Geliebte Fälscherin (German Edition)
ersten Zeit, die ich hier war, in diesem Zimmer wohnte.“
„Sie wohnen jetzt nicht mehr auf Belmont ?“
„Doch. Aber in einem anderen Gebäude. Die Kunstgalerie hat Gästezimmer, von denen ich eines bewohne.“
Ihre Augen strahlten auf. „ Belmont hat eine Kunstgalerie?“
Er nickte und fühlte sich ein wenig, als sähe er selbst das Anwesen zum ersten Mal mit ihren Augen. „Kommen Sie und schauen Sie sich Ihre Aussicht an.“ Er zog die Vorhänge zurück, sodass die saftigen, grünen Wiesen zum Vorschein kamen, die den Großteil der riesigen Fläche rund um das Herrenhaus ausmachten. Dieses Gelände kannten er und Truxton auswendig.
Sie trat näher ans Fenster. „Das ist wie ein Gemälde“, flüsterte sie. „Die ganzen Farben.“
„Es kommt noch besser.“ Er deutete zu der Baumlinie in der Ferne. „Das sind alles Ahornbäume. Warten Sie ein paar Wochen und dieser ganze Hang leuchtet in den schönsten Herbstfarben.“
Sie seufzte, und ihr Atem beschlug die Glasscheibe. „Der Herbst war die liebste Jahreszeit meiner Mutter. Meine auch.“
Sutton betrachtete ihr Profil und erinnerte sich daran, dass sie vor Kurzem ihre Eltern verloren hatte. „Mein herzliches Beileid zum Tod Ihres Vaters, Miss Laurent. Und zum Tod Ihrer Mutter.“
„Danke, Mr Monroe.“ Ein Moment verging, bevor sie ihn wieder anschaute. Stumme Tränen liefen über ihr Gesicht.
Obwohl er wusste, dass er gehen musste, stellte Sutton fest, dass er nicht gehen wollte. Er ließ sie nur ungern in ihrer Melancholie allein. „Kann ich noch irgendetwas für Sie tun, Miss Laurent? Glauben Sie mir, ich gehe …“
Sie wischte sich über die Wangen. „Ja, Sie können noch etwas für mich tun. Sie können aufhören, Miss Laurent zu mir zu sagen. Das wird allmählich ziemlich anstrengend, finden Sie nicht auch?“
Er lächelte. „Darf ich Sie dann, mit Ihrer Erlaubnis, in weniger formellen Situationen Claire nennen?“
„Sie dürfen.“ Sie schaute zu ihm hinauf. „Aber nur, wenn ich Willister zu Ihnen sagen darf.“
Sutton merkte, dass er in eine Falle getappt war. „Das dürfen Sie, aber nur, wenn Sie keine Antwort von mir erwarten.“ Er ging zur Tür. „Ich bin sicher, dass Mrs Routh bald zu Ihnen kommt und Ihnen alle etwaigen Fragen, die Sie noch haben, beantworten kann. Guten Abend, Claire.“
Sie machte einen Knicks. „Guten Abend, Willister.“
* * *
Erst als der Vorhang nach dem dritten Akt fiel, begriff Sutton, welchen Fehler er an diesem Abend begangen hatte. Er zupfte an seinem Kragen. Das ausschweifende Vibrato der Sopranistin zehrte an seiner Geduld. In seinen Bemühungen, offen mit Claire Laurent zu sprechen, hatte er höchstwahrscheinlich einen Keil zwischen sich und sie getrieben und dadurch das Versprechen hintergangen, das er Mrs Acklen gegeben hatte, nämlich ihre neue Privatsekretärin im Auge zu behalten.
Er hatte Claire gestanden, dass er sie für die Stelle nicht für qualifiziert genug hielt. Das bedeutete, dass sie es nicht wagen würde, bei Problemen seinen Rat zu suchen, weil das nur ein Beweis für die Richtigkeit seines Standpunkts wäre. Statt ihre Arbeitsbeziehung zu fördern, womit er das Ziel seiner Arbeitgeberin weiter vorantreiben würde, hatte er Claire sogar einen triftigen Grund gegeben, sich ihm nicht anzuvertrauen. Und ihm nicht zu trauen.
Er saß hinter Mrs Acklen in ihrer Loge und ließ seinen Blick über Nashvilles Elite schweifen. Sosehr er den Namen Willister auch verabscheute, hatte er ihn dieses Mal sicher verdient.
15
„D as sind zwar nicht völlig unattraktive Ideen für ein Fest, Miss Laurent, aber ich habe mir trotzdem etwas mit ein wenig mehr Kreativität erhofft.“ Mrs Acklen schaute sie über den Schreibtisch in der Bibliothek hinweg an. „Es muss ein Ereignis sein, das William und seine Freunde so schnell nicht vergessen, über das ihre Eltern sprechen werden, und nicht eine Feier mit …“
Claire rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, als Mrs Acklen sich über den Schreibtisch beugte und die Liste mit den Vorschlägen nahm, die sie gestern bis nach Mitternacht zusammengestellt hatte. Sie hatte daran gearbeitet, bis Mrs Acklen und Sutton von der Oper zurückgekommen waren.
„Clowns, Sackhüpfen, Krocket, Reifentreiben, Geschicklichkeitsspiele ...“ Mrs Acklen schaute sie über ihre Lesebrille hinweg an. „Esel?“
Missbilligung und Müdigkeit lagen in Mrs Acklens Miene. Claire senkte den Blick.
Mit einem Seufzen schob ihr Mrs Acklen das Papier
Weitere Kostenlose Bücher