins Dunkel hinaus, die Lippen grimmig zusammengepresst, und der Wind, der ein wenig abgeflaut war, frischte wieder auf.
Endlich brach er sein Schweigen. »Mir fällt es schwer genug zu akzeptieren, was ich mache. Und der Gedanke, da draußen würden sich Leute herumtreiben, die mir gleichen, über die ich Geschichten gelesen habe und die ich seit meiner Kindheit zeichne …«
Weil sie nicht länger stillsitzen konnte, stand sie auf. In der winzigen knarrenden Hütte konnte sie nicht umherwandern. »Es gibt viel mehr solche Leute, als du ahnst.«
»Und wer sind diese Itor-Schurken? Wo liegt ihr Hauptquartier? Für welche Regierung arbeiten sie?«
»Für jeden, der sie engagiert. Nach unserer Ansicht haben sie eine Kommandozentrale, und dazu mehrere Zellen, auf der ganzen Welt verstreut.«
»Und was ist mit deiner Agentur?«
»Wir arbeiten von einer einzigen Basis aus. Aber das Management redet von Expansion.« Ihren Kopf in den Nacken gelegt, schaute sie zur Decke hinauf, was sie sofort bereute. Trotz der Dunkelheit sah sie neblige Spinnweben von den Brettern herabhängen. »Irgendwie müssen wir an ein Telefon herankommen. Wenn mein Boss weiß, was passiert ist, kann ACRO uns hier rausholen.«
»Das kann ich auch.«
»Hast du nicht zugehört? Das sind keine kleinen Terroristen, die ihre Revolver schwingen, mit denen wir es zu tun haben.«
»Trotzdem kann ich …«
»Nein, Remy, du kannst es nicht. Soviel ich weiß, fehlt dir jeder Teamgeist. Aber ausnahmsweise musst du jetzt mal einem anderen Menschen vertrauen.«
»Und der bist du? Ausgerechnet die Frau, die mich von Anfang an angelogen hat?«
»Nicht alles war gelogen.«
»Zum Beispiel?«
Ihr Herz schlug schneller, als wollte es sie vor allzu persönlichen Geständnissen warnen. Aber sie hatte sich schon immer geweigert, Befehle zu befolgen, selbst wenn sie von ihrem eigenen Geist und Körper kamen. »Als ich sagte, ich würde dich mögen, war das keine Lüge.«
Sein Körper spannte sich an, dann fuhr er herum. »Wahrscheinlich war es die allergrößte!«
Warum sie es so wichtig fand, ob er ihr glaubte oder nicht, war ihr ein Rätsel. Jedenfalls erschienen ihr seine Zweifel geradezu demütigend.
»Glaub doch, was du willst!«, fauchte sie. »Und benimm dich weiterhin wie ein Arschloch. Dann kann ich vermutlich aufhören, dich zu mögen.«
Nun entstand eine lange Pause. Nur der prasselnde Regen auf dem Dach des Hochsitzes durchbrach die Stille.
»Ach, zum Teufel«, murmelte Remy. »Ich will dir ja glauben. Keine Ahnung, warum.«
Einfach verrückt - eben noch hatte sie ihn ohrfeigen wollen. Und nun wünschte sie sich nichts sehnlicher, als auf seinen Schoß zu klettern und sich umarmen zu lassen. Insbesondere, weil ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Entweder würde Itor sie beide fangen, oder ACRO würde
sie retten. So oder so, die Minuten der Zweisamkeit waren gezählt.
»Hoffentlich glaubst du mir«, sagte sie leise. Schon
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