Geliebte Fälscherin (German Edition)
sie am nächsten Tag einen Strauß Wildblumen zusammen mit einer Karte – Gratuliere zu Ihrer gut gemachten Arbeit, Hauptmann. Hochachtungsvoll, Ihr untertänigster Unteroffizier – vor ihrer Zimmertür entdeckt hatte.
Ohne die Seiten von Godey’ s wirklich gelesen zu haben, legte sie die Zeitschrift wieder auf den Tisch zurück. Dabei fiel ihr eine Zeitung auf, die unter einer Harper’s Weekly lag. Die Zeitung kam ihr aus irgendeinem Grund vage bekannt vor. Als sie sie unter der Zeitschrift hervorzog, wusste sie auch, warum.
Mrs Acklen abonnierte den New Orleans Picayune? Das war nicht so ungewöhnlich, denn Mrs Acklen besaß Plantagen in …
Eine Schlagzeile fiel ihr ins Auge, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. MANN BEI VERSUCHTEM RAUBÜBERFALL GETÖTET. Sie hielt den Atem an und überflog den Artikel. So grausam es auch sein mochte, war sie doch erleichtert, als sie feststellte, dass es sich um einen Mann handelte, der bei einem versuchten Raubüberfall auf ein Lebensmittelgeschäft getötet worden war – nicht um ihren Vater, wie sie im ersten Moment befürchtet hatte.
Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, las sie das Datum oben auf der Zeitung. Zehnter September. Sie zählte zurück. Die Zeitung war von dem Tag, an dem sie in Nashville angekommen war. Sie konnte nicht widerstehen, die restliche Zeitung zu überfliegen. Ihr Blick wanderte über die Spaltenüberschriften auf der Titelseite. Dann blätterte sie zur zweiten Seite um, dann zur dritten. Als sie die Rückseite erreichte, glaubte sie schon fast …
Eine Schlagzeile ganz unten saugte ihr die Luft aus der Lunge, während gleichzeitig die Meilen, die zwischen ihr und ihrem alten Leben lagen, verschwanden. Die letzte Spalte, der letzte Artikel rechts. So wenige Worte. Sie konnte sie fast in einem einzigen Atemzug lesen.
Raubüberfall und Toter in Galerie
Wie schon berichtet, raubten Diebe die Kunstgalerie für europäische Meisterwerke im französischen Viertel aus und entkamen mit einer großen Kunstsammlung von unschätzbarem Wert. Der Kunsthändler und Miteigentümer Bernard Gustave Laurent, der, wie bereits berichtet, bei dem Überfall mit einem Messer niedergestochen wurde, starb am Freitagabend nach Komplikationen aufgrund seiner Verletzungen. Eine Bestattung im engsten Kreis findet am Samstag statt.
Claires Augen brannten. Viele verschiedene Gefühle tobten in ihr. Das größte Gefühl war Panik! Was war, wenn Mrs Acklen oder Sutton das lasen und den Namen ihres Vaters erkannten? Oder wenn sie es bereits gelesen hatten? Aber Claire wusste, dass sie inzwischen etwas zu ihr gesagt hätten, wenn sie es gelesen hätten. Keiner von ihnen scheute vor einer direkten Konfrontation zurück. Der Panik folgte tiefe Trauer, weil sie nicht da gewesen war, um ihren Vater zu beerdigen.
Aber am meisten überraschte sie das Mitleid, das sich in ihr regte. Das war das Vermächtnis ihres Vaters. Dieser kurze Zeitungsartikel. So knapp, so unpersönlich. Wie eine Fußnote.
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Antoine DePauls gut aussehendes Gesicht vor ihrem geistigen Auge auf. Nichts in ihr wollte diesen Mann je wiedersehen, nachdem sie einen Geschmack davon bekommen hatte, wie das Leben jenseits von seiner und Papas Reichweite war, jenseits der Mauern dieser Galerie, in der sie sich so …
Das Geräusch einer Tür, die irgendwo in der Nähe ins Schloss fiel, ließ Claire vom Sofa hochfahren. Sie musste die Zeitung verstecken, bevor Mrs Acklen …
Die Tür zum kleinen Büro ging auf.
„Wie üblich hat Mrs Routh für alles gesorgt“, sagte Mrs Acklen und wandte sich um, um die Tür hinter sich zuzumachen. „Joseph wird also erkennen, dass hier zu Hause seine Abwesenheit deutlich zu spüren ist. Wo waren wir, Miss Laurent?“
Claire stand neben dem Sofa und legte das Godey’ s Lady ’ s Book oben auf den Zeitschriftenstapel, unter dem sie die Zeitung vorerst versteckt hatte. „Sie haben das Diktat von heute Morgen überprüft, Madam.“ Mit immer noch pochendem Herzen reichte sie Mrs Acklen die Blätter.
Aber Mrs Acklen begann nicht zu lesen. „Miss Laurent, bitte achten Sie genau darauf, wohin Sie die Füllfeder legen.“
Claire nahm schnell die Feder, die sie auf den Schreibtisch gelegt hatte.
„Ich bin in Bezug auf diesen Sekretär besonders vorsichtig, ich weiß. Aber es ist eine wertvolle Antiquität. Ein Geschenk von meinem Vater.“ Mrs Acklen strich mit einer Hand über das makellose Kirschholz. „Der Schreibtisch kam
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