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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Wirkung, die sie mit ihrem Bluff erzielt hatte, hätte nicht stärker sein können. Was sie nicht gewahrte, war, daß Clifford seinen Blick starr auf den Riesen, der drei Meter hinter ihr stand, gerichtet hatte. Sie war sich sicher, daß allein die Erwähnung des Namens St. James ihn in Panik versetzt hatte. »Ein Mann, der eine Lady schlägt, ist ein Feigling, und mein Mann macht mit einem Feigling so kurzen Prozeß wie mit einer lästigen Fliege«, behauptete sie. »Wenn Ihr daran zweifelt, dann solltet Ihr bedenken, daß er durch und durch ein St. James ist.«
    »Sara, Liebes«, schaltete sich Nora ein. »Würdest du mich in diese Taverne begleiten?«
    Sara ließ Clifford nicht aus den Augen, als sie antwortete: »Nein, Nora, du bist für einen solchen Besuch nicht passend gekleidet. Ich bin gleich zurück.«
    »Beeil dich«, bemerkte Nora, »sonst holst du dir noch eine Erkältung.«
    Nora lehnte immer noch aus dem Fenster und hatte ungehinderte Sicht auf Nathan. Er erwiderte den Blick aus ihren kugelrunden Augen mit einem knappen Nicken, bevor er sich wieder seiner Braut zuwandte.
    Nora war nicht entgangen, auf welche Weise der imposante Mann die Meute in Schach hielt. Seine bloße Körpergröße machte schon ungeheuren Eindruck, und ihr genügte nur ein Blick, um zu erkennen, daß er dafür verantwortlich war, daß Sara noch nicht in den Fängen der düsteren Gestalten war. Nora überlegte einen kurzen Moment, ob sie Sara auf den Mann aufmerksam machen sollte, entschied sich aber dagegen. Sara hatte im Augenblick andere Sorgen, und Nora konnte ihr, wenn sie ihre Mission beendet hatte, immer noch von ihm erzählen.
    Nathan beobachtete seine Braut – sie steckte wirklich voller Überraschungen, und er hatte Schwierigkeiten, sich damit abzufinden. Er wußte, wie feige und hinterlistig die Winchesters waren, und hatte schon oft erlebt, daß sie ihre schmutzigen Machenschaften nur im Schutz der Dunkelheit abwickelten. Aber Sara benahm sich ganz und gar nicht wie eine Winchester. Sie hatte Mut bewiesen, um die alte Lady aus ihrer bedrohlichen Lage zu befreien. Und, großer Gott, sie war mehr als ungestüm, wenn sie jemand in Wut brachte. Nathan hätte sich kein bißchen gewundert, wenn sie eine Pistole hervorgekramt und ihrem Gegner eine Kugel in den Kopf gejagt hätte. Zornig genug dafür war sie.
    Sara umkreiste Clifford einmal und bedachte ihn mit einem strengen Blick, bevor sie in die Taverne stürmte.
    Kaum war sie außer Reichweite, ging Nathan zu Clifford und packte ihn im Nacken. Dann hob er ihn hoch und schleuderte ihn gegen die Steinmauer. Die vier Zuschauer flohen in alle Richtungen. Clifford prallte dumpf gegen die Mauer und blieb bewußtlos auf dem Boden liegen.
    »Guter Mann«, rief Nora, »ich denke, es ist besser, wenn sie in den Schankraum gehen. Sara könnte Ihre Hilfe unter Umständen nötig haben.«
    Nathan warf einen finsteren Blick auf die Frau, die es gewagt hatte, ihm einen Befehl zu erteilen, als in der Taverne Pfiffe und donnerndes Gelächter laut wurden. Er brummte frustriert und ging auf die Tür zu.
    Sara entdeckte ihren Onkel, der, über einen Alekrug gebeugt, an einem runden Tisch in der Mitte der Schänke schlief, bahnte sich einen Weg durch die angetrunkenen Männer und baute sich vor ihm auf. Sie mußte sich eine plausible Geschichte einfallen lassen, um ihm Tante Noras Ehering abzuluchsen. Plötzlich sah sie den Silberring an seiner Hand blitzen und vergaß alle möglichen Erklärungen. Bevor sie sich genau überlegt hatte, wie sie vorgehen sollte, ergriff sie den vollen Alekrug, der auf dem Tisch stand und leerte ihn über seinem kahlen Schädel aus.
    Er war viel zu betrunken, um sofort zu reagieren. Er stieß einen donnernden Schrei aus, der von einem lauten Rülpser unterbrochen wurde und kam torkelnd auf die Füße. Sara hatte ihm den Ring vom Finger gezogen, noch ehe sein Verstand so klar war, daß er sie bemerkte.
    Er brauchte eine ganze Weile, bis er seinen Blick auf sie konzentrieren konnte. Sara steckte den Ring an ihren Finger und wartete.
    »Mein Gott … Sara? Was hast du hier zu suchen? Stimmt etwas nicht?« lallte er aufgebracht, was ihn so viel Anstrengung kostete, daß er erschöpft auf seinen Stuhl zurückplumpste. Er starrte sie ein paar Sekunden aus blutunterlaufenen Augen an. Als er den Kopf senkte, fiel sein Blick auf den leeren Alekrug. »Wo ist mein Bier?« brüllte er den Wirt an.
    Sara war von ihrem Onkel angewidert. Obwohl sie vermutete, daß er sich kein

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