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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Majestät zu versichern, dass sich jeder und alles, was uns hier in Grafton anvertraut wurde, in Sicherheit befindet. Ich verbleibe Euer Majestät ergebenste Dienerin Anne Grafton.‘
    Simon rieb sich über die Stirn und goss sich einen weiteren Krug Ale ein. Sein Instinkt, dem er zu vertrauen gelernt hatte, sagte ihm, dass es in diesen Zeilen etwas gab, das er noch nicht entschlüsselt hatte.
    ‚ Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Euer Majestät zu versichern, dass sich jeder und alles, was uns hier in Graf ton anvertraut wurde, in Sicherheit befindet …‘
    Das musste der entscheidende Satz sein. Anne wollte König Charles damit sagen, dass bisher keines von Graftons Geheimnissen enthüllt worden war. Für den Moment war der Schatz sicher.
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. Er hatte Grafton von oben bis unten durchkämmt, nach Silbergeschirr, Schmuck, Münzen, irgendetwas, das dazu gedacht sein könnte, die Sache des Königs zu finanzieren. Trotzdem hatte er keinen Schatz gefunden. Er stand vor einem Rätsel.
    Natürlich könnte er Anne das Geheimnis mit Gewalt entreißen, aber das war nicht seine Art. Er verachtete Männer wie Malvoisier, die Gefangene zu ihrem eigenen Nutzen oder zum Spaß folterten. Vielmehr hatte er gehofft, dass Anne ihm eines Tages genug vertrauen würde, um ihm die Wahrheit zu sagen. Er seufzte. Vielleicht hatte er sich etwas vorgemacht, als er vermutete, dass Anne schon sehr nah daran war, ihm zu vertrauen. Aber ihr Versprechen an den König stand zwischen ihnen. Vielleicht würde es das immer tun.
    Simon versiegelte den Brief und gab ihn dem Garnisonskommandanten mit dem Befehl, ihn so schnell wie möglich zum König nach Oxford bringen zu lassen. Dann lehnte er sich zurück und dachte weiter über Anne nach. Am Tag zuvor, als er die Treppen des Wachhauses hinuntergerannt war und sie zusammengebrochen im Schnee hatte liegen sehen, hatte er das Gefühl gehabt, sein Herz würde stehen bleiben. Seine Erleichterung, als sie sich bewegte, war so groß gewesen, dass sie ihm den Atem geraubt hatte.
    Ein Mann brauchte eine Sache, für die er kämpfen konnte, aber er brauchte auch einen Grund, um aus dem Krieg zurückzukommen. Bisher hatte er nur das erste gehabt. Nun hatte er Anne. Er wollte sie. Er brauchte sie. Also musste er nun nicht über die Einnahme von Grafton nachdenken, sondern über die seiner Herrin.

7. KAPITEL
    Der Februar endete mit einem Schneesturm, so wie er auch begonnen hatte. Aber dann wurde das Wetter milder, und mit dem beginnenden Frühling fing der Schnee an zu schmelzen, und die ersten grünen Triebe fanden ihren Weg aus der Erde. Anne ging im Garten von Grafton spazieren, ritt mit ihrer Stute Psyche auf der Weide oder ließ den Falken ihres Vaters auf den Feldern jenseits des Burggrabens fliegen. Muna begleitete sie und lernte den Umgang mit Annes Zwergfalken. Zunächst war sie ängstlich gewesen, aber unter Henrys geduldiger Anleitung wuchsen sowohl ihr Selbstvertrauen als auch ihre Falknerkünste.
    Es war an einem dieser trügerisch friedvollen Morgen, als Simon Anne durch einen Pagen in sein Arbeitszimmer bestellen ließ. Er hatte Nachricht von seinen Vorgesetzten erhalten, wie es, so wusste Anne, unweigerlich hatte kommen müssen. Die Entscheidung über die Zukunft von Grafton – und die ihre – war gefallen.
    In ungeduldigem Rhythmus trommelte sie mit den Fingern auf dem Pergament, das vor ihr auf dem Tisch lag. Es war von General Fairfax, die Eingeständniserklärung ihrer militärischen Niederlage, von der Simon gesprochen hatte. Sie musste nur noch unterschreiben. Die Wut, die in ihr tobte, ließ die Worte auf dem Papier vor ihren Augen tanzen.
    Lady Anne Grafton schwört der Sache der Parlamentarier die Treue und verspricht, Grafton für alle Zeiten im Namen des Parlaments zu halten und jetzt und für immer allen anderen Allianzen abzuschwören …
    Sie hatte Lord Fairfax gemocht, als sie ihm früher begegnet war. Er war ein guter Mann, gerecht und besonnen. Sie respektierte ihn. Aber er würde sie nicht davon überzeugen, Grafton mit einer einzigen Unterschrift aufzugeben.
    Entschieden schob sie das Pergament beiseite, drehte sich in ihrem Stuhl herum und funkelte Simon Greville wütend an. Er saß mit gebeugtem Kopf still am anderen Ende des Tisches und las sich durch einen Stapel Dokumente, der vor ihm lag. Schließlich blickte er auf, und ein reumütiges Lächeln spielte um seine Lippen, als er ihre Verärgerung bemerkte. „Dies hier verdient,

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