Geliebte Fälscherin (German Edition)
wieder hin. „Ich nehme an, Miss Laurent, dass Ihnen bewusst ist, dass es auf unserem Gelände einen Zoo gibt. Korrigieren Sie mich bitte, wenn ich mich irre, aber ich kann nicht sehen, wie ein Spiel mit Eseln, die auch noch aus Papier gemacht sind, siebenundvierzig Kinder begeistern soll.“
In einem kurzen Anflug von Wahnsinn dachte Claire daran, ihre Arbeitgeberin bei der Verwendung des Wortes Kinder zu korrigieren, da sie wusste, dass William das tun würde, wenn er hier wäre, aber sie beherrschte sich schnell. „Ja, Madam, mir ist bewusst, dass es hier einen Zoo gibt. Aber die Esel, von denen ich sprach, sind in Wirklichkeit Piñatas . Ein Piñata ist ein Gegenstand, der aus Pappmaschee hergestellt wird und gefüllt ist mit …“
„Ich weiß, was ein Piñata ist, Miss Laurent! Ich will Ihnen damit sagen, dass mich keine dieser Ideen überzeugt. Und ich bin sicher, dass sie William auch nicht ansprechen.“ Mrs Acklen nahm ihre Brille ab und massierte sich den Nasenrücken. „Nur noch neun Tage, Miss Laurent. Neun Tage. Das ist alles, was uns bis zur Feier bleibt.“ Sie stieß ein müdes Lachen aus. „Und wir haben noch nicht einmal das Menü ausgewählt. Aber das können wir natürlich erst, wenn wir eine Idee für ein Thema haben.“
Claire hätte die Frau am liebsten vorsichtig daran erinnert, dass sie nur einen Kindergeburtstag planten und nicht Nashvilles gesellschaftliches Ereignis des Jahres. Andererseits war dieser „Kindergeburtstag“ entscheidend dafür, ob sie diese Stelle behalten würde oder nicht. Sie musste dafür sorgen, dass diese Feier ein Erfolg wurde.
„Es tut mir leid, Mrs Acklen.“ Claire stand auf, um sich wieder ihrer Arbeit zu widmen. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen. Dann gehe ich und bereite neue Vorschläge vor.“
„Dieses Mal bitte kreative Ideen, Miss Laurent. Und was ist mit den Gastgeschenken? Haben Sie dafür schon Ideen?“
„Gastgeschenke?“
Mrs Acklen schloss einen Moment die Augen und schlug sie dann wieder auf. „Ja, Gastgeschenke, Miss Laurent. Ein kleines Geschenk für den Gast, mit dem der Gastgeber seinen Dank für sein Kommen zum Ausdruck bringt.“
Claire fühlte, wie ihr Gesicht heiß wurde. „Ja, natürlich, Madam. Ich gehe gleich heute Morgen in die Stadt. Jetzt sofort. Und wenn ich zurückkomme, bringe ich Ihnen dafür auch Vorschläge mit.“
„Haben Sie geklärt, dass eine Kutsche Sie in die Stadt bringt?“
Claire hatte schon die Hand auf dem Türgriff und schüttelte den Kopf. „Nein, Madam. Ich wollte zu Fuß gehen. Es ist so schön draußen, und ich gehe gern …“
„Nehmen Sie eine Kutsche.“ Mrs Acklen schaute über den Schreibtisch. „Ihr Rocksaum ist bereits staubbedeckt. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie er aussieht, wenn Sie nach dem gestrigen Regen durch Nashvilles Straßen laufen.“
Claire schaute nach unten. Sie hatte eine halbe Stunde darauf verwandt, den Rock dieses Kleides zu bürsten, da ihr einziges anderes Kleid immer noch mit Matsch verklebt war. „Ja, Madam.“
„Und gehe ich recht in der Annahme, Miss Laurent …“ Mrs Acklens Tonfall wurde um eine Spur weicher. „… dass Ihre Koffer noch nicht eingetroffen sind, da Sie immer noch keine Trauerkleidung tragen?“
Claire berührte nervös ihren Rock. „Nein, Madam, sie sind noch nicht angekommen. Aber wenn ich in der Stadt bin, werde ich beim Bahnhof vorbeigehen und nachfragen.“
„Ja, tun Sie das bitte. Und veranlassen Sie, dass sie hierhergeschickt werden. Sparen Sie sich die unnötigen Wege in die Stadt, wenn es hier so viel zu tun gibt. Ich habe mehrere Kontakte in New Orleans. Wir könnten ihnen telegrafieren und sie bitten, sich nach Ihren Sachen zu erkundigen und …“
„Nein, Madam“, sagte Claire schnell, während die Panik mit eisiger Hand nach ihr griff. Das Letzte, was sie brauchte, war ein Bekannter von Mrs Acklen, der die Galerie aufsuchte, in der sie gewohnt hatten. „Ich will damit sagen … das ist nicht nötig. Ich bin sicher, dass die Koffer bald eintreffen werden.“
Mrs Acklen schaute sie prüfend an. „Wenn Ihr Gepäck heute nicht da ist, müssen andere Lösungen gefunden werden.“
„Andere Lösungen, Madam?“
„Ja, Miss Laurent.“ Mrs Acklen strich über ihr tadellos gebügeltes, pastellfarbenes Kleid. „Wir haben heute Abend Gäste zum Essen, deshalb brauchen Sie für diesen Anlass ein geeignetes Ensemble . Und ein angemessenes Trauerkleid.“
Claire verstärkte ihren Griff um den Türknopf, während
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