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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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vielen Tragen fadenscheinigen Kleider waren zerknittert und schmutzig. Er strich seine fettigen Haarsträhnen aus der Stirn, bevor er beflissen ans Fenster der Kutsche eilte.
    »Mein Herr, Henry Winchester, ist zu betrunken, um zu Euch zu kommen«, verkündete er. »Wir halten uns in diesem Teil der Stadt auf, um uns ungestört unseren Vergnügungen hinzugeben, Mylady. Ich stehe Euch an seiner Stelle zu Diensten. Euer Kutscher hat gesagt, daß Ihr ein Bedürfnis habt. Ich glaube, ich bin genau der richtige Mann, der Eure Bedürfnisse stillen kann.«
    Der widerwärtige Mann kratzte sich in der Leistengegend, während er gespannt die Antwort auf sein Angebot erwartete. Ein ekelhafter Gestank von Bier und Schweiß drang in das Innere der Kutsche, und Sara hielt sich ihr parfümiertes Taschentuch vor die Nase. Sie wandte sich ihrer Tante zu und flüsterte: »Kennst du diesen Mann?«
    »Nur zu gut«, erwiderte Nora. »Sein Name ist Clifford Duggan, und er ist der Handlanger deines Onkels. Er hat ihm geholfen, mich in sein Haus zu bringen.«
    »Hat er dich geschlagen?«
    »Ja, Liebes … mehrere Male.«
    Der Diener, über den sie sich unterhielten, konnte nicht sehen, wer in der Kutsche saß, und er beugte sich ein wenig vor, um seine Beute besser in Augenschein nehmen zu können.
    Nathan rückte näher an ihn heran, um ihn, wenn er sich Freiheiten seiner Braut gegenüber herausnahm, zurückreißen zu können. Er hielt mitten in der Bewegung inne, als eine weißbehandschuhte Faust aus dem geöffneten Fenster flog und direkt auf der Knollennase des fetten Mannes landete.
    Clifford war gänzlich unvorbereitet auf diesen Angriff. Er heulte auf, wich zurück und stolperte über seine eigenen Füße. Mit einem dumpfen Schlag fiel er auf die Knie. Sara war über ihren Erfolg selbst erstaunt. Sie riß die Droschkentür so vehement auf, daß sie gegen den ohnehin schon geschlagenen Mann prallte. Nach dieser neuerlichen Attacke machte er einen Purzelbaum und landete auf seinem Hinterteil.
    Die vier Männer grölten bei dem Spektakel, das ihnen geboten wurde. Sara achtete gar nicht auf sie, kletterte aus der Kutsche und reichte ihrer Tante die Handschuhe und das Retikül durchs Fenster, bevor sie dem Burschen auf dem Boden ihre Aufmerksamkeit erneut widmete.
    Sie war viel zu wütend, um Angst zu empfinden, und baute sich vor ihrem Feind wie ein Racheengel auf. Ihre Stimme bebte vor Zorn, als sie sagte: »Wenn Ihr jemals wieder eine Lady mißhandelt, Clifford Duggan, dann werde ich bei Gott dafür sorgen, daß Ihr einen langsamen qualvollen Tod erleidet.«
    »Ich habe niemals einer Lady etwas zuleide getan«, protestierte Clifford und bereitete sich darauf vor, sich auf Sara zu stürzen. Plötzlich stutzte er. »Woher kennt Ihr meinen Namen?«
    In diesem Moment lehnte sich Nora aus dem Fenster. »Ihr seid ein schändlicher Lügner, Clifford«, kreischte sie. »Ihr werdet für all Eure Sünden in der Hölle schmoren.«
    Cliffords Augen wurden groß vor Staunen. »Wie seid Ihr aus …?«
    Sara schnitt ihm mit einem Fußtritt das Wort ab. Das war zuviel für Duggan. Er musterte sie mit einem unverschämten Gesichtsausdruck und spottete: »Ihr glaubt doch nicht, daß Ihr mich mit Euren schwachen Schlägen außer Gefecht setzen könnt!« Und als er einen Blick auf die vier feixenden Zuschauer warf, mußte er zugeben, daß sein Stolz wesentlich mehr verletzt war als sein Körper. Das höhnische Gelächter, das ihm in den Ohren dröhnte, tat ein übriges. »Der einzige Grund, warum ich mich nicht wehre, ist der, daß mein Herr sich bestimmt zuerst mit Euch beschäftigen möchte, bevor er Euch mir überläßt.«
    »Offenbar habt Ihr keine Ahnung, in welchen Schwierigkeiten Ihr Euch befindet, Clifford«, versetzte Sara. »Sobald mein Mann von diesem Vorfall erfährt, wird es Euch schlecht ergehen. Der Marquis of St. James wird von jedermann gefürchtet – sogar von so niederträchtigten Gestalten wie Euch, Clifford. Wenn ich ihm erzähle, wie abscheulich Ihr Euch benommen habt, wird er geeignete Maßnahmen ergreifen. Das geht ganz rasch –« sie schnippte mit dem Finger, um ihre Behauptung zu unterstreichen. »Oh, diese Ankündigung scheint sie ja wirklich zu beeindrucken«, fügte sie hinzu, als sie bemerkte, daß seine Miene von Angst und Schrecken gezeichnet war. Er hatte seine Versuche, wieder auf die Füße zu kommen, aufgegeben und rutschte auf seinem Hosenboden ein Stück zurück.
    Sara war außerordentlich zufrieden mit sich. Die

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