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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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meine Mätresse zu werden?“
    Anne warf ihm einen Blick tiefster Verachtung zu. „Das ist noch viel unwahrscheinlicher.“ Sie holte tief Atem. „Eure Arroganz ist mehr als anmaßend, Lord Greville. Wenn Ihr jetzt fertig seid, könnt Ihr Euch gerne verabschieden.“
    Simon schüttelte den Kopf. „Ich bin noch nicht fertig.“ Er vergrub die Hände in seinen Taschen, und sein Tonfall änderte sich plötzlich. „Es gibt eine weitere Sache, die ich von Euch will. Ich möchte wissen, wo sich der Schatz des Königs befindet.“

5. KAPITEL
    Simon hatte sie in keinster Weise vorgewarnt, und Anne wusste, dass er dies bewusst versäumt hatte. Vielmehr hatte er ihre Verteidigung geschwächt, und sie dann überrascht. Er hatte sehen wollen, wie sie reagieren würde, und gehofft, sie würde sich verraten. Lord Greville war ein skrupelloser Mann, und was ihn noch gefährlicher machte, war, dass seine Skrupellosigkeit nicht brutal und offensichtlich wie bei Gerard Malvoisier war, sondern intelligent, subtil und gnadenlos. Sollte sie sich nur den kleinsten Fehler erlauben, würde er zuschlagen. Er beobachtete sie genau, um zu sehen, wie sie sich verhalten würde. Anne war sich sicher, dass sie nicht die geringste Chance hatte, ihn mit Vorspiegelung von Unkenntnis zu täuschen. Er war nicht der Mann zu glauben, dass Frauen in Staatsangelegenheiten keine Rolle spielen konnten. Vielmehr würde er auch in Erwägung ziehen, dass ihr Vater sie in seine Pläne und Geheimnisse eingeweiht haben könnte.
    Anne schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. Die Worte ihres Vaters hallten in ihrem Kopf. ‚Bewache den Schatz. Bewahre das Geheimnis. Erzähle niemandem davon. Traue niemandem …‘
    „Nun, Mylady?“, fragte Simon mit trügerischer Freundlichkeit.
    „Ich fürchte, dass ich Euch über den Schatz des Königs absolut nichts sagen kann.“ Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte sie doch eine leichte Änderung ihres Tonfalls nicht verhindern, und sie wusste, dass auch Simon es bemerkt hatte.
    Fragend hob er die Augenbrauen. „Könnt Ihr mir nichts sa gen, oder werdet Ihr mir nichts sagen? “
    Anne schwieg.
    Simon setzte sich auf eine Ecke des Tisches und ließ lässig ein Bein baumeln. Sein Blick hatte etwas Lauerndes. „Lasst mich Euch eine Geschichte erzählen“, sagte er langsam. „Und dann habt Ihr die Gelegenheit, mir zu sagen, ob sie wahr ist oder falsch.“
    Anne setze sich auf einen Stuhl. Sie hielt ihren Blick gesenkt, aber sie war sich sehr bewusst, dass es keinerlei Schutz vor der durchdringenden Intelligenz seines Blickes gab.
    „Eine Woche bevor Gerard Malvoisier im November letzten Jahres nach Grafton kam, erhielten wir Nachricht, dass König Charles auf einen Schatz aus Bristol wartete, um seine Schatzkammer zu füllen. Das von Anhängern in den westlichen Teilen des Landes gesandte Gut war auf dem Weg ins Hauptquartier der Royalisten in Oxford. Wir machten uns sofort auf den Weg, um sie abzufangen. In der Nähe von Grafton stießen wir auf Truppen des Königs, aber sie führten keinen Schatz bei sich.“ Er sah sie an, doch Anne verzog keine Miene. Sie kannte die Geschichte nur allzu gut. „Sie kämpften wie die Teufel. Es schien mir, dass niemand lebend gefangen genommen werden wollte. Niemand wollte gezwungen werden, den Aufbewahrungsort des Schatzes preiszugeben.“
    Er machte eine kurze Pause. Anne wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    „Fünf Männer wurden getötet, und der Rest entkam“, fuhr Simon fort. „Wir konnten es natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber wir glaubten, dass sie es bemerkten, als wir uns näherten. Daraufhin hat sich eine kleine Gruppe abgesetzt und den Schatz zu Eurem Vater nach Grafton gebracht.“
    Wieder hielt er inne und wartete. Doch Anne blieb weiterhin stumm.
    Simon seufzte. „Ich glaube, dass Euer Vater Euch von dem Schatz erzählt hat, als ihm klar wurde, dass er sterben würde.
    Und dass Ihr, Lady Anne, und Eure treuesten Bediensteten die Einzigen sind, die wissen, wo er sich befindet.“
    Stille senkte sich über den Raum.
    Anne presste ihre Hände gegeneinander. Ihr war heiß, und sie war verunsichert und voller Sorge. Sie wusste, dass dies erst der Anfang war. Simon war schlau und unerbittlich. Er würde erst aufhören mit seinen Fragen, wenn er die Antworten hatte, die er brauchte. Er war nicht Malvoisier und würde seinen Gefangenen die Wahrheit niemals durch Folter entreißen, aber auf eine gewisse Weise war er nur noch gefährlicher. Ihm

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