Geliebte Feindin
Beschützer.«
»Er ist ein gutaussehender Mann, nicht wahr? Und er hat ein gutes Herz. Im Wesen ähnelt er meinem Johnny sehr, obwohl er ganz anders aussieht.«
Saras Lächeln wurde breiter. »Du bist ein bißchen verliebt in Matthew, stimmt’s?«
»Unsinn, Kind, ich bin viel zu alt, um mich zu verlieben.«
Sara ließ das Thema lieber fallen und fragte besorgt: »Geht es dir heute ein wenig besser, Nora?«
»Ja, Liebes. Und wie fühlst du dich?«
»Sehr gut, danke.«
Nora schüttelte den Kopf. »Du siehst aber alles andere als gut aus«, erklärte sie. »Sara, du sitzt auf der Sesselkante, als ob du bei der kleinsten Kleinigkeit die Flucht ergreifen wolltest. Kümmert sich Nathan ausreichend um dich?«
Sara nickte langsam. »Ich war so in Sorge, Tante Nora, als ich hörte, wie schwer du verletzt bist, aber jetzt sehe ich, daß deine Genesung Fortschritte macht.«
»Wechsle nicht das Thema«, wies Nora sie zurecht. »Ich möchte mit dir über Nathan sprechen.«
»Aber ich möchte nicht über ihn sprechen.«
»Du wirst müssen.« Ihr heiterer Tonfall nahm der Bemerkung die Spitze. »Wie kommt ihr miteinander zurecht?«
Sara hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. »So gut, wie es zu erwarten war.«
Nora lächelte. »Hat er dich geküßt?«
»Nora, du solltest mir wirklich nicht so peinliche Fragen stellen.«
»Antworte mir! Hat er es getan?«
Sara senkte den Blick, bevor sie antwortete. »Ja, er hat mich geküßt.«
»Gut.«
»Wenn du meinst.«
»Sara, ich weiß ganz genau, daß Nathan nicht so ist, wie du ihn dir immer vorgestellt hast, aber wenn du erst hinter seine grimmige Fassade sehen kannst, dann wirst du merken, daß er ein guter Mann ist.«
Sara war bemüht, das Gespräch nicht allzu ernst werden zu lassen. »Oh«, neckte sie ihre Tante. »Und woher weißt du so genau, wie ich ihn mir vorgestellt habe?«
»Selbst in deinen wildesten Träumen hättest du dir unmöglich ausmalen können, daß dein Mann so aussieht wie Nathan. Auf den ersten Blick ist er ein wenig … überwältigend, findest du nicht?«
»Ich weiß nicht«, flüsterte Sara.
»Natürlich weißt du das«, widersprach Nora. »Du bist in Ohnmacht gefallen, als du ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hast.«
»Ich war erschöpft, Nora«, verteidigte sie sich, und plötzlich brach es aus ihr heraus: »Nora, er möchte mit mir schlafen.«
Nora schien über diese Eröffnung nicht besonders erstaunt zu sein, und Sara fürchtete schon, daß sie ihre Tante in Verlegenheit gebracht haben könnte. Aber sie brauchte so dringend ihren Rat.
»Das beweist, daß er normal veranlagt ist«, erwiderte Nora trocken. »Hast du Angst, Sara?«
»Ein wenig. Ich weiß, daß es meine Pflicht ist, aber ich kenne ihn doch überhaupt nicht, und er hat nie um mich geworben.«
»Was bereitet dir solche Sorgen?«
Sara zuckte mit den Achseln.
»Glaubst du, daß er dir weh tut?«
Sara schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Eigentümliche. Nathan sieht so grimmig aus, wenn er mich böse anfunkelt – das tut er übrigens die meiste Zeit –, aber ich spüre trotzdem, daß er mich nie verletzen würde. Und er sagt, daß er mir keine Angst einjagen möchte.«
»Gut.«
»Aber er will nicht warten, bis ich mich an den Gedanken, daß ich mein Bett mit ihm teilen muß, gewöhnt habe«, fuhr Sara fort.
Um Noras Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Ich würde nicht sagen, daß er nicht warten will – er kann es wahrscheinlich gar nicht. Du bist seine Frau, und ich habe genau beobachtet, wie er dich am ersten Abend angesehen hat, Sara. Er begehrt dich.«
Sara lief feuerrot an. »Was geschieht, wenn ich ihn enttäusche?«
»Ich glaube nicht, daß du ihn enttäuschst«, versicherte Nora. »Er wird schon selbst dafür sorgen, daß du es nicht tust.«
»Wir müssen innerhalb eines Jahres ein Kind bekommen, wenn wir die Bedingungen des Vertrages erfüllen und die Vergünstigungen, die uns der König versprochen hat, haben wollen, und da Nathan warten mußte, weil ich nicht in England war, als er mich zu sich nehmen wollte … wußtest du, daß er angenommen hat, ich wäre vor ihm davongelaufen?« fragte Sara, und als sie das Stirnrunzeln ihrer Tante bemerkte, fügte sie erschrocken hinzu: »Bist du denn nicht froh, daß Nathan schon vorher versucht hat, mich zu holen?«
»Natürlich. Ich denke nur, daß dich deine Eltern einmal mehr betrogen haben.«
»Nora, du kannst doch nicht annehmen …« »Sara«, schnitt Nora ihr das Wort ab. »Ich
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