Geliebte Korsarin
Schöpfer der Welt einen Riesensack mit Gold und Edelsteinen aller Farben ausgeschüttet.
»Seit wann weißt du, daß Miss Tolkins an Bord ist?«
»Ich habe gerochen, daß jemand Gemüse kochte. Viel früher, ehe Sie den Bratenduft rochen. Ich habe nun mal eine feine Nase, Chef. Jim konnte es nicht sein … der wäre an Deck gekommen.«
»Was Miss Tolkins auch tut! Hier ist sie …«
Mary-Anne kam an Deck. Sie hatte sich schnell umgezogen und erschien nun in einem goldfarbenen, einteiligen Badeanzug, der wie eine zweite schimmernde Haut ihren Körper umschloß. Das aufgelöste Haar umwehte sie wie ein langer, im Seewind zerfetzter Schleier.
Juan seufzte leise und aß dann weiter. Dr. Rainherr, am Steuerrad, blickte ihn an.
»Ist das Essen so schlecht?« fragte er ironisch. »Du seufzt ja herzerweichend!«
»Ich bin nicht nur Steuermann und Koch – sondern auch Mann! Man kann Ihnen wirklich nur gratulieren, Chef.« Juan zerschnitt die Essiggurke. Er sah zu, wie Mary-Anne am Steuerstand vorbei zum Vorschiff ging und sich dort auf eine weiße Frotteematratze in die Sonne legte. Ein traumhafter Körper in Gold und Schwarz …
»Ich wäre glücklich, Chef, auch einer Miss Rainherr zu dienen!«
»Du spinnst, Juan!«
Rainherr lenkte das Boot sicher durch die unter der Wasseroberfläche ragenden Klippen. »Wenn wir uns gegenüberstehen«, fuhr er fort, »könnten wir uns zerfleischen.«
»Das ist die höchste Form der Liebe, Sir.«
»Juan, der Philosoph! Und was wird Annette sagen?«
»Sie wird dagegen sein.«
»Das ist sicher.« Rainherrs Gesicht wurde ungewöhnlich hart und kantig. »Sie kann ihre Mutter nicht vergessen. Ich konnte es auch nicht …«
»Aber jetzt, Chef?«
»Halt den Mund!«
»Tote sollten die Lebenden nicht verdrängen, Sir.«
»Du fliegst von der Brücke, wenn du weiterhin Weisheiten versprühst. Was dich Narren verrückt macht, diese Sonnenanbeterin auf dem Vorschiff, ist eine Piratin! Nach dem Gesetz eine Verbrecherin! Und wir werden in kürzester Zeit noch in verdammt heiße Situationen kommen!«
»Auf offener See rennen wir allen weg, Chef.«
»Aber nicht vor einem Flugzeug oder einem Hubschrauber!« Rainherr trat vom Ruder zurück. »Fertig mit Essen? Übernimm du wieder, Juan.«
»Ja, Sir. Aber ab morgen koche ich wieder.«
»Wenn es für uns noch ein Morgen gibt …«
Er stieg die Leiter hinunter auf Deck und ging zu Mary-Anne. Sie blinzelte ihm zu, aber änderte ihre Lage nicht. Die Träger des Badeanzuges hatte sie abgestreift … ihre schöne Brust lag fast bloß.
»Du wirst dir einen Sonnenbrand holen«, sagte Andreas und hockte sich neben sie.
»Du hast gesagt, daß die Luft am besten heile. Ich pflege meine Wunde. Außerdem bin ich die Sonne gewöhnt. Ich bin in ihr aufgewachsen.« Sie schob die Hände unter den Nacken und blickte über die See.
»Wohin fahren wir?« fragte sie.
»Nach Cayman Brac …«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Ich möchte, daß du nach San Pedro fährst, zu der Ambergris Cay. Im ›Ambergris Lodge‹ kann man gut wohnen. Es ist der einzige Flecken von Belize, wo es schon fast mondän zugeht. Ein schöner Hafen, viele Luxusyachten aus Amerika, Sporttaucher, im Hotel eine Bar und Tanz, ein kleiner Golfplatz, Tennisplätze …«
»Das lockt dich? Genau das ist es, vor dem ich fliehe!«
»Ab und zu liebe ich geselliges Leben. Und außerdem wird Fernando überall suchen, nur nicht auf Ambergris Cay. Daß wir am Strand von San Pedro liegen könnten, das traut er uns nicht zu.«
»Das ist ein Argument. Also gut, werden wir mondän-gesellig! Drehen wir ab nach San Pedro.«
»Außerdem ist dort die Grenze nach Yukatan ganz nahe. Du könntest ›Samtpfötchen‹ besuchen, deine süße zärtliche Indianerin!«
»Das wäre eine Idee.« Er beugte sich über sie und küßte sie.
Daß Juan zusah, störte ihn nicht. Wenn zwei Menschen sich küssen, muß das ja nicht immer versteckt geschehen.
»Du bist eine Frau, an der ein labiler Mann zerbrechen könnte«, sagte Andreas später.
»Ich würde mir nie einen labilen Mann aussuchen.«
»Was hast du getan, bevor du Korsarin wurdest?«
»Muß das sein?« Sie schloß die Augen. Ihr Gesicht war weich und glatt wie auf einem altspanischen Gemälde. »Was ist heute für ein Tag?«
Rainherr blickte auf seine Kalenderarmbanduhr. »Der dreiundzwanzigste Mai.«
»Beginnen wir unser Leben mit diesem Tag, Andres. Mit dem dreiundzwanzigsten Mai!«
Sie hielt seine Hand fest, mit der er ihren Leib
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