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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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gemeinsamen Zeit durch den Mond und die Dämmerung Grenzen setzte. Er wollte nicht, dass ihr Winchester wichtiger war als er.
    Er wollte nicht allein gelassen werden.
    „Verdammt, Sophie, das ist nicht …“
    „Du bist jetzt still“, schimpfte sie im Spaß und legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Wenn wir erst einmal im Haus sind, werde ich nur noch an dich denken. Und wenn du dich erinnerst, dann weißt du, dass ich mich mit aller Macht auf etwas konzentrieren kann, wenn ich will. Es wäre also nur zu deinem Vorteil, wenn du jetzt tun würdest, was ich möchte.“
    Trotz seiner Niedergeschlagenheit musste er bei ihren Worten lächeln. Und sollte sie auch nur so lange bleiben, wie draußen der Mond schien: Eine Sophie, die sich konzentrierte, konnte jeden Mann zum Lächeln bringen. Jede einzelne Minute, sagte er sich, du musst jede einzelne Minute auskosten, vielleicht hält dann sogar das Mondlicht länger an.
    Er nahm ihre Hand von seinen Lippen und drehte sie um, damit er einen Kuss auf ihr Handgelenk drücken konnte. Zärtlich knabberte er an der Stelle, wo die Adern unter ihrer blassen Haut schimmerten.
    „Dann treten Sie ein, Miss Potts“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Ich verspreche Ihnen, wir werden den Kobolden eine höllische Vorstellung bieten.“

8. KAPITEL
    Wann immer Sophie sich ein Wiedersehen mit Harry ausgemalt hatte, hatte sie es sich vorgestellt, als wäre sie noch die unbeschwerte Siebzehnjährige. Sie und Harry würden im warmen Sonnenschein in einer Wiese voller Wildblumen und duftendem, wogendem Gras liegen. Dazu vielleicht noch ein oder zwei zwitschernde Drosseln und tanzende Schmetterlinge im Himmel über ihnen.
    Nie und nimmer, auch nicht an den schlimmsten, trübseligsten Tagen, hatte sie sich ausgemalt, dass sich das freudige Wiedersehen in einer steinernen Miniaturfestung wie Hartshall abspielen würde. Im Licht von Harrys Laterne konnte sie gerade mal die Möbel in der großen Halle erkennen, die das ganze Erdgeschoss einzunehmen schien: Holzläden verschlossen die Fenster, die dunklen, schweren Stühle und Tische waren mit Nagelköpfen verziert. Entlang der Wände hingen zerbeulte Schilde, und ein ausgestopfter Hirschkopf starrte sie missmutig von der Wand über dem Kamin her an.
    „Das ist also das berühmte Hartshall, Harry?“ Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie geflüstert, als befürchte sie, der Hirschkopf könnte sie belauschen. „Mag sein, dass du und George hier mannhafte Abenteuer erlebt habt. Aber ich fühle mich wie die arme Märchenprinzessin, die in der Burg des Menschenfressers gefangen ist.“
    Harry lachte. Er hatte ihr den Arm um die Taille gelegt und drückte sie fester an sich. „Ich verspreche, der netteste Menschenfresser zu sein, wenn du meine Prinzessin sein willst, Sophie. Besonders dann, wenn ich dich jetzt diese Treppe hinauf in meine Höhle tragen werde.“
    „Menschenfresser oder nicht, du kannst mich nicht tragen“, erwiderte sie und hob herausfordernd das Kinn. „Zumindest schaffst du es nicht, wenn du kein Menschenfresser, sondern nur Harry bist. Ich bin zu groß.“
    Harry hielt sich die Laterne unters Kinn, sodass sein von unten angestrahltes Gesicht tatsächlich etwas von einem Menschenfresser bekam. „Ärgert mich nicht, Prinzessin Sophie“, brüllte er. „Ihr entkommt mir nicht!“
    „Ich würde gerne sehen, wie Ihr mich halten wollt“, lachte sie, und bevor er sie aufhalten konnte, hatte sie sich freigemacht und schoss auf die enge Treppe zu, die in einer Ecke der Halle nach oben führte. Dicht gefolgt von Harry, raffte sie die Röcke über dem Knie, um nicht zu stolpern, und lief die schmale Wendeltreppe hinauf, die vom tanzenden Licht aus Harrys Laterne beleuchtet wurde. Atemlos vor Lachen und Aufregung kam sie oben an und sprang die letzte Stufe hinauf, fest entschlossen, Harry zu entkommen.
    Plötzlich schnappte sie entsetzt nach Luft und wäre um ein Haar rückwärts die Treppe hinuntergefallen, so sehr hatte sie sich erschrocken.
    „Hier – hier ist jemand!“, schrie sie, als Harry sie am Arm fasste. „Am Ende der Treppe!“
    „Ach Liebling, das tut mir jetzt aber leid“, sagte Harry und zog sie beruhigend an seine Brust. „Das ist nur der alte Nolly.“
    „Nolly?“ Auch wenn ihr Herz vor Entsetzen immer noch zu schnell schlug, trat sie einen Schritt zurück und sah ihn misstrauisch an. „Wer ist Nolly?“
    „Ich werde euch einander vorstellen, wie es sich

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