Geliebte Fälscherin (German Edition)
verstärkte nur noch ihre Neugier, was hinter seinen Treffen mit Mrs Acklen steckte. Während sie die Öltuchstücke auf die Bank in der Laube legte, schlugen ihre Gedanken eine unangenehme Richtung ein. Ihr Mut sank. Hatten sie sich ihretwegen getroffen? Und besprochen, ob sie diese Stelle behielte oder nicht? Oder über die Galerie in New Orleans? Allein schon der Gedanke daran jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie war sich bewusst, dass Sutton sie beobachtete, und verbarg ihre Ängste, so gut sie konnte. „Danke, Sutton. Ich hatte von vielen Seiten ausgezeichnete Hilfe.“
„Du hattest aber auch ausgezeichnete Ideen. Mrs Acklen ist eindeutig beeindruckt.“ Er schaute zu ihr hinüber. „Und ich auch.“
Claire hielt einen Moment inne. „Danke. Es bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst.“
Er schaute sie an. „Warum? Weil ich anfangs glaubte, du wärst nicht die am besten qualifizierte Bewerberin für die Stelle?“
„Nein.“ Sie nahm den Korb mit den Karten, den er hielt. „Weil ich deine Meinung sehr schätze. Und ich will dich ja nicht verbessern, aber …“ Sie zwang sich, ihm in die Augen zu schauen, und empfand erneut den Schmerz, den seine ursprüngliche Bemerkung bei ihr ausgelöst hatte. „Du sagtest, dass du den Eindruck habest, dass ich nicht einmal zu den geeignetsten Bewerberinnen gehörte.“
Ein betroffener Blick trat in seine Augen, als er nach seiner Brust griff, als hätte sie ihm einen Dolch ins Herz gejagt. Er taumelte und starke Schmerzen traten an die Stelle des Schocks in seinem Gesicht. Dann fiel er rücklings aus der Laube und landete auf seinem Derrière im Gras.
Mit großen Augen schaute sie ihm ungläubig zu, während ein Kichern unaufhaltsam in ihr aufstieg. Sie war zwar einerseits überrascht über seine Reaktion, aber gleichzeitig freute sie sich. Was er an jenem Tag zu ihr gesagt hatte, hatte sie verletzt, und das hatte sie ihm sagen wollen. Und außerdem … Es tat so gut, sagen zu können, was sie sagen wollte, und dann auch noch in dem Augenblick, in dem sie es sagen wollte.
Sie schaute auf ihn hinab und zog eine Braue in die Höhe. „Wenn du nur hier sitzen und mir zuschauen willst, brauchen wir die ganze Nacht.“
Mit einem Grinsen sprang er auf, klopfte seine Hose sauber und verbeugte sich tief. „Ich stehe ganz zu Ihren Diensten, Mademoiselle . Aber zuerst …“ Er trat wieder zu ihr in die Laube. Sein Lachen verschwand. „… möchte ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen, Claire. Ehrlichkeit ist etwas, das ich sehr hoch schätze. Aber mir ist auch bewusst, dass ich manchmal zu direkt sein kann.“
Claire sah ihn an. Es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, ihm nicht alles zu erzählen, ihm nicht von den Fälschungen und der Galerie und dem Geschäft ihrer Familie zu erzählen. Im Gegensatz zu dem Morgen, an dem sie sich das erste Mal in der Kirche getroffen hatten, wollte sie jetzt alles beichten. Und irgendwie glaubte sie, dass er sie verstehen und ihr vergeben würde, wenn sie ihm jetzt die Wahrheit sagte.
Aber gleichzeitig …
… sagte sie sich, wie albern dieser Gedanke war. Sutton Monroe war Rechtsanwalt. Sie hatte gegen Gesetze verstoßen. Wenn sie ihm alles erzählte, würde dies das Ende ihrer Träume bedeuten. Und das konnte sie nicht riskieren. Denn sie hatte keinen anderen Ort, an den sie gehen konnte, keinen Menschen, zu dem sie gehen konnte.
„Ich nehme die Entschuldigung an“, sagte sie schließlich, obwohl sie wusste, dass sie die Entschuldigung nicht verdiente. Oder seine Freundlichkeit. Sie streckte zögernd ihre Hand aus. „Freunde?“
Er schaute sie einen Moment an, dann legte er seine Hand warm und kräftig um ihre und sah aus, als wollte er noch etwas sagen. Doch dann kam dieses Lächeln. „Freunde“, wiederholte er leise und schüttelte kräftig ihre Hand.
* * *
In den nächsten zwei Stunden wanderten sie über das Gelände und versteckten Hinweise für die zwei Mannschaften bei den morgigen Spielen und schrieben die Zettel, während sie von einer Station zur nächsten gingen. Vierundzwanzig Hinweise waren es insgesamt. Wenn die Gäste morgen nur halb so viel Spaß hätten wie sie heute, würde das Fest ein Riesenerfolg werden.
Sie wickelten jeden Hinweis in ein Öltuch und banden es dann mit einem rosafarbenen oder blauen Band zu. Dann stopften sie die kleinen Päckchen in Spalten von Statuen, steckten sie in Ritzen aus losem Mörtel oben auf dem
Weitere Kostenlose Bücher