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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Schmuckschatulle. Er hielt sie gegen das Licht.
    „Die gehörte meiner Mutter“, fuhr Anne ihn an. „Sie ist nicht der Schatz des Königs.“ Zornig wirbelte sie zu Simon herum. „Ihr habt doch kaum vor, mir meinen eigenen Schmuck zu nehmen, Mylord. Oder seid ihr so sehr Halunke, dass Ihr ihn mir unter dem Vorwand, er wäre nicht wirklich mein, stehlen werdet?“
    Simon zog eine Augenbraue nach oben. „Ich habe nur Euer Wort, dass diese Juwelen Euch gehören, Lady Anne. Tatsächlich können sie sehr wohl Teil des Schatzes sein, der für den König bestimmt ist. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin erschüttert, dass Ihr sie ihm noch nicht gegeben habt. So eine Zurückhaltung scheint mir doch einen bedauerlichen Mangel an Loyalität zu zeigen.“
    „Wagt es nicht, mich über Loyalität zu belehren“, entgegnete Anne heftig. Sie wusste, dass er sie absichtlich provozierte, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. Ihr Temperament ging einfach mit ihr durch, wenn Simon in der Nähe war. „Ich habe meinen Teil getan“, fauchte sie ihn an. „Der König weiß, dass meine Treue unantastbar ist …“ Sie brach ab, als ihr klar wurde, dass er sie beinahe zu einer unbedachten Aussage getrieben hätte.
    Simons Augen funkelten. „Ist das so? Ich würde zu gerne mehr darüber hören, wie Ihr dem König geholfen habt.“
    „Das kann ich mir denken.“ Anne wandte sich ab und zwang sich zur Ruhe. „Ist das alles, Mylord?“
    Simon ließ einen schnellen Blick durch das Zimmer schweifen. „Für den Moment schon.“ Er gab seinen Soldaten ein Zeichen und verließ die Kammer.
    Als sie endlich wieder allein waren, seufzte Edwina laut auf. „Er wird es herausfinden, Madam“, prophezeite sie. „Lasst es Euch gesagt sein. Er ist zu gerissen.“
    „Nein, das wird er nicht“, entgegnete Anne. Sie versuchte, wieder ruhiger zu atmen und ihr Zittern zu unterdrücken. Das alles war Simon Grevilles Schuld. In seiner Gegenwart war es ihr unmöglich, gelassen zu bleiben.
    Sie trat zu Muna an das Bett hinüber. Ihre Cousine war schon dabei, die Kleider, die auf einem großen Haufen auf dem Bett lagen, wieder zu ordnen und sie zurück in die Truhen zu tragen. Sie blickte auf, und Anne sah Sorge in ihren Augen.
    „Glaubst du wirklich, dass Lord Greville die Wahrheit nicht erraten wird, Nan?“
    Anne hielt inne, die Hände voller Wäsche. „Er wird es niemals erraten“, beharrte sie. „Er sucht an den falschen Stellen und nach den falschen Dingen.“ Sie lächelte. „Lord Greville denkt, dass der Schatz nichts anderes ist als Gold und Silber. Ihm ist nicht klar, dass es Dinge gibt, die viel mehr wert sind als Geld. Er hat den Schatz des Königs schon gesehen. Er weiß es nur nicht.“
    Es war schon spät am Abend, als Simon endlich Gelegenheit hatte, mit seinem Bruder zu sprechen. Henry war durch den Blutverlust so geschwächt gewesen, dass er, sobald Grafton eingenommen und gesichert worden war, wieder zurück ins Bett geschickt wurde – sehr zu seinem eigenen Verdruss. Ein ganzer Tag war vergangen, bis Simon endlich ein wenig Zeit gefunden hatte, mit ihm allein zu sein und von ihm selbst die Details seiner Gefangennahme und Gefangenschaft zu hören. Was Henry ihm erzählt hatte, hatte seinen ohnehin schon festen Entschluss, Gerard Malvoisier zu jagen, nur noch erhärtet. Er hatte schon mit der mühevollen Aufgabe begonnen, das umliegende Land nach dem royalistischen General zu durchkämmen. Seine Spione hatten ihm berichtet, dass Malvoisier nicht zu König Charles nach Oxford geflüchtet war. Auch hatte er sich nicht nach Süden gewandt, um in einer der royalistischen Festungen in den westlichen Landesteilen Unterschlupf zu suchen. Das bedeutete, dass er immer noch in Freiheit und vermutlich in der Nähe war. Dafür musste es einen Grund geben. Es konnte natürlich sein, dass Malvoisier es nicht wagte, sich in Oxford blicken zu lassen, da er die Royalisten verraten hatte, als er aus Grafton flüchtete. Aber Simon bezweifelte, dass dies alles war. Er vermutete, dass Gerard Malvoisier einen viel zwingenderen Grund hatte, in der unmittelbaren Umgebung von Grafton zu bleiben, und er war sich ziemlich sicher, dass es etwas mit dem Schatz des Königs zu tun hatte.
    Simon dachte immer noch darüber nach, wo der Schatz verborgen sein konnte, als er an die Tür von Henrys Kammer klopfte. Die Stimme seines Bruders erklang, der ihn aufforderte einzutreten. Henry hatte ihm früher am Tag eine Nachricht geschickt, in der er ihn um eine

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