Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
gegangen waren. Er hatte auch keine große Lust, diese wunderbar angenehmen Zärtlichkeiten zu unterbrechen. Doch es musste wohl sein.
    „Hartshall ist ein Haus, das mir gehört“, erklärte er. „Ein kleines Jagdhaus, nicht weit von hier. Ich weiß gar nicht, wieso ich nicht früher daran dachte, dorthin zu reiten.“
    „Vielleicht, weil jetzt keine Jagdsaison ist“, sagte sie leise. „Doch ich erinnere mich, davon gehört zu haben. Du bist immer mit deinem Vater und George dorthin gegangen.“
    „Ja“, erwiderte er und seine Stimmung verdüsterte sich bei der Erwähnung seines Bruders. „Uns gehörte schon immer das anliegende Jagdgebiet. Als Vater noch reiten konnte, war er stets darauf bedacht, uns dorthin mitzunehmen. Es war ein richtiges Männerabenteuer.“
    „Und dorthin nimmst du mich jetzt also mit?“, fragte Sophie trocken. „Bin ich Teil eines ordentlichen Männerabenteuers?“
    „Der allerwichtigste Teil“, sagte er. Dann seufzte er. Seltsamerweise schien der magische Augenblick vorbei zu sein, gerade so, als hätte das Mondlicht, das sie zuvor verzaubert hatte, seine Farbe von Silber in dumpfes Messing gewandelt. Nun war ihm, als würde im Schatten jedes Baumes Gefahr lauern und als läge in jedem Eulenruf und jedem knackenden Zweig eine Warnung. Er verspürte kein Verlangen, das Schicksal herauszufordern, indem er mit Sophie noch viel länger auf offener Landstraße verweilte. „Aber ich habe Hartshall vorgeschlagen, weil du Gasthöfe nicht besonders magst.“
    Sie schüttelte den Kopf und schob eine Haarsträhne hinters Ohr. „Statt nach Winchester sollen wir also nach Hartshall reiten?“
    „Ja, für heute Nacht.“ Er nahm ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren. „Mag sein, weil heute Nacht schon einmal auf uns geschossen wurde oder weil wir so viel über Straßenräuber und umherstreifendes Diebsgesindel gehört haben, aber es fällt mir verdammt schwer, mich allein mit dir hier unter dem Sternenhimmel wohlzufühlen.“
    Harry sah, dass Sophie lächelte, und er spürte, dass ihre Finger seine Hand fester umschlossen. Er überlegte, ob sie Sicherheit suchte oder ob sie ihm welche geben wollte.
    „Du hast Angst, Harry?“, fragte sie erstaunt, denn sie hatte nicht erwartet, dass er seine Furcht zugeben würde. Wie auch, war er doch berühmt dafür, dem Tod, wo immer er konnte, ein Schnippchen zu schlagen. „Und ich habe immer geglaubt, dich könnte nichts schrecken.“
    „Das stimmt auch“, sagte er und hoffte, dass Sophie – weil sie nun einmal Sophie war – erkannte, was für ein seltenes Geständnis er ihr nun machte. „Aber das war, als es nur um meinen eigenen armseligen Kopf ging. Jetzt habe ich aber dich bei mir und bin so flatterig wie ein altes Huhn.“
    „Oh“, meinte sie, und weil sie eben Sophie war, verstand sie mehr, als er hatte sagen wollen. „Die Sache hat aber zwei Seiten. Es stimmt schon, dass du über mich wachen musst, aber ich wache auch über dich.“
    Harry runzelte die Stirn und rief sich ins Gedächtnis, dass der Grund, warum Sophie solchen Unsinn redete, der gleiche war, warum sie ihn so gut verstand. So selbstständig sie auch sein mochte, es musste selbst ihr klar sein, dass die Männer auf der Welt waren, um die Frauen zu beschützen, nicht andersherum.
    Oder vielleicht auch nicht.
    „Also“, sagte sie forsch und ließ seine Hand los, um seinen Umhang zurückzuschlagen. „Wenn du glaubst, dass uns Gefahr droht auf unserer Reise, dann solltest du mir endlich eine der Pistolen geben. Wenn du den Straßenräuber spielen willst, dann kann ich genauso gut die Straßenräuberin sein.“
    Geschickt wich er ihrer Hand aus und packte Sophie am Ellenbogen. „Eine Straßenräuberin, du lieber Himmel“, meinte er. „Ehe ich das zulasse, muss der Vollmond mir den Verstand geraubt haben.“
    „Bitte, Harry“, protestierte Sophie und sträubte sich weiterzugehen. „Du weißt doch, wie ausgezeichnet ich mit einer Pistole umgehen kann. Denk doch nur, wie viel Geld du in deinem Londoner Club gewinnen könntest, wenn du Wetten auf meine Schießkunst abschließen würdest!“
    Das könnte er wahrscheinlich, aber darum ging es jetzt nicht. Er half ihr in den Sattel und drückte ihr die Zügel in die Hand. „Ich weiß nur“, sagte er nachdrücklich, während er ihre Hüte vom Gras aufhob, „dass ich dich höchstpersönlich neben Mrs. Mallon in die Kutsche gesetzt und dich nach Winchester hätte fahren lassen, wenn ich auch nur einen Funken

Weitere Kostenlose Bücher