Geliebte Diebin
Suchmannschaft zusammengestellt wurde. Col-lin und zwölf Männer waren abkommandiert worden, um die Felder, Wälder und Städte abzusuchen, die Black Thorn von Serennog trennten. Collin hatte die Männer auserwählt, die mit ihm reiten sollten. Selbstverständlich hatte er an Miranda absolut nicht gedacht, was sie fuchsteufelswild gemacht hatte. »Ich kann genauso gut reiten wie jeder Mann«, erklärte sie und reckte angriffslustig das Kinn, als erwarte sie, dass ihr Bruder ihre Forderung ablehnte.
»Ich widerspreche dir nicht«, meinte Devlynn, als er an dem Pferch vorüberging, in dem neu geborene Lämmer blökten und die Schafe auf dem Stroh hin und her liefen. Miranda umrundete eine Pfütze, aber es gelang ihr, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. »Doch dein Platz ist hier, bei Bronwyn.«
»Ich würde doch nur ein paar Tage weg sein«, widersprach sie und ihre Stimme war so schrill, dass sie ihm gewaltig auf die Nerven ging. »Es gibt außerdem genügend Frauen hier, die dazu ausgebildet sind, sich um sie zu kümmern.«
»Es wäre nicht sicher.« Er dachte an seinen eigenen Sohn und daran, was alles schief gelaufen war, dass man den Jungen hatte leicht entführen können.
»Es ist genauso sicher für mich wie für alle anderen auch.«
»Sei doch kein Dummkopf«, brummte er und wirbelte herum, sodass sie beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Die Kapuze ihres Umhangs fiel herunter und einige Haarsträhnen, die sich aus dem Band um ihr Haar gelöst hatten, wehten im Wind. Sie war eine wunderschöne Frau, groß und königlich - und so störrisch wie ein Ochse. »Aye, du bist eine gute Reiterin und niemand kann sagen, dass du nicht gut zielen kannst, wenn du deinen Bogen benutzt. Ich habe gesehen, dass du ein Schwert mit einer Geschicklichkeit benutzt, wie sie manche Männer nicht besitzen, aber, meine liebe Schwester, du bist kein Mann und siehst auch wirklich nicht so aus. Du würdest für den Rest der Suchmannschaft eine Ablenkung bedeuten, und Gott möge es verbieten, aber wenn du vom Feind gefangen genommen werden würdest, wäre es nicht nur dein Leben, das auf dem Spiel stehen würde, sondern auch noch deine Tugend.«
»Meine Tugend?«, wiederholte sie und ihre Wangen brannten. »Du machst dir Sorgen um meine Tugend?« Sie lachte, doch ihr Lachen klang nicht fröhlich. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, während ein Wagen, von einem Maulesel gezogen, an ihnen vorüberrollte und riet ihm: »Überlass meine Tugend getrost mir, Bruder. Mach dir deswegen keine Sorgen.«
»Ich mach mir keine Sorgen. Du wirst nicht mit der Mannschaft reiten.«
»Bitte, Devlynn.« Sie vergrub ihre Finger im Ärmel seiner Tunika. »Ich muss mitreiten.« Ihr Blick flehte ihn an, ihr gesamter Gesichtsausdruck verriet pures Unglücklich sein - und er hatte das Gefühl, dass sie sowieso tun würde, was sie wollte. Miranda war, wie alle Kinder von Morgan von Black Thorn, mit einem eisernen Willen geboren worden.
»Es ist wegen Sir Spencer«, nannte er das Problem beim Namen, und sie widersprach ihm nicht. »Du machst dir Sorgen um ihn. Deshalb willst du mit den anderen losreiten. Muss ich dich daran erinnern, dass du eine verheiratete Frau bist? Vielleicht solltest du besser zurück nach Clogwyn reisen zu deinem Ehemann.«
Miranda schnaufte verächtlich bei der Erwähnung des alten Mannes. »Er vermisst mich nicht und er hat mich nie geliebt.«
»Und dennoch bist du seine Frau.«
»Aber nicht aus freiem Willen. Verrate mir mal eines, Lord Devlynn. Würdest du ohne Liebe heiraten?«
Er antwortete nicht.
»Du hast Lady Glynda geliebt, nicht wahr? Oh, leugne es nicht. Du warst besessen von ihr, du hast ihr deine Baronie angeboten, hast deinen Bruder ausgestochen, nur um ihre Hand zu gewinnen.«
»Habe ich das wirklich getan?«, fragte er wütend und sie wurde blass. »Habe ich wirklich Collin ausgestochen oder war es womöglich andersherum?« In den letzten drei Jahren hatte Devlynn vermutet, dass das Baby, das Glynda unter ihrem Herzen getragen hatte, nicht von ihm war. Die Zeit war zu kurz gewesen. Er war lange weg gewesen und nach seiner Rückkehr hatte es nur vier Wochen gedauert, bis man ihr die Schwangerschaft ansah ... Er hatte nie über ihren Betrug gesprochen, hatte es nie gewusst, doch Collins Reaktion auf ihren Tod war wesentlich intensiver gewesen als seine eigene.
»Du hast sie umgebracht!«, hatte Collin behauptet. »Du bist ein mörderischer Bastard.« Er war mit Fäusten auf seinen Bruder
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