Geliebte Diebin
Dutzend Reiter folgten ihm, sie brüllten begeistert, als ihre Pferde losstürmten. Mit wirbelnden Hufen und einer Schlammfontäne ließen sie das Schloss hinter sich.
Devlynn winkte dem Torhüter, das Fallgatter herunterzulassen, nachdem das Dröhnen der Hufe verklang. Hinter einem Schleier aus Wolken mühte sich die blasse Wintersonne zu scheinen, doch ihre Strahlen schickten keine Wärme zur Erde. Devlynn blieb mit dem eigenartigen Gefühl zurück, dass er irgendwie sein eigenes Verhängnis heraufbeschworen hatte.
Apryll reckte sich und seufzte. Unter den Felldecken war es herrlich warm und sie kuschelte sich noch tiefer hinein, ehe sie den Schmerz zwischen ihren Schenkeln fühlte und ... Sie riss die Augen auf. Oh, Gott. Sie fuhr im Bett hoch, sie war allein - im Bett von Devlynn von Black Thorn.
Was hatte sie sich nur gedacht? Ständig wechselnde, lebhafte Bilder der vergangenen Nacht kamen ihr in den Sinn, jedes erotischer als das letzte. Ihre Wangen glühten beim Ausmaß ihres Verlangens, bei dem Hunger, den sie für diesen Mann fühlte, der lüsternen Art und Weise, wie ihr Mund diesen harten, sehnigen Körper erforscht hatte.
Hatte sie sich ihm wirklich in die Arme geworfen? Hatte sie seinen Mund an ihre Brust dirigiert? War sie mit der Zungenspitze über seinen Oberkörper gefahren und dann noch tiefer? Sie schloss die Augen, doch die Bilder blieben. Was musste er von ihr denken? Wie leichtsinnig hatte sie ihre Jungfräulichkeit weggeworfen. An einen Banditen? Ihren Feind? Oh, um der Liebe Gottes willen!
Sie warf sich auf das Lager zurück und starrte an die Decke. Also hatte sie sich diesem verwegenen Schuft hingegeben, einem Mann, der sich nichts aus ihr machte. Na und? Es hätte alles noch viel, viel schlimmer kommen können. Und ehrlich, während sie jetzt so darüber nachdachte, waren die Dinge, die sie in der letzten Nacht gelernt hatte, großartig und wundervoll unanständig gewesen. Wenn sie die Möglichkeit hätte, so würde sie das alles äußerst gern wiederholen.
Oh, sie war eine frivole Schlampe! Und dennoch schämte sie sich nicht. Nein, um die Wahrheit zu sagen, sie freute sich schon darauf, noch einmal mit dem Lord von Black Thorn zu schlafen und Weiteres über die Kunst der Verführung und Befriedigung zu lernen.
Devlynn hatte sie nicht gezwungen, nein. Abgesehen davon, dass er ihr nicht erlaubte, das Zimmer zu verlassen, hatte er ihr keinerlei Beschränkungen auferlegt. Eventuell änderte er ja nach der letzten Nacht seine Meinung darüber, sie hier eingesperrt und bewacht zu lassen.
Sie musterte die Tür. Ob sie wohl abgeschlossen war? Hatte er die Absicht, sie als Gefangene zu behalten? Ganz sicher nicht. Nicht nach der letzten Nacht. Sie lächelte vor sich hin und errötete dann noch einmal. Oh, all diese Unanständigkeiten ... Sie sollte sich schämen, nahm sie an, doch ihr Herz war so leicht wie schon seit Wochen nicht mehr. Insgeheim, obwohl sie das natürlich nicht zugeben würde, freute sie sich schon auf die nächste Nacht, wenn sie wieder in seinen Armen liegen würde.
Und was ist mit Serennog? Und Was ist mit Payton ?
Sie würde mit Devlynn reden, würde ihm alles erklären ...
Ganz sicher gab es einen Weg, den Bruch zwischen ihren beiden Schlössern zu kitten. Sowohl sein Vater als auch ihre Mutter waren tot. Und Payton? Nun ja, vielleicht fand sich ja ein friedlicher Weg, auf dem er seine Rache befriedigen konnte.
Genevas Worte kamen ihr wieder in den Sinn.
Um wieder Frieden und Reichtum auf Serennog zu haben, werdet Ihr den Lord von Black Thorn heiraten. Es ist Euer Schicksal.
Apryll lächelte. War es möglich? Konnte sie das Biest von Black Thorn ehelichen? War das wirklich ihr Schicksal? Der Gedanke war nicht unangenehm. Erstaunlicherweise weitete sich ihr Herz dabei - und als sie daran dachte, ihn noch einmal zu küssen ... bebte sie innerlich.
Sie betrachtete noch einmal nachdenklich die schwere Eichentür.
Sicher würde er ihr doch nach der vergangenen Nacht so weit vertrauen, sie aus diesem Zimmer zu lassen, wenn auch nicht aus dem Schloss.
Sie warf die Decke beiseite und kletterte aus dem Bett. Leise summte sie vor sich hin und fürchtete, dass sie dabei war, sich zu verlieben, während sie nach dem goldenen Kleid suchte.
Es lag nicht auf dem Boden. Auch die geborgten Stiefel waren verschwunden.
Sie erstarrte.
Das verflixte Messer!
Zweifellos hatte Devlynn es entdeckt, als er aufgestanden war. Sie verfluchte ihr Pech und fragte sich, ob er wohl
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