Geliebte Gefangene
will?“
„Nein. Ich werde Euch heiraten, weil ich es so will.“
Eine drückende Stille hing zwischen ihnen, voll der Herausforderung. Dann sprang Anne auf. „Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass erst die Hölle zufrieren würde …“
Mit einer heftigen Bewegung stützte Simon die Hände auf dem Schreibtisch ab. „Und ich habe Euch gesagt, dass ich Euch will und auch haben werde – sowohl Euch als auch Grafton –, egal, was Ihr dazu sagt.“
Sie starrten sich an. Die Luft war erfüllt von knisternder Feindschaft und noch etwas anderem, das Anne einen Schauer über die Haut laufen ließ. Dies war der wahre Simon Greville, den sie jetzt vor sich sah, der gnadenlose Eroberer, der Mann, den andere Männer fürchteten. All der Charme und die Höflichkeit konnten seine verbissene Entschlossenheit und Härte nicht verbergen. Er hatte es ihr vor einigen wenigen Nächten gesagt. ‚Die Grevilles nehmen sich, was sie wollen …‘
Diese raubtierhafte Entschlossenheit ließ sie erzittern. „Nein“, flüsterte sie. „Ich werde nicht mit Euch eine Zweckehe eingehen, damit ihr mein Land bekommt und ich Euren Schutz. Und ich werde nicht meine Zustimmung dazu geben , dass Ihr Euch Grafton einfach nehmt.“
Simon machte zwei schnelle Schritte auf sie zu und ergriff ihre Arme. Es kam so plötzlich und unerwartet, dass sie keine Möglichkeit hatte, ihm auszuweichen. Sein Mund fand den ihren in einem flammenden Kuss. Ein Kuss, der von Herrschaft und männlicher Kraft sprach, und alles, was sie tun konnte, war, sich ihm zu ergeben.
Als er sie wieder losließ, stolperte sie und wäre beinahe gefallen.
„Zweckehe?“ Sein Atem kam ebenso schnell wie ihrer. „Habt wenigstens die Ehrlichkeit, Euer Verlangen zuzugeben, Anne.“
Gequält holte sie Luft. „Werbt so noch ein weniger länger um mich, Lord Greville“, stieß sie hervor, „und ich fange wieder an, Euch zu hassen.“
Simon lachte. Er hob die Hand und strich ihr das zerzauste dunkle Haar aus dem Gesicht. Seine Berührung brannte auf ihrer Haut. „Das glaube ich Euch nicht. Ich habe Euch von Anfang an gesagt, dass wir keine Feinde sein können. Zwischen uns existiert etwas anderes.“
„Wir können keine Liebenden sein.“ Anne sah ihn herausfordernd an. „Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten, und das wird immer so sein.“
In Simons Augen glühte ein dunkles Feuer. „Und wenn es nicht so wäre“, fragte er sanft. „Was dann?“
Angst schnürte Annes Kehle zusammen. Sie wusste, dass sie mit ihm Lust finden würde – wusste es jedes Mal, wenn er sie berührte. Sie könnte sich und ihre hehren Prinzipien in Simon Grevilles Leidenschaft vergessen. Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Körper. Aber letztendlich hätte sie doch Grafton betrogen, indem sie sich einem Mann hingab, dessen Ansichten so verschieden von ihren eigenen waren. Bis sie ihre Pflicht dem König gegenüber nicht erfüllt hatte, durfte sie noch nicht einmal über ihre eigene Zukunft nachdenken. Und sie konnte niemals ihren Feind heiraten, wie heiß die Leidenschaft auch immer zwischen ihnen lodern mochte. „Dann ständen die Dinge vielleicht anders. Aber so ist es nicht.“
Wütend trat Simon zurück. „Also gut“, erwiderte er mit schneidender Stimme. „Wenn Ihr darauf besteht, dass wir Feinde sein müssen, dann soll es so sein. Erzählt mir vom Schatz des Königs, Lady Anne.“
Anne verschränkte ihre Finger so fest ineinander, dass es wehtat. „Ich habe Euch nichts zu sagen.“
Donnernd knallte Simons Faust auf den Tisch. „Ihr habt jetzt keine Wahl mehr! Wenn Ihr mich nicht als Ehemann akzeptiert und an Eurem Treueschwur festhaltet, werdet Ihr eingekerkert, und ich werde Euer Schweigen brechen.“ Er zeigte auf das Pergament auf dem Schreibtisch. „Fairfax’ Anordnungen gefallen Euch also nicht? Dann solltet Ihr einmal lesen, welche Befehle ich erhalten habe!“ Er wirbelte herum. „Mir wurde mitgeteilt, dass ich jedes mir zur Verfügung stehende Mittel anwenden muss, Euch zur Unterzeichnung des Unterwerfungsvertrags zu zwingen und Euch dazu zu bringen, mir zu sagen, wo der Schatz des Königs ist, solltet Ihr Euch weigern, mich zu heiraten.“ Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Klang an. „Ich vermute, dass Euch diese Aussicht sogar noch weniger gefallen würde als mir.“
Entsetzt starrte Anne ihn an. „Wenn ich Euch also nicht heirate, werdet Ihr mich zur Unterwerfung zwingen und mir die Wahrheit mit Folter entreißen? Wie ehrenhaft von
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