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Geliebte Fälscherin (German Edition)

Geliebte Fälscherin (German Edition)

Titel: Geliebte Fälscherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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noch ein paar Bonbonnières bemalen würde. Und im nächsten Frühling wollte sie einen Ball veranstalten, „wie
Nashville noch keinen gesehen hat“.
    Claire atmete tief ein, hielt ihr Gesicht in die Sonne und ließ ihre durcheinanderwirbelnden Gedanken von der Wärme beruhigen. Wenn eine Kindergeburtstagsfeier schon so viel Zeit und Planung beansprucht hatte, konnte sie nur ahnen, wie viel Arbeit es mit sich bringen würde, einen Ball durchzuführen. Bis dahin waren natürlich noch einige Monate Zeit, aber ein anderes Ereignis rückte schnell näher: der Besuch der Familie LeVert. Die Familie wurde in weniger als einer Woche erwartet. Bei den ganzen Planungen für das Fest hatte sie diesen Besuch fast vergessen.
    Mrs Acklen hatte ihr zwar keine offiziellen Aufgaben im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Besuch der LeVerts zugewiesen, aber sie hatte die Bemerkung fallen lassen, dass Madame LeVert häufig Schreibarbeiten hätte. Claire wusste nicht, wie lang die Mutter und ihre Töchter bleiben würden. Aber laut Cordina, die alles wusste, waren sie bei ihrem letzten Besuch auf Belmont ganze zwei Monate geblieben. Cordina sprach sehr lobend von der ganzen Familie, aber Claire war am meisten darauf gespannt, Cara Netta kennenzulernen, die junge Dame, die sich laut Mrs Acklen mit Sutton in Paris eine Zwiebelsuppe geteilt hatte.
    Mrs Acklen führte Bucephalus nach links auf einen von Bäumen gesäumten Weg. Der Hengst schnaubte und tänzelte, als könne er es nicht erwarten, freien Lauf zu bekommen. Aber Mrs Acklen hielt die Zügel fest in der Hand. Claire bewunderte, wie sie mit dem spritzigen Hengst umging, genauso wie sie den Hengst selbst bewunderte. Ein eindrucksvolles Geschöpf. Geeignet für einen König. Oder in diesem Fall für eine Königin.
    Der Weg wurde schmaler, und Claire führte Athena hinter Bucephalus her. Die Stute wieherte. Sie fühlte sich anscheinend beleidigt, dass sie gezwungen wurde zu folgen. „Bucephalus ist ein schönes Tier, Mrs Acklen.“
    „Das ist er allerdings. Ich habe ihn nach dem Pferd von Alexander dem Großen genannt. Mein Vater hat mir die Geschichte von dem jungen Alexander vorgelesen, als ich sieben war. Schon damals sprach mich sein Leben sehr an. Sie sind mit seiner Lebensgeschichte bestimmt vertraut.“
    Claires Gesicht begann zu glühen. Sie richtete sich im Sattel höher auf und war froh, dass Mrs Acklen sie nicht sehen konnte. „Nein, Madam, sie ist mir nicht bekannt.“
    „Oh. Das müssen wir ändern. Mein Vater sorgte dafür, dass ich in der Klassik bewandert bin. Er las mir jeden Abend vor. Er war ein begabter Geschichtenerzähler. Nach so vielen Jahren kann ich mich immer noch erinnern, wie seine Geschichten klangen, wenn ich den Kopf an seine Brust legte, mich auf seinem Schoß zusammenrollte und ihm zuhörte, während er mir vorlas. Seine Stimme war so kräftig und tief. Er konnte alle Figuren so perfekt wiedergeben.“
    Mrs Acklens Beschreibung malte ein lebhaftes Bild vor ihren Augen, und in Claire regte sich ein schmerzlicher Neid. Der schmale Weg führte auf eine weite Wiese, die von goldenem Licht beschienen wurde. Claire wollte Athena wieder neben Bucephalus führen, aber die Stute musste dazu nicht angetrieben werden.
    „Schauen Sie! Dort!“ Mrs Acklen streckte den Arm aus.
    Am Horizont, weit in der Ferne, erblickte Claire ein Pferd und einen Reiter und wusste sofort, wer es war. Die muskulöse und graziöse Haltung war nicht zu verkennen. „Es sieht aus, als würden sie fliegen.“
    „Mr Monroe ist ein ausgezeichneter Reiter. Und Truxton, sein Vollblut, kann es fast mit Bucephalus aufnehmen.“
    Sie schauten zu, bis Sutton über einer Anhöhe verschwand, bevor sie weiterritten.
    Die Erinnerungen, die Mrs Acklen von ihrem Vater erzählt hatte, weckten in Claire Gedanken an ihren eigenen Vater. Sie hatte in den letzten Tagen öfter an ihn gedacht und wünschte sich fast wieder den Stress, eine Feier vorbereiten zu müssen. Manchmal weckten die Erinnerungen eine Traurigkeit, die ihr Tränen in die Augen trieb. Aber meistens, besonders spätnachts, wenn das Haus still war und alle anderen schliefen, erfüllten diese Gedanken sie mit einem Bedauern, das eine andere Art von Traurigkeit mit sich brachte. Eine Traurigkeit, die Schuldgefühle in ihr weckte und alle Tränen vertrieb. Und sie fragte sich, ob sie vielleicht, nur vielleicht, die Beziehung zu ihrem Vater hätte haben können, die sie sich immer gewünscht hatte, wenn sie sich nur besser angestrengt

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