Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
alles, was er sich wünschte, in seiner Reichweite lag.
    Payton ging zu dem Bachbett hinüber, wo Yale vergeblich versuchte, einen Fisch zu fangen. Klares Wasser sprudelte über die Steine. Ein Fuchs lugte durch die Wurzeln eines Baumes am anderen Ufer hervor und verschwand dann im Nebel. Payton rieb sich die Arme, weil ihm plötzlich kalt war, denn er fühlte, dass er beobachtet wurde, auch wenn er niemanden sah.
    Er hockte sich in die Nähe des Jungen, so dass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. »Vorübergehend musst du mein Gefangener bleiben, Junge.« Payton griff in seine Tasche und zog ein ledernes Band daraus hervor, mit dem er dem Jungen die Handgelenke fesseln wollte.
    »Nein!« Der Junge wirbelte herum, beinahe wäre er gefallen, als er mit dem Dolch durch die Luft fuhr. Doch Payton war schneller, er umfasste Yales schmales Handgelenk und drückte zu. Die Waffe fiel zu Boden und klirrte auf einen Stein. Payton hob sie auf und hielt sie unter Yales Nase mit den jetzt blassen Sommersprossen. »Du wirst ruhig und gehorsam sein. Und du bleibst gefesselt, bis dein Vater dich holen kommt.«
    »Um der Liebe des heiligen Judas willen, was tust du da?« Apryll kam hastig auf ihn zugelaufen. Sie wollte noch etwas sagen, wahrscheinlich ihm befehlen, den Jungen wieder loszubinden. Doch urplötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie wurde so blass wie Milch, als sie auf die Klinge starrte, die ganz nahe am Hals des Jungen lag. »Aye, Yale«, versuchte sie ihn umgehend zu beruhigen und ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Du musst alles tun, was wir sagen, damit wir das Spiel gewinnen.«
    »Es gibt gar kein Spiel.« Yale spuckte aus und wischte sich dann mit dem Ärmel seiner freien Hand über den Mund, während Payton den Lederriemen festzog.
    »Darüber bist du dir doch gar nicht sicher«, beruhigte sie
    ihn und wandte sich schnaubend an Payton. »Und du brauchst ihn nicht wie einen Esel festzubinden.«
    »Er benimmt sich aber wie einer.«
    »Lasst mich los!«, rief Yale und zerrte an den Riemen.
    »Später. Wenn du dich benimmst.«
    »Mein Vater wird Euch den Kopf abreißen!«
    »Dein Vater ist nicht hier!«
    »Lass ihn frei«, befahl Apryll.
    »Wenn wir nach Serennog zurückkehren.«
    Yale zerrte an den Riemen, dann plumpste er auf sein Hinterteil, weil er versuchte, sein Gewicht einzusetzen, um Payton zu überwältigen.
    »Aber ...«
    »Ich habe gesagt, wenn wir zurückkehren, Schwester. Derzeit kann ich kein Risiko eingehen.« Mit einer schnellen Bewegung zog Payton Yale auf die Füße, und auch wenn der Junge sich wehrte, fluchte und spuckte, so verschnürte ihn Payton doch wie ein Paket.
    »Das'lst nicht nötig! Payton, bitte lass den Jungen frei!«
    »Und damit soll ich das Risiko eingehen, ihn zu verlieren? Ich denke gar nicht daran.« Payton bedachte sie mit einem zynischen Blick. »Also, im Haus befinden sich Vorräte. Gesalzenes Schweinefleisch und noch mehr. Wir werden ein Essen zubereiten und es feiern, indem wir ein Fass öffnen.«
    »Das ist nicht die richtige Zeit dafür«, widersprach sie.
    »Nicht?« Payton schnaubte. »Dies ist die perfekte Zeit dafür. Ich habe den Baron von Black Thorn in die Knie gezwungen.«
    »Niemals«, fuhr der Junge auf und zerrte an seinen ledernen Fesseln. »Lasst mich frei.«
    Payton lachte mitleidlos, während sich dunkelgraue Wolken vor die blasse Wintersonne schoben.
    Yale schüttelte sich das Haar aus den Augen, reckte den Rücken und zerrte an den ledernen Fesseln, bis sie sich noch fester anspannten. »Schneidet mich los«, befahl er. »Ich bin der Sohn des Lords, und ich befehle Euch, mich loszuschneiden oder unter den Konsequenzen zu leiden.«
    »Später.«
    »Ich befehle es Euch!«
    »Und ich befehle dir, zur Hölle zu gehen. Auch ich bin der Sohn eines Lords«, behauptete Payton, und das Feuer, das seit der Kindheit in seinem Herzen brannte, wurde noch weiter angefacht.
    Der Junge hatte den Mut, das Kinn zu heben. Er schaffte es irgendwie, den Mann hochmütig anzustarren, der es gewagt hatte, ihn zu fesseln. »Ihr werdet diesen Tag bereuen«, erklärte er jetzt ruhig und Payton verspürte wieder einen Anflug von Furcht.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Mein Vater wird Euch aufschlitzen, bis auf Eure schwarze Seele.«
    »Vielleicht habe ich ja gar keine.«
    »Dann wird er sich mit Eurer Leber zufrieden geben.«
    »Das reicht«, erklärte Apryll. »Binde ihn los.«
    »Wohl kaum.« Payton schüttelte die unangenehme Furcht ab und holte tief Luft. Er

Weitere Kostenlose Bücher