Geliebte Fälscherin (German Edition)
der Frau nicht ganz verstand, nickte Claire. „Natürlich, Mrs Routh.“
Die Haushälterin ging in die Eingangshalle voran. „Ganz wie ihre Mutter sind Madame LeVerts Töchter zwei entzückende Wesen“, sprach sie weiter. „So talentiert und gebildet. Kein Wunder, dass einige der edelsten Herren Nashvilles an ihnen interessiert sind.“
Diese Bemerkung überraschte Claire nicht, nachdem sie die Schwestern gesehen hatte. Dass sie zudem aus einer reichen Familie kamen und wahrscheinlich ein großes Vermögen mit in die Ehe brachten, garantierte bestimmt ihre Aussichten auf eine gute Ehe, besonders in diesen schweren Zeiten. Was sie jedoch überraschte, war, dass Mrs Routh plötzlich so gesprächig war. So viel hatte diese Frau noch nie mit ihr gesprochen, seit sie hier war. Ehrlich gesagt, war Claire das stoische Schweigen der Frau fast lieber.
Mrs Routh öffnete die Haustür. Claire entdeckte Sutton, der die Straße heraufgeritten kam. Seltsam, dass er so früh nach Hause kam, da er in letzter Zeit so viel Arbeit gehabt hatte. Andererseits wusste er, dass die LeVerts erwartet wurden.
„Ah, Mr Monroe, pünktlich wie immer.“ Mrs Rouths Lächeln erreichte nicht ihre Augen. „Er steht der Familie LeVert schon lange sehr nahe und daran hat sich bestimmt nichts geändert, wie Sie gleich sehen werden.“
Etwas in Mrs Rouths Tonfall gab Claire das Gefühl, sie wolle ihr etwas sagen, ohne es direkt auszusprechen, was eigentlich überhaupt nicht Mrs Rouths Art war.
Claire hatte es jetzt bei Weitem nicht mehr so eilig wie noch vor wenigen Minuten, die LeVerts kennenzulernen. Sie überprüfte ein letztes Mal ihr Kleid und trat in den Säulengang hinaus, zögerte aber, die Treppe hinabzusteigen und die vertrauten Umarmungen und die herzliche Begrüßungsfreude zu stören.
Diese gegenseitige Zuneigung hätte ihr das Herz erwärmen sollen, aber stattdessen weckte dieser Anblick in ihr eine Sehnsucht, auch dazuzugehören, die alles andere in den Schatten stellte und die den Schleier über dieser wackeligen Möchtegern-Welt, in der sie lebte, lüftete.
In ihrem Leben gab es niemanden, der sie nach einer längeren Abwesenheit so herzlich begrüßen würde. Es gab auch keinen Ort, an dem sie „ihre Reise unterbrechen“ könnte, falls sie je verreisen sollte. Während sie hier oben auf der Treppe stand und alles auf sich wirken ließ, fühlte sie sich allein und unbedeutend.
Aber erst als sie sah, wie Cara Netta sich umdrehte, Sutton erblickte und dann loslief, um ihn zu umarmen und ihm einen schnellen Kuss auf die Wange zu geben, als sie sah, wie Sutton diese Umarmung erwiderte, begriff sie, was Mrs Routh ihr hatte sagen wollen.
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D er Moment, vor dem Sutton gegraut hatte, war gekommen. Die Tatsache, dass ihm so sehr davor graute, selbst als er Cara Netta umarmte, verstärkte seine Schuldgefühle noch mehr. Und dass Claire oben auf der Treppe stand und ihnen zuschaute, machte alles nur noch schlimmer.
Er hätte ihr von Cara Netta erzählen sollen. Das hatte er an dem Abend nach ihrem Unfall gewusst, und das wusste er jetzt. Er hatte die ganze Woche überlegt und eine Möglichkeit gesucht. Aber ihm war nichts eingefallen, wie er ihr hätte erklären sollen, was in ihm vorging. Das lag hauptsächlich daran, dass er sich selbst erst noch klar darüber werden musste.
„Mr Monroe!“
Als er sich umdrehte, sah er Madame LeVert mit ausgebreiteten Armen direkt auf sich zukommen. Sie begrüßten sich, und Sutton wurde erneut daran erinnert, wie wichtig diese Frau und ihre Familie für Adelicia war. „Was für eine Freude, Sie wiederzusehen, Madame LeVert. Sie sehen sehr gut aus, Madam.“ Aus dem Augenwinkel behielt er Claire im Blick, die abseits im Säulengang stand. „Ich glaube, der ausgiebige Aufenthalt in New York hat Ihnen gutgetan, Madam.“
„Mein lieber Junge, ich verdanke mein gutes Aussehen nicht New York. Meine Vorfreude darauf, Sie und Adelicia und Belmont wiederzusehen, gibt mir neue Lebenskraft.“
Er konnte sie immer noch nicht ansehen, ohne an ihren verstorbenen Mann zu denken. Er vermisste Dr. LeVerts trockenen Humor und seine tief gehenden Einsichten, und er wusste, dass die drei wichtigsten Frauen in Henry LeVerts Leben auch zwei Jahre nach seinem Tod immer noch um diesen Mann trauerten.
„Wie geht es ihr?“, flüsterte Madame LeVert. „Sie sieht so erholt und zufrieden aus, wie ich sie seit Langem nicht mehr gesehen habe.“
Sutton antwortete ihr genauso leise: „Sie hat sich Ihren Rat
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