Geliebte Gefangene
erinnerte sich, wie empfindlich er an dieser Stelle immer gewesen war, und bedeckte sie absichtlich mit federleichten verführerischen Küssen, bis er zu stöhnen begann und mit seinen Händen immer wieder ihren Rücken entlangfuhr.
„Du hast nichts vergessen, Sophie, nicht wahr?“, flüsterte er heiser. „Aber was ist jetzt mit der Soße, die dem Gänserich ebenso gebührt wie der Gans?“
„Beschwert sich der Gänserich etwa?“ Sie ließ ein kehliges Lachen hören. Ihr altes Selbstvertrauen kehrte zurück. Sie legte ihm die Arme um die Taille und begann, ihm langsam das Hemd aus der Reithose zu ziehen, schlüpfte mit den Händen unter das sich bauschende Leinen, um den Mann darunter zu fühlen. „Erkennt er denn nicht, wie sehr diese Gans ihn vermisst hat?“
„Schluss jetzt, genug“, sagte er, packte sie bei den Handgelenken und zog ihre Hände nach vorn. „Der alte Gänserich möchte wissen, aus welchem Grund du immer noch angezogen bist?“
„Da gibt es keinen Grund“, meinte sie und warf ihr Haar zu rück. Sie mochte es, ihn so zerzaust zu sehen. Es gefiel ihr, wenn ihm das Hemd über der Brust offen stand und unten am Saum der seidenen Weste heraushing und wenn er ganz anders als ein feiner Herr aussah – oder ein feiner Straßenräuber –, sondern eher wieder wie der alte Harry.
„Dann gibt es also auch keinen Grund, das nicht zu ändern.“ Einen nach dem anderen öffnete er die kleinen stoffüberzogenen Knöpfe, die in einer langen Reihe vorne ihre Jacke schlossen. Konzentriert runzelte er dabei ein wenig die Stirn. Unfähig, so lange zu warten, öffnete Sophie die Knöpfe vom Saum her, bis sich ihre Hände schließlich auf ihrer Brust beim letzten Knopf trafen.
Harry hielt inne und hob vielsagend die Braue. „Dein?“, fragte er. „Oder mein?“
„Dein“, seufzte sie voll freudiger Erwartung und war sich der Doppeldeutigkeit ihrer Worte bewusst. Rasch zog sie die Hände fort und wagte kaum zu atmen, während er den letzten Knopf öffnete. Er sprang auf, und mit einem zufriedenen kleinen Seufzer streifte Harry ihr die Jacke über Schultern und Arme und ließ sie zu Boden fallen.
„Das war schon einmal ein Anfang“, meinte er und drehte Sophie geschickt um, sodass sie ihm den Rücken zuwandte. Er schob ihr Haar zur Seite und über die Schulter, öffnete die Knöpfe ihres Oberteils und löste die Bänder, welche die hohe Taille unter ihrer Brust zusammenhielten. Er zeigte sich darin geschickter als früher. Die Knöpfe sprangen fast wie von selbst auf, und Sophie wollte nicht darüber nachdenken, wo er wohl diese nützliche Erfahrung gesammelt hatte. Er hatte geschworen, die Anzahl der ihm angedichteten Geliebten wäre übertrieben. Doch als er ihr jetzt das einfache Wollkleid von den Schultern streifte und den bloßen Nacken küsste, spürte sie unwillkürlich die unbehagliche Anwesenheit dieser anderen Frauen.
„Harry“, sagte sie. Entschlossen hielt sie sich das Kleid über der Brust fest und drehte sich zu ihm um. „Bitte, Harry, vergiss nicht, dass ich jetzt siebenundzwanzig bin, und … und dass ich nicht dieselbe bin wie früher. Ich … ich möchte nicht, dass du enttäuscht bist.“
„Du lieber Himmel, Sophie!“ Ungläubig starrte er sie an. „‚Du hast dich verändert‘, das waren so ziemlich die ersten Worte, die du zu mir sagtest. Was für ein Dummkopf müsste ich sein, wenn ich bei dir etwas anderes erwartete?“
„Du wirst noch mit hundert ein gut aussehender Gauner sein.“ Sie zog ihr Kleid ein wenig höher und wünschte verzweifelt, sie könnte es ein bisschen besser erklären. „Aber bei Frauen ist das im Allgemeinen etwas anderes, nicht wahr? Schönheit ist immer mit Jugend verbunden, und wenn eine Frau erst einmal …“
„Schau mich an, Sophie“, bat er und nahm sie bei den Schultern. Seine Hände brannten ihr auf der nackten Haut. „Jede Frau, die ich je getroffen habe, hat sich an dir messen müssen, und nicht eine – nicht eine – war auch nur annähernd so schön, wie du es jetzt für mich bist.“
„Dann zeige es mir, Harry“, flüsterte sie und legte ihm die Arme um den Nacken. „Zeige es mir einfach.“
Sie musste ihn kein zweites Mal bitten. Eigentlich hätte sie ihn überhaupt nicht bitten müssen. Als er sie jetzt von dem Kleid befreite, half sie mit, zerrte die engen Ärmel von den Armen und streifte die Röcke ab, die sich am Boden um ihre Knöchel bauschten. Als Nächstes kam ihr Korsett an die Reihe. Die Schnüre glitten
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