Geliebte Diebin
dabei kerzengerade. Ihr Gesichtsausdruck war voller Uberzeugung, als meine sie jedes Wort ernst. »Ich verspreche, wenn Ihr mich gehen lasst, werde ich Euren Sohn finden und ihn zurückbringen.«
»Und ich glaube, ich werde mehr Glück haben, wenn ich Euch als meine Gefangene hier behalte.« Er trat einen Schritt auf sie zu und umfasste ihren Oberarm. Dann zog er sie so nahe an sich, dass der schwache Duft nach Lavendel, der Duft, der ihn noch vor wenigen Stunden so bezaubert hatte, ihm in die Nase stieg. Selbst in seinem Zorn erinnerte er sich daran, wie er sie geküsst hatte und wie es sich angefühlt hatte, als sich ihr Körper an den seinen geschmiegt hatte, an den Anblick ihrer weichen Brüste, die jetzt mit grobem Stoff bedeckt waren.
»Aber ich könnte Euch helfen.«
»Ich denke, Ihr habt bereits genug >geholfen<.« Über seine Schulter hinweg blickte er zu der offenen Tür. »Wache!«
»Nein, bitte, Lord Devlynn, Ihr müsst mir vertrauen, ich kann Euch wirklich helfen.«
»Euch vertrauen?«, wiederholte er. »Niemals.«
Jamison erschien an der Tür der großen Halle und Devlynn schob ihm die Frau zu. »Das ist Lady Apryll von Serennog. Sie ist eine Feindin von Black Thorn und meine Gefangene. Sie soll in einem der Verliese eingesperrt werden ...«
»Nein, ich kann doch gar nichts tun, wenn ich eingesperrt bin!«
Devlynn blickte in ihre unschuldigen Augen. Um der Liebe Gottes willen, warum fand er sie noch immer attraktiv? Er stellte sie sich in dem Verlies vor, zusammen mit den Ratten, dem Schmutz und den anderen Gefangenen, dort, wo kein Licht sie je erreichte und wo die Wache lüstern und grausam war. Es würde nur Stunden dauern, bis sie sich an ihr vergehen würden, jeder von ihnen würde sie besteigen; und obwohl er die Situation verfluchte und versucht hatte, seine Gefühle zu unterdrücken, sie zu bestrafen, so war er doch sicher, dass es keine Stunde dauern würde, bis Apryll aus Spaß vergewaltigt werden würde - bis sie wegeA einer Wette zum Objekt der Begierde der Wachen werden würde. Nicht, dass ihm das nicht gleichgültig gewesen wäre, rief er sich ins Gedächtnis, doch dann befahl er dem Wachmann. »Bringt sie in die leere Eremitenzelle im Nordturm. Und bewacht sie selbst. Niemand darf sie besuchen, außer mir.«
»Aye, M'lord.«
Sie befreite sich aus dem Griff des Wachmannes, trat vor ihn und bat: »Bitte, lasst mich gehen. Ich werde mit Eurem Sohn zurückkehren, das schwöre ich Euch. Hier kann ich niemandem nützlich sein.«
Devlynn fühlte, wie er schwach wurde, als er in diese bezwingenden goldenen Augen starrte. Es war Wahnsinn. Sie war der Fluch seines Lebens, der Grund, warum sein Sohn sich in Gefahr befand. Wütend auf sich selbst brach Devlynn die Verzauberung und befahl dem Wachmann. »Bringt sie weg und bewacht sie mit Eurem Leben!« Dann wandte er sich um und lief die Treppe hinunter, zum Weg zu den Ställen, wo die Soldaten eine Suchmannschaft zusammenstellten. Er verdrängte die Frau mit aller Macht aus seinen Gedanken. Zuerst musste er seinen Sohn finden.
Danach würde er mit ihr abrechnen.
Geneva saß allein vor dem ersterbenden Feuer in ihrer Hütte in Serennog. Die Glut flackerte nur noch ab und zu auf und der Wind pfiff durch das dünne Stroh auf dem Dach und durch die Ritzen in den alten Mauern. Sie zitterte, doch nicht vor der Kälte, die sich in ihre Knochen geschlichen hatte. Nein, sie hatte viel bissigeren Winden widerstanden, hatte in Wintern überlebt, die eisiger waren als dieser, aber heute erfror fast ihr Herz.
Ihre Katze, normalerweise ein wildes Tier, hatte sich neben ihr auf der Strohmatte zusammengerollt, die den nackten Boden bedeckte. Aus dem Pferch in der Ecke blökte die Ziege jämmerlich, als ob dieses magere Tier ebenso das Beben in der
Luft fühlen würde, die böse Vorahnung, die verzweifelte Furcht, die Eis in Genevas Herz brachte.
»Was habe ich nur getan?«, flüsterte sie und rieb sich ihren flachen Bauch, in dem, wie sie wusste, ihr Baby heranwuchs. »Oh, Morrigu, Muttergeist, verzeihe mir, denn ich habe gelogen.« Sie schloss die Augen, zog einen kleinen Dolch aus ihrer Tasche und ritzte mit der Klinge ein Bild, das dem Schwanz eines Hahnes ähnelte, zum Schutz in den Boden in der Nähe der Kohlen. »Passe auf Lady Apryll und auf Payton auf.« Sie wischte die Klinge an ihrem Kleid ab und legte den Dolch in ihre Handfläche, dann schloss sie die Hand darum. Der scharfe Stahl schnitt in ihre Haut und einige Tropfen Blut fielen auf
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