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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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„Direkt dahinter ist der Zugang zu Hartshall.“
    „Bist du dir sicher, dass wir uns nicht verirrt haben?“ Sie sah in die Richtung, in die er deutete. „Ist das hier immer noch die Straße nach Winchester?“
    „Heute Nacht ist sie es“, antwortete er und wünschte, sie würde Winchester endlich vergessen. Zur Hölle, wie gerne würde e r Winchester vergessen.
    Sophie seufzte und fasste die Zügel fester. „Ich hoffe nur, dass du recht hast, Harry. Es ist schon seltsam, aber in einer weiten, offenen Landschaft wie dieser hier fühle ich mich unwohler als zuvor im Wald.“
    „In Hartshall werden wir sicher genug sein“, beruhigte Harry sie. „Du wirst sehen. Das Jagdhaus mag nicht sehr groß sein, doch es wurde wie ein richtiges kleines Schloss gebaut. König Charles II.saß schon auf dem Thron, als mein Vorfahr es errichtete. Trotzdem plante er es nicht nur für die Jagd, sondern immer noch als Festung gegen die Puritaner, die Rundköpfe.“
    Doch als sie näher kamen, bot die bizarre Eiche keinen einladenden Anblick und auch der schmale, von Brombeeren überwucherte Pfad nicht, auf dem alte Blätter vermoderten.
    „Gibt es kein Tor?“, fragte Sophie argwöhnisch, als Harrys Pferd sich vorsichtig seinen Weg suchte.
    „Kein Tor und auch keine Mauern“, sagte Harry. „Vermutlich sollte es keine Hinweise für Cromwells Anhänger geben.“
    „Keine Hinweise für irgendjemanden“, sagte Sophie, und ihr Unbehagen wuchs. „Und das hier ist ganz bestimmt Hartshall, Harry? Bist du sicher? Ich verspreche, es dir nicht übel zu nehmen, wenn du zugibst, dass du dich geirrt hast.“
    Er lachte. „Vor dir würde ich es sogar zugeben, Sophie, wenn es so wäre. Doch da dem nicht so ist, tue ich es auch nicht. Außer du möchtest, dass ich dich belüge, was ich noch nie getan habe.“
    „Weil du geschworen hast, es nicht zu tun“, sagte sie prompt. „Das werde ich nie vergessen. Du hast geschworen, dass deine Zunge schwarz werden und dir die Nase abfallen soll, falls du mich jemals belügst. Damals wünschte ich mir fast, du würdest mir eine Lüge erzählen, nur eine ganz kleine – um zu sehen, was passiert.“
    Bei der Vorstellung verzog er das Gesicht. „Verzeih mir, wenn ich deinem Wunsch nicht nachkomme. Da ist das Jagdhaus. Und was seine Ähnlichkeit mit einer Festung betrifft, habe ich dich auch nicht belogen, stimmt’s?“
    Viereckig und gedrungen sah das Haus tatsächlich wie eine mittelalterliche Burg aus. Und selbst das Mondlicht konnte den harten grauen Steinen oder den bleiverglasten Fenstern kein milderes Aussehen verleihen. Im Erdgeschoss wurden eine schmale Veranda und die Fenster von gotisch strengen Spitzbögen um rahmt. Und das flache Schieferdach besaß an jeder Ecke einen kleinen viereckigen Turm, der besser geeignet schien, längst dahingegangene Bogenschützen zu beschirmen, als seine wahre Aufgabe zu erfüllen, nämlich die Schornsteine zu verdecken. Aus Stein gemeißelte Drachen verkleideten die Speirohre, und ein dichtes Netz aus Efeu breitete sich über die Mauern, als wollte es die Steine zurück in die Erde ziehen.
    Wie lange war er jetzt nicht mehr hier in Hartshall gewesen – vier Jahre? Fünf? Nein, er musste ehrlich sein: Seit Georges Tod war er nicht mehr hier gewesen.
    Aber warum hatte er dann Sophie hierher gebracht? Würde er es über sich bringen, darauf eine ehrliche Antwort zu geben?
    „ Das Haus wirkt sehr männlich , Harry. Keine Frau wäre von solch einem Ort entzückt“, sagte Sophie in diesem Moment und gab sich keine Mühe, ihre unangenehmen Gefühle beim Anblick des Gebäudes zu verbergen. „Gibt es einen Hausmeister oder irgendeinen Diener?“
    Harry schüttelte den Kopf und schwang sich aus dem Sattel. Dann half er ihr vom Pferd. „Im Dorf gibt es einen Mann, der kommt alle paar Wochen mit seiner Frau hierher, um nach dem Rechten zu sehen. Doch niemand lebt hier oder hat je hier gelebt.“
    Er betrat die Veranda und reckte sich an einer Ecke zu dem als Drache verkleideten Speirohr hoch. Auf Zehenspitzen balancierend wühlte er, ohne auf die spitzen Steinzähne und die sich kringelnde Zunge zu achten, im Maul des Drachen zwischen Moos und nassen alten Blättern herum.
    „Da haben wir ihn“, sagte er und wischte einen altmodischen Eisenschlüssel an seinem Ärmel sauber, bevor er ihn Sophie zeigte. Er gehörte zur Eingangstür. „Du kannst schon mal hineingehen, während ich mich um die Pferde kümmere.“
    „Ich komme mit dir“, sagte sie hastig und

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