Geliebte Feindin
Nägel verschluckt hätte, so verzweifelt schien sie bemüht, ihre Angst zu überwinden. Die Frage allerdings war, wie sie das bewerkstelligen wollte. Er stöhnte und drehte sich zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen. Sie war kurz davor, die Flucht zu ergreifen, aber er bekam ihre Schulter zu fassen und hielt sie fest.
Als sie ihn ansah, lächelte er. Sara war wie versteinert und starrte ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Augen. Nathan war sicher, daß sie ihren Blick nicht einmal dann gesenkt hätte, wenn eine Schlange über ihre Füße gekrochen wäre.
»Bist du so aufgeregt, weil ich nackt bin?« fragte er, entschlossen, das Problem direkt anzupacken.
»Was bringt dich auf diesen Gedanken?«
Seine Hand wanderte zu ihrem Hals, und er fühlte, wie ihr Puls unter seinen Fingerspitzen flatterte. »Du magst es doch, wenn ich dich küsse, Sara?«
»Ja«, gestand Sara ein. »Das gefällt mir.«
Sie bemerkte seinen selbstgefälligen Blick und fügte, um ihn gleich von vornherein zu warnen, hinzu: »Aber ich bin sicher, daß ich die anderen Dinge widerwärtig finde.«
Ihm schien ihre Offenheit gar nichts auszumachen. Er neigte den Kopf und drückte ihr einen Kuß auf die Stirn und dann auf die Nasenspitze. Seine Lippen strichen nur einen flüchtigen Augenblick über die ihren.
»Ich finde alles schön«, murmelte er mit rauher Stimme.
Auf dieses Eingeständnis hatte sie keine passende Erwiderung parat, deshalb hielt sie den Mund – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie preßte ihre Lippen fester zusammen, als sein Mund sie bedeckte.
Sie war so leidenschaftlich wie eine Statue, aber das schreckte Nathan keineswegs ab. Er seufzte und verstärkte langsam den Griff an ihrem Nacken. Als sie den Schmerz kaum mehr ertragen konnte, öffnete sie den Mund, um ihn zurechtzuweisen, aber sie vergaß ihr Vorhaben im Nu, als seine Zunge die ihre berührte.
Das Eis in ihrem Innern begann zu schmelzen, und Nathan lockerte den Griff. Sein Daumen kreiste träge über die Haut an ihrem Hals. Nathan hatte alle Mühe, sich zurückzuhalten, als Sara näher zu ihm rückte und die Arme um seinen Hals legte.
Ihre leisen Seufzer des Entzückens mischten sich mit seinem begehrlichen Stöhnen, und Nathan setzte seine behutsame Attacke fort. Der Kuß dauerte lang und war alles andere als unschuldig. Sein Mund glitt immer wieder hungrig über ihre Lippen, und seine Zunge schürte eine seltsame Glut in ihr.
Der Kuß schien endlos lange zu dauern, und Sara, die unerfahren in solchen Dingen und deshalb hilflos war, gab ihre Scheu ebenso rasch auf wie ihren Widerstand. Nathan gelang es mit Mühe, sein eigenes Begehren zu bezähmen, aber als ihre Finger durch sein noch feuchtes Haar fuhren und er die federleichte Berührung in seinem Nacken spürte, drohte ihn das Feuer, das in ihm tobte, zu ersticken.
Er vergaß alle Behutsamkeit – er hatte ihre Schranken durchbrochen, und das machte ihn ungeduldig. Sara protestierte mit einem leisen Stöhnen, als er ihre Hände umfaßte und sich aus ihrer Umarmung löste, obwohl sein Mund nicht aufhörte, sie zu liebkosen – aber das war nicht genug. Sie wollte ihm so nahe wie möglich sein und von seiner Wärme eingehüllt werden. Er hielt ihre Hände jedoch mit seiner Linken fest und bewegte seine Rechte über ihren Morgenmantel. Sie verstand überhaupt nicht, was er von ihr wollte, aber sie war nicht mehr in der Lage, auch nur einen Gedanken auf dieses Problem zu verschwenden – sein Mund und die wundervollen Dinge, die er tat, beschäftigten sie viel zu sehr, und diese seltsamen Gefühle, die sie zu überwältigen drohten, blockierten ihr Denkvermögen.
»Jetzt kannst du die Arme wieder um mich legen«, flüsterte Nathan, nachdem er den Kuß beendet hatte. Er betrachtete lächelnd ihr Gesicht. Du lieber Himmel, sie war so ohne Falschheit, und ihre verzückte Miene verbarg nichts von ihrer Leidenschaft und ihrer Verwirrung. Nathan war nie einer Frau begegnet, die so offen und hingebungsvoll war.
Er erschrak ein wenig, als ihm bewußt wurde, wie verzweifelt er sich wünschte, ihr Freude zu bereiten, und gleichzeitig vermittelte ihm ihr offenkundiges Vertrauen das Gefühl, daß er die ganze Welt erobern könnte.
Aber zunächst einmal mußte er sie erobern. »Hab keine Angst«, raunte er mit tiefer heiserer Stimme und strich mit dem Handrücken über ihre Wange. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als sie ihr Gesicht instinktiv so drehte, daß er mit der Liebkosung fortfahren konnte.
»Ich
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