Geliebte Gefangene
das, an das ich glaube“, flüsterte sie.
„Und glaubst du an uns?“ Simons Finger schlossen sich fester um ihre Hand.
„Das tue ich.“ Anne atmete tief ein. „Aber wie sieht es mit dir aus?“
Simon schwieg für einen Moment. „Ich glaube, dass wir nie voneinander loskommen werden, Anne. Ich habe dir das Leben gerettet. Du gehörst mir.“
Anne überlief ein Schauer, als sie dieselben Worte hörte, die er so zärtlich in ihrer Hochzeitsnacht zu ihr gesagt hatte. „Wenn man es so betrachtet, habe ich auch deins gerettet“, erwiderte sie und sah ihn geradeheraus an. „Ich habe Malvoisiers Kugel für dich abgefangen.“
„Das hast du.“ Ein verhaltenes Lächeln spielte um Simons Lippen.
„Wir sind uns also ebenbürtig“, flüsterte sie.
Nun lächelte Simon tatsächlich. „Wir gehören einander.“
Er zog sie so schnell in seine Arme, dass sie keine Zeit hatte, sich vorzubereiten oder Widerstand zu leisten. Sein Kuss war wild, leidenschaftliches Versprechen, Vergebung und Segnung zugleich. Als er ihren Mund endlich wieder freigab, rangen sie beide nach Atem.
„Ich werde dich niemals wieder gehen lassen“, sagte er an ihren Lippen.
Anne klammerte sich an ihn. Ihr Herz raste. „Niemals“, flüsterte sie. „Ich könnte es nicht ertragen.“ Sie legte ihre Wange gegen die seine. „Es tut mir so leid.“
„Ich habe es verstanden.“ Simons Stimme klang jetzt zärtlich. „Auch als ich so unendlich wütend war, habe ich es verstanden.“
„Ich werde immer die Sache des Königs unterstützen“, erklärte Anne. „Es ist nur fair, dass ich es dir gleich sage, Simon. Egal, was passiert, ich kann mich nicht gegen meinen von Gott eingesetzten König stellen. Aber dein Vater hatte recht, als er sagte, dass Versöhnung und nicht Kampf der Weg in die Zukunft ist. Und ich will diese Zukunft mit dir.“
Simon nahm ihre Hand und zog Anne auf den Sitz neben sich. „Der König ist jetzt auf dem Rückzug. Ich hoffe, dass er Verhandlungen zustimmt. Es ist mein tiefster Wunsch, dass es nicht zu weiterem Blutvergießen kommt.“
„Es gibt jene, die ihm nach dem Leben trachten.“
Simons Arm legte sich fester um sie. „Ich gehöre nicht zu ihnen, Liebste. Ich wollte nur die Rechte der Bevölkerung gegen Tyrannei verteidigen. Nun will ich nichts weiter als ein Zuhause und Frieden.“ Er lächelte sie an. „Ach ja, und einen Erben für Grafton und Harington. Mein Vater befiehlt es.“
Anne schmiegte sich in seine Arme. „Glaubst du also, dass unsere Ehe funktionieren wird, Simon Greville?“
„Ich denke schon …“, Simon küsste ihr Haar, „… solange wir uns versprechen, einander zu vertrauen.“
„Ich vertraue dir“, sagte Anne. „Ich liebe dich.“
Simon küsste sie wieder, diesmal sehr sanft. „Und ich liebe dich, Anne Greville. Meine Liebe zu dir war es, die dir die Macht gab, mich so tief zu verletzen.“
Anne presste ihre Finger gegen seine Lippen. „Still. Ich werde mir das niemals verzeihen.“
„Das musst du aber.“ Simon küsste ihre Handfläche. „Wir haben einander und uns selbst viel zu verzeihen.“
Anne drückte sich fest an ihn. „Als ich von der Schlacht hörte, hatte ich entsetzliche Angst.“ Ihre Stimme brach. „Ich dachte, dass ich dich nie wiedersehen würde und dir niemals sagen könnte, dass ich dich liebe.“
Simon küsste ihr Haar. „Tief im Inneren wusste ich, dass ich überleben und zu dir zurück und nach Hause kommen musste. Ich musste uns die Chance geben, einander zu lieben.“
„Nach Hause“, wiederholte Anne. Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah zu den grauen Mauern Graftons hinüber, die sie umschlossen. „Ist dies also dein Zuhause, Simon?“
„Ja, jetzt ist es mein Zuhause“, sagte ihr Ehemann.
Anne sprang auf, nahm seine Hand und zog ihn auf die Füße. „Dann kommst du besser mit.“ Sie führte ihn durch das Gartentor zum Haus.
„Wo gehen wir hin?“, fragte Simon.
Anne schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Einen Erben für Grafton und Harington zeugen. Einen Bund des Vertrauens schmieden. Ein Zuhause schaffen.“
– ENDE –
Miranda Jarrett
Zauber einer Mondnacht
1. KAPITEL
London
17. April 1803
Lord Harry Burton, fünfter Earl of Atherwall, blickte bei White’s aus dem Fenster und fragte sich ungeduldig, was zum Teufel er mit einer weiteren endlos langen Nacht in London anfangen sollte.
Der graue Nachmittag, mehr Winter als Vorfrühling, ging bereits in die Abenddämmerung über, und schon stieg ein
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