Geliebte Fälscherin (German Edition)
schlenderten zum Springbrunnen und weiter in den Garten hi-nein, bevor er das Schweigen brach. „Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit mir zu sprechen, Miss Laurent. Und ich frage mich …“ Er schaute zu ihr hinüber. „Wollen Sie anfangen, oder soll ich?“
Ihre Schritte verlangsamten sich. „Wie meinen Sie das?“
„Ich meine damit, dass wir beide dem anderen etwas sagen wollen. Ich kann anfangen, wenn Sie möchten. Aber ich lasse Ihnen auch gern den Vortritt.“
Sie blieb stehen. „Ich fürchte, Sie haben mich missverstanden, Mr Monroe. Ich habe nichts Dringendes, das ich Ihnen mitteilen möchte.“
„Sind Sie sicher?“
Sie blinzelte, als müsse sie kurz nachdenken. „Ziemlich sicher.“
„Also gut.“ Er deutete zu einer Laube, da er dachte, dass sie sich vielleicht gerne setzen würde, aber sie schüttelte den Kopf. Also gingen sie weiter. „Wenn ich darf, möchte ich Ihnen zuerst sagen, Madam, dass Sie meiner Meinung nach die Situation im Esszimmer mit Würde und Haltung gemeistert haben.“
Sie schaute zu ihm hinauf. „Ja, das dürfen Sie, Mr Monroe. Und danke. Aber ich bezweifle, dass Sie aus diesem Grund mit mir in den Garten gegangen sind.“
Er schätzte ihre Offenheit. Das war ein erster Schritt. „Sie haben recht. Das ist nicht der Grund. Was ich Ihnen sagen möchte, Miss Laurent ...“ Er betete, dass er bei seinen Worten wenigstens einen Bruchteil der einfühlsamen Ehrlichkeit besäße, die er bei seinem Vater immer bewundert hatte. „… ist, dass ich Mrs Acklens Entscheidung, Sie einzustellen, zwar nicht befürwortet habe, aber dass ich ihre Wahl respektiere. Und ich möchte noch einmal mein Angebot wiederholen und Ihnen meine Hilfe und Unterstützung anbieten.“
Er warf einen Blick hinter sich zum Haus, um sich zu vergewissern, dass die Kutsche noch nicht wartete. Ihm graute vor dem Abend. Sein Bedarf an Opern war in Europa mehr als gedeckt worden, und er freute sich auch nicht auf das gesellschaftliche Ereignis, das ein Opernbesuch in der Stadt darstellte.
Sie gingen schweigend weiter, bis Miss Laurent vor einer der vielen Statuen stehen blieb, die Adelicia im Laufe der Jahre gesammelt hatte. „Warum wollten Sie nicht, dass ich diese Stelle bekomme?“ Ihre Stimme war leise, ihr Blick starr auf die polierte Marmorstatue von einer jungen Frau, die neben einer Gartenlaube Wein abschnitt, gerichtet.
Während er ihr Profil betrachtete, rang Sutton mit sich, wie er seine Antwort formulieren sollte, um sie nicht zu verletzen. Aber er wollte ihr auch nichts vormachen. Und er wollte ihr bestimmt nicht verraten, dass zwischen ihm und Mrs Acklen ein Einvernehmen bestand. „Weil ich nicht den Eindruck hatte, dass Sie zu den geeignetsten Bewerberinnen gehörten, Miss Laurent. Bitte entschuldigen Sie …“
Sie schaute ihn an. Dann nickte sie langsam, als brauche sie einige Sekunden, um seine Antwort zu akzeptieren. Sie gingen weiter. Als sie zu einer Weggabelung kamen, wählte Sutton den Weg, der zum Haus zurückführte.
„Welche Stellung nehmen Sie hier auf Belmont ein?“, fragte sie nach einem Moment.
„Ich bin Mrs Acklens persönlicher Anwalt. Ich helfe ihr außerdem, die finanziellen Angelegenheiten ihrer Besitztümer zu verwalten. Dazu gehört unter anderem, dass ich sie und ihr Vermögen vor Menschen schütze, die aus Mrs Acklen oder aus ihrem Vermögen persönlichen Profit schlagen wollen.“ Er wartete auf ihre Reaktion und beobachtete ihr Gesicht, ob er darin Schuldgefühle oder einen Anflug von Unbehagen sehen würde.
Er sah Spuren von beidem, bevor sie den Kopf abwandte.
Als sie sich wieder dem Springbrunnen näherten, erblickte er die Kutsche, die in der Ferne die Auffahrt heraufkam. „Darf ich?“ Er reichte ihr seinen Arm, als sie die Stufen zur Haustür hinaufgingen. Als sie in der Eingangshalle waren, hörte er Adelicias und Mrs Rouths Stimmen in der Nähe. „Hat Mrs Routh Ihnen schon Ihre Unterkunft gezeigt?“
„Noch nicht.“
„Dann erlauben Sie mir, das zu übernehmen. Hier entlang.“ Er ging durch den großen Salon zum Nordostflügel. „Andere sehen das vielleicht anders, da Sie von Ihrem Zimmer aus keinen Blick auf den Garten haben, aber ich finde, dass Ihr Zimmer eine der schönsten Aussichten hat, die Belmont zu bieten hat.“ Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und versuchte, die Schuldgefühle, die er vorher in ihrem Gesicht gesehen hatte, mit ihrer scheinbaren Unschuld zu vereinbaren. „Ich weiß das, weil ich in meiner
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