Geliebte Korsarin
und wartet auf ihren Papi …«
»Und nun liegt es an dem lieben Papi, ob er auch wirklich nach Hause kommt!« sagte McDonald säuerlich. »Wenn Sie sich wehren …«
»Habe ich Ihnen Anlaß zu dieser Vermutung gegeben, Steuermann?«
Der Ire musterte den Angler. Nur einigen Bewegungen der Haarwälder konnte man entnehmen, daß er die Brauen zusammenzog.
»Sie nehmen das wohl als Witz, wie?« brummte er. »Los, kommen Sie mit!«
»Segeln Sie voraus?«
»Ich nehme Ihre Nußschale in Schlepp!« rief der Ire. »Sie selbst kommen zu mir an Bord.«
»Wie Sie wünschen, Steuermann. Darf ich die Hände allmählich herunternehmen?«
»Nein!«
Sie gingen hinunter zum Strand und stiegen in die ANNETTE II des Anglers. McDonald ließ den anderen rudern, um das Korallenriff herum zu seinem Auslegerboot.
»Mir ist ein Rätsel, was Sie von mir wollen«, sagte der Angler, als er den anderen Strand erreicht hatte. »Ich habe zwar ein schönes Schiff, aber Schmuck oder einen Tresor voller Dollars werden Sie vergeblich suchen.«
»Wer so ein Schiff besitzt, steht nicht mit dem Hut in der Hand an der Straßenecke.«
Damit setzte der Ire das kleine Segel, und sie legten von der Korallenbank ab.
Es blies nur ein schwacher Wind, der sie nur langsam vorwärtstrieb, aber sie hatten ja Zeit. Alles, was hier auf den einsamen Eilanden lebte und sich nur nach Sonne, Mond und der Bewegung des Meeres richtete, hatte Zeit …
Als sie das Atoll endlich umsegelt hatten, kam die Insel in ihr Blickfeld, in deren Bucht die ANNETTE I ankerte. Und der Angler erkannte, daß neben seiner Yacht ein anderes Schiff lag. Es war niedriger als das seinige, langgestreckt, mit einem pfeilförmigen Rumpf, mit imponierenden Aufbauten, in der Tonnage wohl größer als die ANNETTE I, schneeweiß lackiert … Ein Schiff, dem man zutraute, daß es sich bei voller Fahrt aus dem Wasser hob wie ein fliegender Fisch …
»Das ist kein Kahn, mit dem man nachts auf Fischfang fährt?« fragte der Angler.
Der Ire nickte und drehte geradewegs auf die beiden Schiffe zu.
»Das beste Boot, das ich je in der Hand hatte!« knurrte er. »Und was tun Sie, Mister?«
»Wie soll ich die Frage verstehen?«
»Wovon leben Sie, zum Teufel?«
»Von nichts.«
»Sie arbeiten gar nicht?«
»Kaum. Mal angeln, mal im Garten ein paar Bäume fällen, ab und zu Golf spielen – alles nur so zum Vergnügen.«
»Zum Satan! So reich sind Sie?«
»So arm, mein Lieber.« Der Angler machte eine weite Armbewegung. Als der Ire knurrte, legte er rasch die Hände wieder im Nacken zusammen. »Noch ist mir das alles hier rätselhaft, Steuermann. Aber wenn ihr das seid, was ich glaube, nämlich einer der neuen Piraten in der Karibik, die nach altem bewährtem Muster, wie früher die Korsaren, die Yachten amerikanischer Millionäre entern und sie ausrauben … dann, mein lieber Jim, habt ihr mit mir voll danebengegriffen!«
»Abwarten!«
»Ich besitze keine Goldgaleone, wie sie Sir Walter Raleigh vor ein paar hundert Jahren in diesen Gewässern von den Spaniern raubte und dafür sogar von Ihrer Britischen Majestät geadelt wurde! Ich bin ein kleiner deutscher Chemieingenieur, der einmal eine Erfindung gemacht hat und nun davon lebt. Bescheiden, zufrieden, weit weg von allem Rummel, den man Zivilisation nennt!«
»Das erzählen Sie mal dem Chef …« McDonald musterte den Angler aus zusammengekniffenen Augen.
Sein Auslegerboot glitt jetzt in die halbrunde Bucht mit dem weißschimmernden Sandstrand. An der Reling der fremden Yacht, an deren Bug ALTUN HA stand, lehnten zwei Gestalten in blütenweißen Matrosenuniformen.
Auf dem großen Hinterdeck der ANNETTE I servierte Juan Noales gerade einen Fruchtcocktail in hohen schlanken Gläsern. In den weißen Korbsesseln, die dort unter dem Sonnensegel standen, räkelten sich zwei Männer, gleichfalls in weißen Uniformen. Der eine trug sogar goldene Schulterstücke wie Jim McDonald.
»Aha! Der Chef!« machte der Angler. »Und alle in weißen Uniformen! Ihr seid wohl ein Luxusunternehmen?«
»Niemand, der von uns gekapert wird, soll das Gefühl haben, wir seien gewöhnliche Banditen!« Jim, der rote Riese, lachte grollend. »Die Damen bekommen sogar einen Handkuß.«
»Wie tröstlich! Und die Herren?«
Sie trieben jetzt an der ALTUN HA vorbei und legten an der Mahagonitreppe der ANNETTE I an, die herunterhing. Der Angler musterte voller Staunen das fremde Schiff. Nicht nur die beiden seitlich der Aufbauten montierten schweren Maschinengewehre
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