Geliebte Fälscherin (German Edition)
noch geschlossenen Augen sah, ihre vollen und teilweise geöffneten Lippen, verstummte jede Frage in seinem Kopf, ob diese Frau mehr als nur Freundschaft für ihn empfand. Er küsste ihre Wange, und sie öffnete langsam die Augen. Sein Brustkorb zog sich zusammen, als er die Mischung aus Unschuld und leidenschaftlicher Sehnsucht darin sah.
Instinktiv zog er sie wieder an sich und hielt sie fest. Er strich mit der Hand über ihren Rücken, ihre Wirbelsäule hinauf und bewunderte, wie gut sie zusammenpassten, während ihr Kopf unter seinem Kinn lag und ihre Arme um seinen Rücken geschlungen waren. Wenn er hätte wählen müssen, ob er sie küssen oder festhalten wollte, hätte er sich eindeutig für das Küssen entschieden. Aber das Festhalten war auch nicht so schlecht.
„Mein Vater und ich“, sagte sie leise, während ihre Wange auf seiner Brust lag. „Wir standen uns nicht nahe.“
Wir standen uns nicht nahe. Nur fünf Worte. Aber sie sagten so viel aus und erklärten ihre Reaktion vor ein paar Minuten. „Das tut mir leid“, flüsterte er.
„Meine Mutter und ich standen uns jedoch sehr nahe.“
Er fühlte, wie sie schnell einatmete. Er verstärkte seinen Griff um sie und wünschte, er könnte ihr den Schmerz, den ihre Stimme verriet, abnehmen. „Wann ist sie gestorben?“
„Vor acht Monaten.“ Sie atmete aus. „An Tuberkulose.“
„Das tut mir so leid.“
Langsam hob sie den Kopf und schaute zu ihm hinauf. „Gerade hast du gesagt, dass das Haus deiner Familie dort stand . Heißt das, dass es nicht mehr da ist?“
Er schaute in die Richtung, in der Laurel Bend lag. „Das Haus ist fort. Die Unionsarmee hat es niedergebrannt … und auch alles andere. Bis auf die Fundamente. Am selben Tag, an dem sie meinen Vater töteten.“
Fragen schossen ihr durch den Kopf, aber sie sagte nichts und wartete geduldig.
„Offiziere der Unionsarmee waren mehrmals beim Haus und verlangten, dass er den Bundeseid ablegte. Dass er und ich den Eid unterschreiben sollten.“
„Aber ihr habt euch beide geweigert?“
Er nickte. „Mein Vater arbeitete in den Krankenhäusern und versorgte die Verwundeten. Seine Verwandten, Patienten und Freunde kämpften für die Konföderierten, aber er weigerte sich, gegen seine Landsleute zu den Waffen zu greifen.“ Sutton starrte über das Tal zu seinem Zuhause beziehungsweise zu dem, was früher sein Zuhause gewesen war, und er erzählte ihr, wie er seinen blutenden Vater gefunden hatte und wie seine Mutter in seinen Armen zusammengebrochen war. „Der Grund, warum mein Vater sich weigerte, den Eid zu unterschreiben, war ich. Ich sagte ihm, er wäre ein …“ Er schluckte schwer. „Er wäre ein Verräter und würde mich und den Namen unserer Familie verraten, wenn er unterschreibe.“
Claire seufzte schwer, als trage sie die ganze Last seines Bedauerns mit auf ihren Schultern
„Es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, ich wäre dort gewesen. Ich hätte eingreifen können. Ich könnte ihm sagen, dass er in meinen Augen nie ein Verräter sein könnte, egal, was er tut.“ Sutton ließ den Kopf hängen. Wenn er die Zeit zurückdrehen und alles ändern könnte, würde er es sofort tun. Es war nicht richtig, dass der Vater den Preis für den Stolz seines Sohnes bezahlen musste. Er holte tief Luft und hob den Blick. „Jetzt erhebt die Regierung Anspruch auf mein Land und versucht, meinen Vater als Verräter an seinem Land zu brandmarken.“
Claire schaute ihn mit loderndem Blick an. „Aber das können sie doch nicht! Der Krieg ist vorbei. Sie haben kein Recht, sich etwas anzueignen, das ihnen nicht gehört.“
Er spürte den Anflug eines Lächelns und konnte sie sich gut in einem Gerichtssaal vorstellen. Der arme Richter, der sich mit dieser Frau anlegte! „Ich habe vor dem Untersuchungsausschuss der Unionsarmee Berufung eingelegt, aber es ist ziemlich aussichtslos. Und je länger es sich hinzieht, umso weniger Hoffnung habe ich. Deshalb stelle ich mich darauf ein, dass ich alles verliere.“
Sie nahm seine Hände, hob sie an ihre Lippen und küsste sie. Bei ihrer sanften Berührung und dem Gefühl seiner Hände in ihren bildete sich ein Knoten in seinem Hals.
„Meine Maman hat immer gesagt, dass nichts ohne Grund passiert.“ Ihr Lächeln kam langsam und süß und leuchtete in ihren Augen mit einer Kraft, die dem Zittern in ihrer Stimme widersprach. „Das habe ich früher nicht immer geglaubt. Aber jetzt glaube ich, dass Gott einen Plan für mich hat. Ich
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