Geliebte Diebin
immer wieder gehofft hatte, dass das Schicksal von Serennog sich eines Tages ändern würde. Sie war ebenfalls ein Schwachkopf gewesen.
Und was war heute Abend mit Devlynn von Black Thorn? Sie biss die Zähne zusammen, als sie daran dachte, wie unverschämt sie mit dem Baron geflirtet hatte, sie war sogar so weit gegangen, ihn lüstern auf den Mund zu küssen. Ihr Körper hatte gebebt unter seinen Berührungen und sie hatte sich nach so viel mehr gesehnt. Lieber Gott, woran hatte sie nur gedacht? Sie hatte doch nur Teil eines gut organisierten Plans sein sollen. Aber sie hatte zugelassen, dass sie in dem Geist der Feierlichkeiten gefangen worden war, in der Wärme und der Freundlichkeit in dem Schloss, in all dem Vergnügen.
Und du hast auch nicht erwartet, dass Lord Devlynn derart attraktiv ist. Es war nicht einmal sein kantiges Kinn und die breiten Schultern, es war vielmehr das Blitzen, das du in seinen grauen Augen entdeckt hast, die Leidenschaft in ihren Tiefen. Und die Art, wie sich seine Lippen angefühlt hatten, das Versprechen nach mehr. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie eine solche Hitze in ihrem Blut gefühlt, hatte sie die Freude der reinen Verführung erfahren. Oh, diese bittersüße Verlockung.
Und jetzt ist sein Sohn in Gefahr und du bist schuld.
»Du warst ein Dummkopf«, schalt sich Apryll zum wiederholten Mal. Ihre Zähne klapperten stärker, als sie unvermittelt die Bande um Payton entdeckte, die im Mondlicht vor ihr herritten. Ihr Bruder saß auf einem riesigen Grauen, sicher der Hengst des Barons von Black Thorn, und er hielt seine Beute fest in den Händen. Obwohl die Entfernung noch zu weit war, um ihn deutlich erkennen zu können, wusste Apryll, dass es der Junge war, den er in seinem Arm hielt. »Idiot«, murmelte sie und spornte ihre Stute noch einmal an. Sie verringerte den Abstand zu der Gruppe, während diese gerade ein Flussbett erreichte.
Paytons Hengst führte die Gruppe an. Die Pferde schwärmten aus in den Fluss, das eisige Wasser spritzte hoch auf, während sie zum anderen Ufer strebten.
Wie hatte sie ihrem Bruder nur vertrauen können? Während ihre tapfere Stute Mühe hatte, zu den schnelleren Pferden aufzuschließen, dachte Apryll wieder an Paytons Worte.
Das ist das Problem mit dir, Schwester, du bist nie bereit, das zu tun, was getan werden muss. Paytons Vorwurf war
schmerzlicher als der Schnitt auf ihrer Wange, denn seine Worte waren wahr. Und jetzt war der Teufel von Black Thorn hinter diesen Männern her, hinter dieser zerlumpten Gruppe von Serennogs feinsten und mutigsten Soldaten, die zu Dieben und Kidnappern geworden waren. Die meisten von ihnen hatten Frauen, zwei von ihnen kleine Töchter, und dennoch hatten sie ihr Leben für diese dreiste Mission riskiert. Für Serennog.
Wenn man sie erwischte, würden sie alle hängen oder gerädert und gevierteilt werden.
Sie donnerten durch den Wald, die Hufe dröhnten auf dem gefrorenen Boden, während sie sich immer weiter von Black Thorn entfernten. Aprylls Magen verknotete sich. Oh, es war ein so einfältiger Plan! Sie würden bestimmt alle umkommen. Jeder in Serennog würde gefangen genommen werden. Vielleicht würde man sie sogar foltern. Man würde sie in die Sklaverei zwingen.
Nur deinetwegen, Apryll, und dabei hast du geschworen, ihre Beschützerin zu sein.
Rose, die Näherin mit den blitzenden Augen und den groben Scherzen, die magere Köchin, Wynne, die eine Gans so zubereiten konnte, dass zwanzig Leute davon satt wurden, die kleine Millie, die Wäscherin, und so viele andere noch würden am Galgen enden. Oder sie würden Zwangsarbeit bei einem Baron leisten müssen, der sie verachtete. Einige der Frauen würden zu Dirnen gemacht, die den Soldaten dienen mussten ... und all das nur, weil Apryll schwach und viel zu vertrauensselig gewesen war.
»Gott hilf mir. Hilf uns allen«, flüsterte sie, während sie einen Hügel hinaufritt, auf dem der Weg sich teilte. Wie geplant folgten drei Gruppen von Reitern drei verschiedenen Wegen. Payton ritt auf seinem grauen Hengst nach Westen - genau wie es geplant gewesen war. Sie und er hatten übereingestimmt, dass sie den längeren Weg nach Serennog nehmen wollten, während Bernard und Samuel mit den zusätzlichen Pferden sich nach Osten wenden sollten, Roger, Isaac und Melvynn den nördlichen Weg einschlagen sollten, der direkte Weg über die Berge nach Serennog. Wenn sie die Bergkuppe erreichten, sollten sie Fackeln anzünden, um Devlynns Soldaten von ihrem wirklichen
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